1:0 im letzten Länderspiel des Jahres 1:0 im letzten Länderspiel des Jahres: Toni Kroos schießt die DFB-Elf zum Sieg in Spanien

Vigo - Man kann nicht behaupten, dass Spanien zu den beliebtesten Gegnern der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gehört. Jedenfalls war das bis Dienstagabend so gewesen, als die Gastgeber im Dauerregen von Vigo zwar insgesamt leicht überlegen waren, sich aber gegen einen disziplinierten Weltmeister derart schwer taten, dass ihnen kein Tor gelang. Die Gäste machten es besser: Drei Minuten vor Schluss traf Ton Kroos per Weitschuss zum 0:1. Es war ein glücklicher, wenngleich sogar ein bisschen verdient herausgeschufteter Sieg. Zuletzt hatte ein DFB-Team vor mehr als 14 Jahren gegen die Iberer gewonnen. Danach gab es nur noch Schlappen, 1:3 auf Mallorca 2003, 0:1 in Wien 2008, 0:1 in Durban 2010.
Spanien war Deutschland jahrelang technisch und taktisch ein paar Schritte voraus, ehe nun das Aufholmanöver gelang und mit dem WM-Titel gekrönt wurde. Nicht von ungefähr hat Bundestrainer Joachim Löw den spanischen Fußball viele Jahre lang als stilbildend auch für die Art und Weise angesehen, wie er seine Mannschaft agieren lassen wollte.
Im nicht ausverkauften Estadio Balaídos, einer alten Schüssel, deren enge Umkleidekabinen den Charme des Vergänglichen ausstrahlen, deren Aufgänge so duster sind wie Verließe und von deren Treppengeländern der Rost abblättert, musste Deutschland mit bescheideneren Mitteln zu Werke gehen, dabei schlug sich die erheblich ersatzgeschwächte deutsche Truppe tapfer.
Die taktische Ausrichtung der Deutschen war auch ein Fingerzeig auf die Zukunft. Löw ließ mit einer Dreierkette vor Torwart Ron-Robin Zieler agieren, in der nur Benedikt Höwedes als etabliert angesehen werden konnte. Zieler, Shkodran Mustafi und Antonio Rüdiger brachten dabei die geballte Erfahrung von zusammen elf Länderspielen in die Partie. Die beiden ebenfalls defensiv orientierten Außen davor, Erik Durm links und Sebastian Rudy rechts, zusammen neun Einsätze im A-Team. Defensiv bildeten diese Männer eine Fünferkette und machten das gut.
Viel mehr konnte jedenfalls niemand von dieser Mannschaft erwarten, zumal nach 22 Minuten auch noch Thomas Müller durch Karim Bellarabi ersetzt werden musste. Zuvor war Sergio Ramos Müller unnötig ungebremst von hinten aufgelaufen.
Interessant, dass die Gäste nach dem Tausch Ruhe in ihr Spiel bekamen, das sich zuvor vor allem aus Rückpässen der auch in der Zweikampfführung nicht immer geschickten Rüdiger und Mustafi und langen Schlägen von Zieler gelabt hatte. Das, was dann kam, war recht ordentliches Passpiel, vor allem Toni Kroos tat sich dabei hervor, der auch schwierige Situationen gekonnt zu meistern wusste. Auch Rudy machte seine Sache gut, spielte praktisch keinen Fehlpass und hatte einmal Pech, als er nach Bellarabis Hereingabe den Ball nicht voll traf.
Es war ja klar gewesen, dass diese in der Personalnot neu zusammengestellte Mannschaft Anlaufprobleme haben würde. Die Spanier waren zunächst klar überlegen und sicherer in ihrer ganzen Spielanlage, aber der starke Zieler, der gegen einen aggressiv vom Atlantik hereinstürmenden Regen an arbeiten musste, wehrte einen gefährlichen Schuss von Lokalheld Nolito in dessen ersten Länderspiel ebenso ab. Ansonsten hatte der deutsche Torwart viel Routinearbeit zu verrichten, was er souverän erledigte. Auf der anderen Seite musste Iker Casillas bei Mario Götzes Schuss nach Thomas Müllers letzter Aktion, einer feinen Vorarbeit auf seinen Münchner Teamkollegen, gehörig aufpassen, was der Madrilene dann ebenso tat wie in der Schlussphase bei Kevin Vollands Weitschuss.
Zwar war der seit Tagen in den spanischen Zeitungen gefeierte Isco ein ständiger Überbringer von Unruhe. Aber mit einem hohen Maß an Konzentration löste die deutsche Defensive, in der Sami Khedria besonders fleißig agierte, die meisten ihr angetragenen Aufgaben auf dem immer tiefer werdenden Boden. Vorne war Volland noch mehr unterwegs als Mario Götze, ohne dass sich beide entscheidend durchsetzen konnten. Das Spiel wurde zunehmend zur Wasserschlacht auf rutschigem Untergrund, und dem DFB-Team gelang es immer wieder, es geschickt mit vielen Passfolgen zu beruhigen. Das reichte gegen einen Gastgeber, dem auch durch viele Auswechslungen seinen Spielfluss verloren ging. Und dann kam, sah und siegte der überragende Kroos.
Statistik
Spanien: Casillas (Real Madrid / 77. Casilla/Espanyol Barcelona) - Azpilicueta (FC Chelsea), Sergio Ramos (Real Madrid / 46. Bartra/FC Barcelona), Piqué (FC Barcelona / 46. Albiol/SSC Neapel), Bernat (Bayern München) - Busquets (FC Barcelona / 46. Camacho/FC Málaga), Raúl Garcia (Atlético Madrid / 70. Callejón/SSC Neapel), Bruno Soriano (FC Villarreal), Isco (Real Madrid) - Nolito (Celta Vigo / 77. Pedro Rodríguez/FC Barcelona), Morata (Juventus Turin)
Deutschland: Zieler (Hannover 96/25 Jahre /4 Länderspiele) - Rüdiger (VfB Stuttgart/21/5), Mustafi (FC Valencia/22/6), Höwedes (FC Schalke 04/26/31) - Rudy (1899 Hoffenheim/24/5), Khedira (Real Madrid/27/53 - 90.+2 Bender/Bayer Leverkusen/25/19), Kroos (Real Madrid/24/57), Durm (Borussia Dortmund/22/7) - Müller (Bayern München/25/62 - 22. Bellarabi/Bayer Leverkusen/24/4), Götze (Bayern München/22/41 - 84. Kruse/Bor. Mönchengladbach/26/10), Volland (1899 Hoffenheim/22/3)
Schiedsrichter: Johannesson (Schweden)
Gelbe Karten: Raúl Garcia / -
Zuschauer: 25.500
Tor: 0:1 Kroos (89.)