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DDR-Geschichte DDR-Geschichte: Wie die Stasi die Fankurven ins Visier nahm

Von Steffen Könau 03.07.2016, 12:45
Fußball-Fans wurden zu DDR-Zeiten besonders massiv überwacht.
Fußball-Fans wurden zu DDR-Zeiten besonders massiv überwacht. Bundesarchiv

Halle (Saale) - Schärfere Überwachung, schnellere Strafen, vor allem aber mehr Bildungs- und Erziehungsarbeit direkt mit den Fans - keine neue Strategie gegen Hooligan-Gewalt, mit der auf die Ausschreitungen bei der EM in Frankreich reagiert wird.

Sondern die Taktik, mit der die Staatssicherheit der DDR vor 30 Jahren versuchte, die in der Arbeiter- und Bauernrepublik zunehmend auffälliger werdenden „losen Gruppen negativer Jugendlicher“ (MfS) in den Griff zu bekommen.

Sammelpunkte für feindlich-negative Jugendliche

Kein Wunder. Wie heute scharte sich der harte Kern der zum Prügeln und Randalieren bereiten Fans „unter Ausnutzung der Anonymität großer Menschenmassen“ unter die normalen Fans auf den Rängen, wie es in einer als „streng geheim“ klassifizierten Stasi-Analyse für Honecker-Stellvertreter Egon Krenz und Vize-Stasichef Rudi Mittig heißt.

Im Zusammenwirken mit Fußballverband, Polizei und den Vereinen sei es zwar gelungen, „Fortschritte bei der Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit zu erzielen“. Doch noch immer gebe es eine „Zahl von nicht registrierten Fanklubs“, die einen „Sammelpunkt für feindlich-negative Jugendliche“ bildeten.

Nur die Spitze des Eisbergs

Aus diesen Kreisen heraus waren nach den Unterlagen des MfS in der Saison 1985/1986 889 Personen „wegen Störung der öffentlichen Ordnung“ zugeführt worden. 400 Mal wurden danach Ermittlungsverfahren wegen sogenannten Rowdytums und „öffentlicher Herabwürdigung“ eingeleitet.

Nur die Spitze eines Eisberges, wie die Stasi vermerkt. Es gehe dem dekadenten Fußballanhang um das öffentliche Ausleben „gesellschaftsfeindlicher Verhaltensweisen“. Reagiert werden müsse mit Stadionverboten, Heranziehung zu gemeinnütziger Arbeit und einer Information an die Arbeitsstellen, sobald Verfehlungen vorliegen. (mz)