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Traditionsklub steigt ab Aus für Rot-Weiß Erfurt: RWE stellt Spielbetrieb ein und steigt aus Regionalliga ab

29.01.2020, 15:38
Insolvenzverwalter Volker Reinhardt konnte den Spielbetrieb bei Rot-Weiß Erfurt nicht sichern.
Insolvenzverwalter Volker Reinhardt konnte den Spielbetrieb bei Rot-Weiß Erfurt nicht sichern. www.imago-images.de

Das erhoffte Fußball-Wunder blieb aus. Regionalligist Rot-Weiß Erfurt zieht endgültig die Notbremse und meldet seine Mannschaft ab. Insolvenzverwalter Volker Reinhardt musste am Mittwoch diese Entscheidung treffen, nachdem Verhandlungen mit einem Investor trotz Absichtserklärung erfolglos verlaufen waren.

„Die Spieler der Mannschaft haben große Geduld bewiesen. Die meisten von ihnen wollten bleiben und haben bis heute abgewartet. Sie müssen jetzt noch vor Ende der Transferperiode die Möglichkeit zu einem Vereinswechsel bekommen“, sagte Reinhardt. „Ich danke allen Spielern, dass sie diese auch für sie belastende Situation solidarisch mitgetragen haben und wünsche ihnen allen eine erfolgreiche sportliche Zukunft.“

Noch Rückzug: Rot-Weiß Erfurt - Energie Cottbus abgesagt

Damit fällt nicht nur das Spiel am Samstag gegen Tabellenführer FC Energie Cottbus aus. Die gesamte Tabelle der Regionalliga wird sich verändern, da die Spiele mit Erfurter Beteiligung annulliert werden. Auch zum Halbfinale im Thüringen-Pokal wird RWE nicht antreten.

Stattdessen konzentriert man sich in Erfurt auf einen Neustart im Sommer in der Oberliga. Auch der Nachwuchsbereich, der Spieler wie Marco Engelhardt und Clemens Fritz hervorbrachte, soll erhalten bleiben.

„Das Wunder, auf das ich und wohl alle RWE-Fans gehofft haben, ist leider ausgeblieben. Der Traditionsverein bleibt bestehen, das ist das Positive an der Situation. Hier ist ein unbelasteter Neuanfang nötig“, sagte Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein.

In den vergangenen Tagen hatte es bereits ein emotionales Auf und Ab in Erfurt gegeben. Am Freitag hatte Reinhardt zunächst angekündigt, die Mannschaft am Montag vom Spielbetrieb abmelden zu wollen. Zuvor hatte der Club die Dezember-Gehälter nicht zahlen können, weil ein Investor Zahlungen nicht geleistet hatte. Auch Gespräche mit neuen Geldgebern waren erfolglos verlaufen.

RWE-Insolvenz: Spieler müssen schnell neue Vereine finden

Nur zwei Tage später keimte Hoffnung auf. Reinhardt teilte am Sonntag überraschend mit, dass Gespräche mit einem Investor vielversprechend gelaufen seien und bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet worden war. Trotzdem drängte die Zeit. Bis zum Ende der Wechselperiode am Freitag musste eine Entscheidung gefällt werden, damit Spieler sich notfalls nach einem neuen Verein umsehen können.

Diesen Weg müssen die Profis nun gehen. Bereits zu Beginn der Woche hatten Morten Rüdiger (Lübeck), Rico Gladrow (Cottbus), Kapitän Lukas Novy (unbekannt) und Selim Aydemir (Menemenspor) den Club verlassen. Nun suchen weitere Spieler innerhalb kürzester Zeit einen neuen Verein.

In RWE verliert der Fußball-Osten einen seiner bekanntesten Verein vorerst in die Bedeutungslosigkeit. Einst rühmte man sich, Gründungsmitglied der 3. Liga zu sein. Doch mit riskanten wirtschaftlichen Manövern, um die Rückkehr in die 2. Bundesliga zu schaffen, begann der Abstieg. Am 14. März 2018 wurde der Insolvenzantrag eingereicht, wenige Wochen später stand der Abstieg in die Regionalliga fest. Zwei Jahre später geht es nun noch eine Liga tiefer.

Die Insolvenz von Rot-Weiß Erfurt in der Chronik

14. März 2018: Der sportliche Abstieg aus der 3. Liga ist kaum noch zu vermeiden. Rot-Weiß Erfurt stellt einen Insolvenzantrag.

22. März 2018: Volker Reinhardt wird als Insolvenzverwalter eingesetzt.
August 2018: Forderungen von 6,8 Millionen werden bei Reinhardt von 132 Gläubigern angemeldet.

Dezember 2018 bis März 2019: Zweimal steht RWE vor dem endgültigen Aus. Neue Darlehen rettet den Club in letzter Minute.

30. August 2019: Die Regionalliga-Mannschaft wird in die FC Rot-Weiß Erfurt Fußball GmbH ausgegliedert.

11. Oktober 2019: Reinhardt findet neue Investoren und präsentiert die ASGV Grundbesitz- und Verwaltung GmbH aus Leipzig, die Millhouse Capital GmbH aus Erfurt und die Franz Gerber Reha- und Sportagentur GmbH.

16. Januar 2020: Insolvenzverwalter Reinhardt gibt bekannt, dass die Dezember-Gehälter nicht bezahlt werden konnten und die Lage erneut kritisch sei. Die Ausgliederung der Profimannschaft in eine GmbH ist gescheitert.

24. Januar 2020: Reinhardt steht vor der Aufgabe. Verhandlungen mit neuen Investoren verliefen ergebnislos, drei Tage später soll die Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet werden.

26. Januar 2020: Völlig überraschend bahnt sich ein Durchbruch bei Investorengesprächen an. Reinhardt liegt eine Absichtserklärung vor, das erste Rückrundenspiel gegen Cottbus soll unbedingt ausgetragen werden.

29. Januar 2020: Die Verhandlungen mit dem Investor bleiben erfolglos. Rot-Weiß Erfurt meldet sich vom Spielbetrieb in der Regionalliga ab. Ab Sommer soll ein Neustart in der Oberliga erfolgen. (dpa/bbi/mz)