Champions-League-Qualifikation Champions-League-Qualifikation: Stevens ist Spielverderber

Gelsenkirchen/MZ - Huub Stevens ist in der Zwickmühle. Einerseits würde der Fußballtrainer mit seinem Verein Paok Saloniki liebend gerne in der Gruppenphase der Champions League spielen. Andererseits muss er dazu den FC Schalke 04 in den Playoffs ausschalten, seinen ehemaligen Klub, seine Herzensangelegenheit.
Am Mittwochabend ist die Chance größer geworden, dass Stevens seinen Schalkern sehr wehtun und ihnen Einnahmen von mindestens 20 Millionen Euro wegschnappen wird. Die Gelsenkirchener kamen im Hinspiel gegen den griechischen Klub nur zu einem 1:1 (1:0). Das ist eine gefährliche Ausgangslage für das Rückspiel am kommenden Dienstag, das Paok wegen einer Strafe ohne Zuschauer austragen muss. „Der Ausgang ist schade, weil wir eine tolle erste Halbzeit gespielt haben. Dann waren wir beim Gegentor wieder zu passiv. Das Resultat ist nicht optimal, aber wir haben noch alles in der Hand“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes im ZDF. Stevens meinte: „Die Ausgangsposition ist gut.“
Schalke, mit nur einem Punkt aus zwei Spielen in die Bundesliga gestartet und daher schon wieder in heller Aufregung, brauchte zehn Minuten, um die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen. Der Plan war, über die weit nach vorn geschobenen Außenverteidiger Atsuto Uchida und Christian Fuchs Salonikis Defensivformation (aus dem 4-2-3-1 wurde gegen den Ball ein tiefes 4-5-1) in die Breite zu zwingen.
Das gelang auch ganz gut, doch die Flanken und flachen Hereingaben waren zu schwach, um für Gefahr zu sorgen. So warteten die Zuschauer bis zur 32. Minute auf die erste gute Chance, die dann allerdings sofort genutzt wurde. Adam Szalai, der für den verletzten Klaas-Jan Huntelaar stürmte, legte für Jefferson Farfan auf, dessen Linksschuss vom Innenpfosten ins Tor prallte.
Paok, das nur wegen des Ausschlusses von Metalist Charkow - angebliche Spielmanipulation - die Playoffs erreichte, kam kaum nach vorne, weil es sehr einfach auszurechnen war. Allerdings bot sich Kostas Katsouranis und Lucas eine Doppelchance, nachdem Jermaine Jones am Fünfmeterraum ausgerutscht war.
Bei Schalke spielte der erst 17 Jahre alte Max Meyer im linken Mittelfeld. Trainer Jens Keller dürfte sich von ihm mehr Kreativität als von Christian Clemens versprochen haben. Doch Meyer war darauf bedacht, wenig Fehler zu machen. Auch deshalb blieb das Spiel des Bundesligisten recht statisch, Julian Draxler machte ebenfalls nur selten auf sich aufmerksam.
Nach etwa einer Stunde merkte Paok, dass auch eine linke Seite zur Verfügung steht. Die Griechen gestalteten das Spiel offen, waren nun sogar häufiger am Ball. Es fehlte ihnen aber zunächst noch an Durchschlagskraft. Schalke wich aber – vielleicht aus Angst vor dem Ausgleich – immer mehr zurück und wurde dann für dieses passive Verhalten bestraft. Miroslav Stoch, der belebende Faktor auf der linken Seite Salonikis, traf mit einem schönen Rechtsschuss aus 18 Metern ins Tor (72.). Schalke war kurz geschockt, versuchte dann aber, die Ausgangslage zu verbessern. Es gelang nicht mehr. Benedikt Höwedes vergab die beste Chance, als er frei vor Jacobo am Torwart von Paok scheiterte (80.). Schalke muss nun vor einer biederen Mannschaft, die in der vergangenen Saison mit 15 Punkten Rückstand auf Olympiakos Piräus Tabellenzweiter wurde, zittern. Das ist schon ein kleiner Erfolg für den Herren in der Zwickmühle.
Nun stehen die Gelsenkirchener im Rückspiel vor einer schwierigen Aufgabe. Dann geht es ums große Geld: Mindestens 20 Millionen würde die sechste Teilnahme an der Königsklasse den noch immer hoch verschuldeten Gelsenkirchenern einbringen. Ansonsten bliebe nur die Europa League - und nur etwas „Taschengeld“.