1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Fußball
  6. >
  7. Abgänge und Zugänge: Borussia Dortmund: Mit diesen Transfers plant der BVB den nächsten Angreif auf den FC Bayern

Abgänge und Zugänge Borussia Dortmund: Mit diesen Transfers plant der BVB den nächsten Angreif auf den FC Bayern

Von Clemens Boisserée 07.06.2016, 16:53
Die Planer des "neuen" BVB: Hans-Joachim Watzke, Thomas Tuchel und Michael Zorc.
Die Planer des "neuen" BVB: Hans-Joachim Watzke, Thomas Tuchel und Michael Zorc. imago sportfotodienst

Dortmund - Anfangs schleppend, mittlerweile mit voller Fahrt ist das Transferkarussell bei Bundesligist Borussia Dortmund unterwegs. Fast könnte man meinen, der Vize-Meister und Vize-Pokalsieger habe die heiße Phase der EM-Vorbereitung - und den damit einhergehenden medialen Fokuswechsel - abgewartet, um nun täglich neue Verpflichtungen bekannt zu geben.

Marc Bartra machte den Anfang, Sebastian Rode wurde am Montag vorgestellt, Emre Mor nur einen Tag später. Bereits bekannt waren da die Verpflichtungen Mikel Merino und Ousmane Dembélé. Noch bis zum Wochenende soll auch der Transfer von Außenverteidiger Raphaël Guerreiro vom FC Lorient perfekt gemacht werden. Manch BVB-Fan dürfte nun beruhigt aufatmen, gehen doch in diesem Sommer mit Mats Hummels und Ilkay Gündogan gleich zwei Starspieler von Board - ein dritter könnte in Henrikh Mkhitaryanfolgen.

Entsprechend braucht es neue Leute - lobhudelnde Worte und Vorschusslorbeeren bringen sie alle mit. Doch was steckt hinter all den neuen Namen? 

Ousmane Dembélé

"Er ist ein außergewöhnlicher junger Spieler, er ist torgefährlich, ein Dribbler und sehr neugierig. Der Transfer ist sehr besonders, weil er standhaft geblieben ist trotz der ganzen Angebote, die gekommen sind. Das lässt Rückschlüsse zu auf seine Persönlichkeit. Ich freue mich sehr aufs erste Training mit ihm", sagt Tuchel über den 19-jährigen Außenstürmer. Dembéle erzielte in der französischen Liga für State Rennes zwölf Tore und bereitete fünf weitere vor. Bis zu 15 Millionen Euro soll der neue Mann kosten und künftig die Rückennummer sieben tragen. 

Eingesetzt wird er wohl vor allem auf den beiden Außenbahnen oder als hängende Spitze. Mit dem quirligen Dribbelass macht sich der BVB in der Offensive flexibler - auch mit Hinblick auf die ungeklärte Personalie Henrikh Mkhitaryan. Wie auch der Armenier, so sieht auch der junge Franzose seine Heimat jedoch nicht auf ewig in Dortmund: "Ich träume davon, für Barcelona zu spielen. Neymar und Messi inspirieren mich", sagte er im Februar.

Emre Mor 

Mit seinen 18 Jahren der jüngste Neuzugang. Auch für ihn gab es vor seinem Wechsel warme Worte: "Emre ist eines der größten Talente, das ich je trainiert habe. Er hat herausragende Qualitäten im Dribbling und ist extrem schnell. Ich wünsche ihm für seine neue Aufgabe alles Gute. Er hat das Potenzial, sich in der Bundesliga durchzusetzen", sagte Otto Addo, Ex-Borusse und Mors Co-Trainer bei seinem bisherigen Verein FC Nordsjaelland in Dänemark. BVB-Sportdirektor Michael Zorc ergänzte nach der Verpflichtung: "Emre Mor ist ein hochveranlagter und in der Offensive vielseitig einsetzbarer junger Spieler mit riesigem Entwicklungspotenzial."

Der 1,68 Meter kleine Mor gilt als technisch versierter Offensivmann, der flexibel einsetzbar ist und sowohl hinter als auch in der Spitze aktiv sein kann. Er soll sowohl Shinja Kagawa als auch Aubameyang Konkurrenz machen, gut vorstellbar ist auch, dass der Linksfuß zunächst den zu Saisonbeginn wohl ausfallenden Marco Reus auf der linken Außenbahn vertritt. 

Der türkische Nationalspieler ist als jüngster Akteur seines Landes bei der EM aktiv und spühlt Nordsjaelland eine Rekordablöse von knapp zehn Millionen Euro in die Kasse. Carsten Jensen, Sportdirektor der Dänen, erklärte: "Ich gratuliere Emre zu seinem Wechsel. Wir können stolz darauf sein. Dieser Transfer ist der größte in der Klubhistorie."

Mikel Merino

Ursprünglich sollte der 20-Jährige schon in der Winterpause aus Ososuna nach Dortmund wechseln. Doch die Spanier wollten ihr Mittelfeld-Talent zunächst behalten und mit ihm den Wiederaufstieg schaffen (was trotz vier Merino-Tore nicht gelang). Nun steht als Merino ab Juli auf dem BVB-Trainingsplatz im Dortmunder Stadtteil Brackel. 

Der 1,88 Meter große Mittelfeldspieler ist vor allem für die Rolle des Spielgestalters vorgesehen - ein Position, die bislang Nuri Sahin und der abgewanderte Ilkay Gündgoan bekleideten. Dank seiner Größe kann er dabei auch zusätzliche Stabilität für die Defensive anbieten und als Stopper vor der Abwehr fungieren. Eine multifunktionale Spielweise, die voll in das Konzept von Trainer Tuchel passt. 

Marc Bartra

Als Schnäppchen gefeiert, das außer den Verantwortlichen kaum einer auf dem Schirm hatte, soll der 25-Jährige in die gigantischen Fußstapfen von Mats Hummels treten. Dass der BVB ihm diese Rolle nur eingeschränkt zutraut, beweist der nachdrückliche Versuche, neben Bartra mit Ömer Toprak einen weiteren Innenverteidiger zu verpflichten - ohne Erfolg. Also wird es wohl doch der Mann vom FC Barcelona richten, der nach nur 13 Spielen in der abgelaufenen Saison für gerade mal acht Millionen Euro wechseln durfte.

"Ich denke, dass er zu Dortmund passt und hoffe, dass er erfolgreich ist", sagte Deutschlands Nationaltorwart und Barca-Spieler Marc-Andre ter Stegen. "Ich wünsche ihm natürlich alles Gute, weil er für uns sehr wichtig war. Er ist Katalane und hat natürlich noch seinen eigenen Flair in die Mannschaft gebracht."

Mit diesem "Flair" begeisterte Bartra auch die Fans, die ihn als Publikumsliebling feierten. Der spanische Nationalspieler, der auch für die EM im Kader steht, bringt neben einem guten Pass- und exzellentem Stellungsspiel vor allem jede Menge Titelerfahrung mit nach Dortmund. Zwei Champions League-Titel und fünf spanische Meisterschaften feierte der Innenverteidiger mit seinem Heimatverein, für den er seit der B-Jugend aktiv war und durch Pep Guardiola ausgebildet wurde.

Sebastian Rode

"Sebastian Rode ist ein dynamischer, zweikampfstarker und charakterlich ungemein wertvoller Spieler. Wir sind froh, ihn für uns gewonnen zu haben." Die Lobhudelei durch Sportdirektor Michael Zorc lässt nicht schlussfolgern, dass sich es bei diesem Neuzugang um einen Spieler handelt, der in der vergangenen Saison ganz 400 Bundesliga-Minuten auf dem Platz stand. Bei FC Bayern kam der defensive Mittelfeldspieler, liebevoll "Terrier" gerufen, kaum zum Zuge. Drei Tore, sechs Vorlagen, elf Spiele von Beginn an, 27 Einwechselungen - das sind die Zahlen, die für den 25-Jährige hinter zwei Bundesliga-Saisons in München stehen.

Nun also Dortmund, wo er primär als Ergänzung zu oder Nebenmann von Julian Weigl gesehen wird und Ilkay Gündogan ersetzen soll. Rode gilt als wichtigste Neuverpflichtung hinsichtliches des Dortmunder Spielaufbaus in der kommenden Saison. Passsicherheit, Ruhe, Zweikampfstärke, Einsatzwille, dazu schnelle und mutige Ideen in der Eröffnung - die angepriesenen Qualitäten des "BVB-Fan seit Kindheitstagen" lassen aus Dortmunder Sicht viel erwarten - und würden sogar 14 Millionen Euro Ablöse rechtfertigen.

Wie planen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Michael Zorc und Trainer Thomas Tuchel weiter?

Vieles, nein, alles hängt an der Causa Henrikh Mkhitaryan. geht der Kopf der Dortmunder Kreativabteilung nach der bärenstarken letzten Saison oder bleibt der Armenier und verlängert seinen 2017 auslaufenden Vertrag? Erst wenn diese Frage beantwortet ist, lässt sich mehr über die weitere entscheidende Kaderplanung des BVB sagen.

Klar ist: Mit Raphaël Guerreiro kommt noch ein weiterer Außenverteidiger. In der Defensive dürfte es dann nur noch Abgänge geben. Neven Subotic gilt als Wechselkandidat, gleiches gilt für Matthias Ginter und Joo-Ho Park. Auch im Mittelfeld wird - unabhängig von Mkhitaryan - noch Platz geschaffen werden. Moritz Leitner darf den Verein verlassen, auch der von einer Florenz-Ausleihe zurückkehrende Jakub Blaszczykowski darf wohl gehen, spielt aber zunächst mit Polen die EM. Im Angriff möchte Adrian Ramos noch einer mehr als ordentlichen Saison künftig wieder mehr Einsatzzeiten. Hinter Aubameyang und noch dazu nach der Verpflichtung Mors, wird er die in Dortmund wohl nicht bekommen. Kommt ein entsprechendes Angebot, darf auch er die Westfalen verlassen. 

Fazit

Beim BVB vertraut man auf den altbewährten "Dortmunder Weg", auf dem größtenteils unbekannte Neuverpflichtungen in Eigenregie zu echten Stars entwickelt wurden. Bislang hat der BVB die 60 Millionen Euro, die er für Gündogan und Hummels kassierte, vor allem in jede Menge Talent und Kaderbreite investiert.  Weder Dembéle, noch Merino oder Mor sollen unmittelbar in die Stammelf rücken. Knapp 45 Millionen Euro sind schon weg, nach dem Guerreiro-Transfer dürfte sich die Summe auf deutlich über 50 Millionen erhöhen. Bleibt die Frage, ob der Verlust zweier Nationalspieler durch Quantität und Talent sowie bislang allenfalls solide 1:1-Ersetzungen ausreichend kompensiert wurde.  

Zugänge:

Abgänge:

Der bisherige Kader für die kommende Saison: