Borussia Mönchengladbach Borussia Mönchengladbach: Gladbach trennt sich von Stürmer Hanke

MÖNCHENGLADBACH/SID. - Mike Hanke war auch am Tag nach dem „Schlag ins Gesicht“ die Fassungslosigkeit noch deutlich anzusehen. Bleich und deprimiert berichtete der Stürmer von Borussia Mönchengladbach am Mittwoch nach dem Training von den für ihn unglaublichen Vorgängen tags zuvor. Frohen Mutes war er zur Geschäftsstelle gekommen, um „den neuen Vertrag fix zu machen“. Stattdessen sagten ihm die Bosse des fünfmaligen deutschen Meisters, dass er nach Saisonende den Verein verlassen muss, „man schlug mir ins Gesicht“.
Das Besondere am Fall Hanke: Die Borussia hatte dem 29 Jahre alten ehemaligen Nationalspieler im Herbst bereits ein Vertragsangebot unterbreitet, mit dem der Spieler nach eigenem Bekunden auch einverstanden gewesen ist. Doch in der Zwischenzeit, so erklärte es Sportdirektor Max Eberl, habe sich „unsere Idee, Fußball zu spielen, geändert.“ Trainer Lucien Favre plant nicht mehr mit Hanke, der deshalb gehen muss. „Ich bin sehr enttäuscht. Ich hätte den Vertrag gerne verlängert. Man hat mir auch ein Angebot gemacht, es für mich überraschend aber wieder zurückgezogen“, sagte Hanke. Er sei „fassungslos“ gewesen, als ihm der Klub die Entscheidung am Dienstag mitgeteilt habe: „Ich war komplett geschockt. Das war für mich ein Trauertag. Ich bin tief betroffen und sehr, sehr enttäuscht, wie die Klubführung mit mir umgegangen ist. Die einzige Begründung war, dass der Trainer mich nicht mehr will.“
Hanke betonte, er sei „Profi und werde weiter Gas geben“. Er ist nun ablösefrei und muss sich einen neuen Verein suchen. Unabhängig vom ungewöhnlichen Verlauf der Dinge kam die Entscheidung der Gladbacher nicht mehr wirklich überraschend. Hanke war zuletzt häufig nicht mehr über die Rolle des Ergänzungsspielers hinausgekommen. Am Sonntag im Heimspiel gegen den deutschen Meister Borussia Dortmund (1:1) stand er in der Startelf, konnte aber nicht überzeugen. Im Rückblick könnte man diesen Einsatz als eine letzte Chance von Favre für Hanke interpretieren, was allerdings auch gegen ein radikales Umdenken in den Köpfen der Klub-Taktiker spräche. So oder so: Hanke ergriff die Chance nicht. Für Favre ist Luuk de Jong klar die Nummer eins im Sturm. Zudem greift der Coach in der Offensive immer häufiger auf die Jungstars Amin Younes (19) und Peniel Mlapa (22) zurück, die Hanke vor allem in puncto Schnelligkeit überlegen sind. Der Blockstürmer hat ausgedient, Favre drückt aufs Tempo. Auch ein Blick auf Hankes Erfolgsquote könnte die Macher zum Umdenken bewogen haben. Vier Tore und eine Vorlage in 32 Pflichtspielen stehen zu Buche.
Favre selbst erklärte am Mittwoch: „Mike hat viel getan für Gladbach, aber der Verein hat auch viel für ihn getan. Es war eine rein sportliche Entscheidung.“ Eberl sprach von einer „schweren Entscheidung, aber wir haben uns entschlossen, andere Wege zu gehen.“ Für den Sommer kündigte er deshalb Transfers an. Ein Fingerzeig an die Profis in der Endphase einer Saison, die für die Borussia nicht wirklich erfolgreich verläuft, ist die Aktion auch: Seid wach, seid euch nicht zu sicher! Hanke wird nun mit seinem Ex-Klub Hannover 96 in Verbindung gebracht. Am Maschsee gilt Top-Angreifer Mame Diouf als Wechselkandidat. Von den Niedersachsen war Hanke in der Winterpause der Saison 2010/11 nach Mönchengladbach gewechselt. Danach hatte er maßgeblichen Anteil am schon nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt. Umso undankbarer mögen Hanke Favre und Co. nun vorgekommen sein. „Ich werde mich jetzt umschauen. Es ist noch nicht zu Ende“, sagte Hanke.