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2. Bundesliga 2. Bundesliga: Erzgebirge Aue entlässt Trainer Falko Götz

02.09.2014, 08:48
Trainer Falko Götz ist nicht mehr Coach in Aue.
Trainer Falko Götz ist nicht mehr Coach in Aue. dpa/Archiv Lizenz

Aue - Der zuvor zweimal als Retter gefeierte Trainer Falko Götz muss den FC Erzgebirge Aue nach nur vier Spieltagen verlassen. Der Vorstand des Zweitliga-Schlusslichtes beschloss am Dienstag, den 52-jährigen mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden. Die erste Trainerentlassung im bezahlten Fußball ist somit perfekt. Ursprünglich besaß Götz noch einen Vertrag bis Ende Juni 2015. Nicht nur die vier Saisonniederlagen in Serie, sondern vor allem das Auftreten des Teams waren der Grund für die Trennung der noch jungen Saison.

„Wer mich kennt, weiß, dass ich keine Schnellschüsse mache. Falko Götz zu beurlauben, ist mir sehr schwer gefallen“, sagte Aues Präsident Lothar Lässig am Dienstag auf der Pressekonferenz: „Er war ein Trainer, der zu uns gepasst hat. Er hat zweimal den Klassenerhalt geschafft, für Aue ist das eine herausragende Leistung.“ Götz verabschiedete sich am Dienstagmorgen von der Mannschaft. Der bisherige Co-Trainer Rastislav Hodul wurde von seinen aktuellen Aufgaben ebenfalls entbunden, Lässig bot ihm jedoch die Betreuung der U23-Mannschaft an. „Es ist seine Entscheidung, ob er es annimmt“, meinte der Präsident.

Falko Götz - geboren: 26. März 1962 in Rodewisch - Familienstand: verheiratet - Länderspiele: 4 (Olympia-Auswahl der DDR)

1979 bis 1983 Dynamo Berlin 3. November 1983 Flucht in die BRD, 1 Jahr Spielsperre
1983 bis 1988 Bayer Leverkusen
1988 bis 1992 1. FC Köln
1992 bis 1994 Galatasaray Istanbul
1994 bis 1995 1. FC Saarbrücken
1996 bis 1997 Hertha BSC

6. Februar bis 30. Juni 2002 Hertha BSC 12. März 2003 bis 17. April 2004 1860 München
1. Juli 2004 bis 10. April 2007 Hertha BSC
15. Dezember 2008 bis 17. September 2009 Holstein Kiel
29. April 2013 bis 2. September 2014 FC Erzgebirge Aue

1979 - 1982 DDR-Meister mit Dynamo Berlin 1988 Uefa-Pokalsieger mit Bayer Leverkusen 1993 und 1994 Türkischer Meister mit Galatasaray Istanbul, 1993 Pokalsieger

Lässig betonte deutlich, wer der Boss im Verein ist: „Solange ich hier Präsident bin, entscheide ich. Der Aufsichtsrat ist nur ein Kontrollgremium.“ Aufsichtsrat Frank Vogel hatte nach der Niederlage gegen Düsseldorf Handlungen und Konsequenzen angekündigt. Mit dieser Vorgehensweise fühlte sich Sport-Vorstand und Vize-Präsident Jens Stopp übergangen und trat von all seinen Ämtern zurück. Er war zuvor formell für den sportlichen Bereich zuständig. Denn seit März 2013, als Steffen Heidrich beurlaubt wurde, gab es keinen Sportdirektor mehr. Götz hatte somit die Entscheidungsgewalt über die Transfers seither selbst in der Hand. Die Wintertransfers 2014 überzeugten noch. Den bisherigen Neuzugängen gelang dies aber kaum. Stopps Rücktritt hat keinen Einfluss auf die Handlungsfähigkeit des Vereins.

Nachwuchs-Chef Steffen Ziffert übernimmt

„Ich bin immer noch überzeugt, dass die Neuzugänge einschlagen werden“, meinte Lässig: „Es ist nichts verloren, wir haben noch 30 Spiele vor uns. Hier kann ein Neuanfang gemacht werden.“ Es sei genug Zeit, „dass unsere bekannten Tugenden mit einem neuen Trainer zurückkommen. Und wenn nicht, haben wir genug Geld, um im Frühjahr noch einmal nachzulegen.“ Nachwuchs-Chef Steffen Ziffert übernimmt vorerst die Betreuung der Mannschaft. Ein neuer Trainer steht noch nicht fest, „auch keine Namen. Wir machen keine Schnellschüsse“, betonte Lässig. Zunächst will sich Lässig mit erfahrenen ehemaligen Spielern beraten, um bei der Trainerwahl nicht daneben zu liegen.

Ziffert und Robin Lenk, der bisher die U23 betreut, leiteten am Dienstagfrüh das Training. „Man hat gesehen, dass die Köpfe nicht frei sind. Wir können jetzt nur versuchen, in den Einheiten den Spaß wieder mit reinzubringen“, sagte Lenk. Ziffert und auch Lässig wissen aber, dass unabhängig vom Trainer, die Mannschaft sich selbst aus der bedrohlichen Lage befreien muss. „Ich habe ganz eindeutig die älteren Spieler in die Verantwortung genommen“, machte Lässig klar.

Der neue Trainer soll so schnell wie möglich gefunden werden. Das für Freitag geplante Testspiel gegen Hertha BSC II wird stattfinden. Wenn ein neuer Coach gefunden ist, ist es laut Lässig sogar möglich, dass sich Aue vor der nächsten Ligapartie am 13. September bei Aufsteiger SV Darmstadt 98 in ein Trainingslager begibt.

Nach einem Saisonstart, den sich die Auer nach der 0:1-Niederlage beim 1. FC Nürnberg noch schönredeten, folgten die 1:5-Heimpleite gegen den VfL Bochum, das 0:1 bei RasenBallsport Leipzig und am vergangenen Samstag das 0:3 gegen Fortuna Düsseldorf. Vor allem bei den beiden Auftritten im eigenen Stadion präsentierte sich die Mannschaft desolat.

Dabei hatte der sächsische Zweitligist nach der furiosen Vorsaison, als frühzeitig im April der Klassenverbleib gefeiert wurde, neue Begehrlichkeiten geweckt. Die Abgänge von Jakub Sylvestr (1. FC Nürnberg) und Guido Kocer (Genclerbirligi Ankara) sicherten mit Einnahmen von rund 2,2 Millionen Euro zwar den begrenzten Etat im Erzgebirge ab, sportlich kompensiert wurden sie indes nicht. „Die Einkäufe, wir wir getätigt haben, brauchen Zeit. Ich hoffe, dass ein, zwei noch einschlagen“, meinte Lässig.

Der bisherige Auer Trainer Falko Götz am Spielfeldrand
Der bisherige Auer Trainer Falko Götz am Spielfeldrand
dpa/Archiv Lizenz