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Vom HFC bis zum Videobeweis 3. Liga: Fünf Thesen zur neuen Saison 2019/20

Von Benjamin Binkle 18.07.2019, 12:21
Die 3. Liga geht 2019 in ihre zwölfte Saison.
Die 3. Liga geht 2019 in ihre zwölfte Saison. www.imago-images.de

Halle (Saale) - Die stärkste 3. Liga aller Zeiten wird zur Saison 2019/20 erwartet. Eine Aussage, die auch schon in den Vorjahren regelmäßig getätigt wurde. Die 3. Liga hat sich in den elf Jahren ihres Bestehens gut entwickelt, ist attraktiver und professioneller geworden, aber auch riskanter und kostspieliger für viele Klubs.

Einer dieser Klubs ist der Hallesche FC, seit nunmehr sieben Jahren dabei - und wohl so ambitioniert wie nie zuvor. Bevor ab Freitagabend der Ball rollt, stellen wir fünf Thesen zur neuen Spielzeit vor. Was wird die Saison bringen, was macht sie besonders?

Der HFC wird mehr Tore schießen, aber auch mehr kassieren

Gerade einmal 34 Gegentore kassierte der Hallesche FC in der abgelaufenen Saison. Aber vorne schoss das Team auch nur 47. Das 1:0 war das Lieblingsergebnis des HFC – oft reichte ein Tor, weil hinten nichts anbrannte. Das wird sich ändern. Nicht nur, aber auch weil in Moritz Heyer der Anker der defensiven Stabilität verlorenging.

Trainer Torsten Ziegner will – und muss – sein Team weiterentwicklen, die Transfers zeigen deutlich, dass es dabei vor allem um die Offensive geht. Natürlich führt mehr Offensive nicht immer zwangsläufig zu weniger Defensive, aber die perfekte Mischung ist schwer zu finden. So wird Halle seinen Fußball etwas wandeln und sich ein Stück weit neu erfinden: Vielleicht wird es – im Optimalfall – künftig eher ein 2:1 als ein 1:0.

Der Aufstiegskampf wird deutlich spannender und enger

Schon früh stand Osnabrück als Aufsteiger fest, auch Karlsruhe musste nicht bis zum Schluss zittern. Der Relegationsplatz war bereits vor dem 38. Spieltag vergeben, auch Halles vierter Rang war früh uneinholbar. Klare Verhältnisse also und auch etwas Langeweile.

Eine solche Konstellation ist unüblich für die 3. Liga, die in der kommenden Saison wieder enger zusammenrücken wird. Etwa die Hälfte der Klubs hegt Aufstiegsambitionen. Dass Favoritenteams wie Kaiserslautern, Braunschweig oder Rostock sich nochmals so schwer tun, ist unwahrscheinlich. So wird es lange spannend bleiben im Aufstiegskampf – vielleicht sogar bis in die letzten Minuten des finalen Spieltags.

Die Trainer werden es (noch) schwerer haben

13 Trainer mussten während der Saison 2018/19 gehen, vier weitere nach Ende der Spielzeit – und da sind die Interimstrainer der 20 Drittligisten noch nicht mit eingerechnet. Und es ist wohl keine mutige These, dass diese Zahl eher steigen als fallen wird. So feuerte Aufsteiger Uerdingen seinen Trainer Stefan Krämer trotz Tabellenplatz vier.

Ein besorgniserregender Trend, der in der 2. Bundesliga sogar noch abstrusere Formen annahm. Der 1. FC Köln trennte sich von Markus Anfang als souveräner Tabellenführer. Dessen Nachfolger war ohne ein einziges Spiel zu absolvieren quasi aufgestiegen.

Auch scheint die Geduld der Klubs in ihre Trainer immer weniger belastbar zu sein: Norbert Meier durfte in Uerdingen 40 Tage bleiben, Matthias Mauksch in Lotte 54, Oliver Zapel in Köln 69. Die Ambitionen und die Tatsache, dass am Ende nur zwei oder drei Vereine aufsteigen können, werden für wackelige Trainerstühle sorgen – und zwar vom ersten Spieltag an.

Der Ruf nach dem Videobeweis wird lauter werden

Der Videobeweis beherrscht die Diskussionen in den beiden Bundesligen. Er wird kritisiert und gelobt, kaum ein Wochenende vergeht ohne eine Debatte, Und er wird auch in der 3. Liga zu einem immer dominanteren Themen – eben weil es ihn dort nicht gibt.

Denn während in der der Bundesliga gravierende Fehlentscheidungen noch korrigiert werden können, bleibt in Liga drei die Tatsachenentscheidung der (oft unerfahrenen) Schiedsrichter das Maß aller Dinge. Kritik daran gab es immer wieder, auch vom HFC.

In einer Liga, in der ein halbes Dutzend Klubs mit aller Macht nach oben strebt, werden Fehler immer weniger toleriert. Nicht auszudenken, wenn am Ende eine Fehlentscheidung über Auf- oder Abstieg entscheidet. Der Druck auf den DFB wird sich drastisch erhöhen, die Technologie einzuführen – trotz aller inhaltlichen Kritik und den verbundenen Kosten für die Vereine. Eine professionelle Liga kann nicht dauerhaft hinter diesen Standards zurückbleiben.

Der Osten wird die 3. Liga prägen

Der 1. FC Magdeburg und der Chemnitzer FC sind zurück, der Hallesche FC vielleicht so stark wie nie, Hansa Rostock greift wieder voll an, FSV Zwickau und Carl Zeiss Jena gehören schon fast zum Inventar: Die 3. Liga ist wieder eine Ostliga. Aber nicht nur die Quantität – fast ein Drittel der Teams kommt aus den „neuen Bundesländern“ - belegt diese Aussage.

Die Ost-Klubs sorgen nicht nur bei den zahlreichen Derbys für volle Stadien und bringen auswärts regelmäßig überdurchschnittlich viele Fans mit. Die Liga lebt von der Strahlkraft der Traditionsvereine, auch bei der TV-Vermarktung.

Sportlich stimmt die Qualität im Osten ebenfalls: Gleich drei Teams werden unter den Top-Aufstiegskandidaten geführt – und die Chancen stehen gut, in der Saison 2020/21 (mindestens) einen neuen Zweitligisten aus dem Osten der Republik zu sehen. (mz)