Fussball-Idol Fussball-Idol: Jürgen Sparwasser feiert seinen 70. mit einer Radtour am Bodensee

Magdeburg - „Sparwasser - Tooor“: Mehr Worte braucht es nicht, um den größten Moment der DDR-Fußballgeschichte zu schildern.
Ein einziger Schuss vor 44 Jahren, nachdem der Ball über den hechtenden Sepp Maier und den grätschenden Berti Vogts hinweg im Tor einschlug, machte Jürgen Sparwasser bei der WM 1974 berühmt. Am Montag feiert der ehemalige DDR-Fußballheld seinen 70. Geburtstag.
Jürgen Sparwasser radelt zum Geburtstag am Bodensee
Seinen Ehrentag verbringt Sparwasser fernab der Heimat, mit seiner Frau Christa radelt er eine Woche lang um den Bodensee. Vor allem ist der Jubilar damit auch fernab seines Telefons, das wahrscheinlich kaum still stehen wird.
Schließlich steht die Nummer des ehemaligen Stürmers, der am 22. Juni 1974 in Hamburg für den 1:0-Sieg der DDR gegen den „Klassenfeind“ Bundesrepublik sorgte, im Telefonbuch.
Anrufen werden nicht zuletzt die alten Weggefährten aus der großen Zeit des 1. FC Magdeburg, der 1974 mit Sparwasser den Europapokal der Pokalsieger gewann. Den 2:0-Endspielsieg gegen den AC Mailand feiert das Team bis heute regelmäßig.
Jürgen Sparwasser ist vor allem seinem FC Magdeburg verbunden
Jürgen Sparwasser selbst hängt an jener Mannschaft mehr, als an der DDR-Auswahl in der er 53 Mal spielte (15 Tore), deren Aushängeschild er nach seinem legendären Tor wurde und aus deren Geschichte ihn die Staatsführung nach der spektakulären Flucht im Januar 1988 - er setzte sich am Rande eines Altherren-Turniers in Saarbrücken ab - am liebsten streichen wollte.
Eigentlich sei sein Tor zum 2:1-Halbfinalsieg des FCM über Sporting Lissabon in jenem Superjahr 1974 „das wichtigste Tor meiner Karriere“, meint Sparwasser. „Aber die Leute erinnern sich eben nur an das Tor von Hamburg.
Sparwasser: Diese drei Tore werden ewig diskutiert
Überhaupt gibt es wohl nur drei Tore, die ewig von den deutschen Fußball-Fans diskutiert werden. Das im WM-Finale 1954 von Helmut Rahn, das Wembley-Tor von 1966 und meines.“
Rahn hatte einst die deutsche Nationalmannschaft mit seinem Treffer zum 3:2 im Finale gegen Ungarn zum ersten deutschen WM-Titel geschossen. 1966, im WM-Finale von London, wurde den Engländern das Tor von Geoff Hurst zum 3:2 anerkannt, obwohl nie bewiesen wurde, dass der Ball tatsächlich hinter der Linie war. England wurde mit dem 4:2-Sieg nach Verlängerung gegen Deutschland Weltmeister.
Jürgen Sparwasser wünschte sich, das Tor nie gemacht zu haben
Sparwasser, der 1979 vorzeitig seine Laufbahn wegen eines Hüftleidens beenden musste, wurde Zeit seines Lebens an seinem berühmten Tor gemessen und wünschte sich manchmal, es nie geschossen zu haben.
„Wenn auf meinem Grabstein eines Tages nur ,Hamburg 1974’ stehen würde, wüsste wahrscheinlich trotzdem jeder, wer da liegt“, lautet einer der Sprüche des ehemaligen Weltklasse-Fußballers, der sich nach der sportlichen Karriere mit mäßigem Erfolg als Trainer (Darmstadt, Co-Trainer bei Eintracht Frankfurt) versuchte und der später auch Vorsitzender der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) war.
Jürgen Sparwasser arbeitet heute als Jugendtrainer
Heute wohnt Sparwasser in Bad Vilbel, in Alzenau-Hörstein trainiert er Jugendliche in der „Kids-Soccer-Academy“ von Gerald Mai. Seine freie Zeit verbringt er vor allem mit seinen Liebsten, seit drei Monaten ist er Uropa.
„Ich bin glücklich, wenn die Familie glücklich ist“, sagte Sparwasser der Bild-Zeitung vor seinem Geburtstag. Und machte sich auf an den Bodensee. (mz/sid)