20 Millionen Euro Schulden 20 Millionen Euro Schulden: Hansa Rostock sehnt sich nach dem Aufstieg

Rostock - Ganz dicht dran und doch so weit weg: Die Sehnsucht nach der Zweitliga-Rückkehr ist bei Hansa Rostock groß. Doch der ehemalige Fußball-Bundesligist scheint seine letzte Chance auf den Aufstieg aus der 3. Liga mit dem 1:3 am Samstag bei den Würzburger Kickers wohl schon verspielt zu haben. Vor den beiden letzten Saisonspielen beträgt der Rückstand der Mecklenburger auf den Relegationsplatz vier Punkte.
Dabei wäre für Hansa der Sprung ins Unterhaus nach acht Jahren Abstinenz sportlich und wirtschaftlich ein Segen. Der Traditionsclub, der letztmals 2011 den Aufstieg feierte, kämpfte mehrfach gegen den Abstieg aus der 3. Liga und entging nur knapp einer Insolvenz.
„Der Verein, unsere Fans und eine ganze Region sehnen sich nach Erfolg. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir fünf, sechs Jahre puren Überlebenskampf hinter uns haben“, sagt der Rostocker Vorstandsvorsitzende Robert Marien.
Hansa Rostock: Mit Trainer Jens Härtel sportlich im Aufwind
Der 39-jährige Marien führt Hansa seit 2016 aus einer finanziellen und sportlichen Krise. Dank rigoroser Sparmaßnahmen, der Ausgliederung der Profiabteilung und dem Einstieg von Investor Rolf Elgeti gelang der Kogge wirtschaftlich die Kehrtwende.
Auch sportlich ging es unter Trainer Jens Härtel und Sportchef Martin Pieckenhagen bergauf. Nach Platz sechs in der Vorsaison beendeten die Rostocker die Hinrunde auf einem enttäuschenden 13. Platz. Doch im Frühjahr und vor allem nach dem Corona-Neustart der 3. Liga gewann Hansa an Stabilität und avancierte mit 31 Zählern zum drittbesten Team der Rückrunde.
„Wir haben sportlich den nächsten Schritt gemacht und mischen erstmals wieder oben mit. Das zeigt, dass wir uns entwickelt haben“, lobt der Vorstands-Chef.
Hansa Rostock hat mehr als 20 Millionen Euro Schulden
Umso fader war der Beigeschmack nach der Auswärtsschlappe in Würzburg. Marien: „Ich bin nach jeder Niederlage enttäuscht, aber diese tat weh. Man arbeitet die gesamte Saison auf so ein Spiel hin. Und wenn man nach einer halben Stunde 0:2 zurückliegt, ist das besonders bitter.“
Die wirtschaftlich schweren Auswirkungen der Corona-Krise meisterte Hansa mit Kreativität und Zusammenhalt. Durch Kurzarbeit, Einsparungen, Aussetzung von Investitionen und etliche Fan- und Hilfsaktionen glich der Club die Einnahme-Ausfälle in Höhe von 1,6 Millionen Euro aus.
„Wenn wir weiter so diszipliniert arbeiten und zusammenhalten, ist es sogar möglich, kein zusätzliches Minus aus dieser Saison mitzunehmen“, sagt Marien, der Geisterspiele für die kommende Spielzeit ablehnt: „Das wäre wirtschaftlicher Nonsens.“
3. Liga: Hansa Rostock hat Aufstieg noch nicht abgehakt
Langfristig aber können die Ostseestädter, die einen Schuldenberg von mehr als 20 Millionen Euro vor sich herschieben, wohl ohnehin nur in der 2. Liga überleben.
„Das wäre für uns wirtschaftlich besser darstellbar. Dass in der 2. Liga Milch und Honig fließen, ist aber ein Trugschluss. Wir müssen dort mehr Geld in die Mannschaft investieren, sonst sind wir wieder nur ein Jahr dabei“, sagte Marien: und ergänzte: „Zudem stehen etliche Investitionen in die Infrastruktur wie zum Beispiel die Sanierung der Flutlichtmasten an. Dieser Weg bleibt mühsam, aber alternativlos.“
So bleibt am Mittwoch (19.00 Uhr) im Heimspiel gegen den KFC Uerdingen die wohl letzte Chance. „Abgehakt ist die Saison noch nicht, aber wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand“, sagt Pascal Breier, der mit 15 Toren erfolgreichste Stürmer der Rostocker ist: „Wir müssen darauf hoffen, dass die Konkurrenz Federn lässt.“ (dpa)