Wasserspringen Florian Fandler bei Europameisterschaft im Wasserspringen
Halle (Saale) - Ein Mädchen steckt dahinter. Florian Fandler, 29 Jahre alt und seit vielen Jahren in festen Händen, macht keinen Hehl daraus, dass eine Neue gerade bei ihm für die Ausschüttung großer Mengen an Endorphinen sorgt. Mit Christina Wassen fliegt er auf einer Wellenlänge. Und Fandlers Freundin Diana Eisenhardt? Sie freut sich mit den beiden. Denn es ist natürlich eine rein sportliche Gemeinschaft zwischen dem Hallenser Fandler und der Berlinerin Wassen. Doch sie ist fraglos ein Glücksfall für den 29-Jährigen.
Ab diesem Montag starten das 18-jährige Talent und der elf Jahre ältere Routinier bei der EM in Kiew - gemeinsam im Mixed-Wettbewerb. Die Disziplin ist neu, telegen - und soll bei großen Meisterschaften die Stimmung im Publikum anheizen. Bei den deutschen Meisterschaften letzten Monat in Aachen hatten der Turmspezialist Fandler und die Allrounderin Wassen als Duo aus zehn Metern Höhe den Titel gewonnen und damit das Ticket zur EM geholt.
Studium hat Priorität
Für Florian Fandler war es ein Erfolg, mit dem er selbst kaum noch gerechnet hatte. Im Kampf um die EM- oder WM-Tickets hatte Fandler in den vergangenen Jahren gegen die deutschen Top-Stars Patrick Hausding und Sascha Klein stets den Kürzeren gezogen. Auch der Dresdner Europameister Martin Wolfram war irgendwann an ihm vorbeigezogen. Fandler kam über die Rolle des Reservisten nie hinaus. Der Traum von einer großen internationalen Meisterschaft schien unerreichbar. „Es war schon schwierig, immer wieder nah dran zu sein und haarscharf zu scheitern“, gibt er zu.
Deshalb mutet es fast schon paradox an, dass es ausgerechnet jetzt klappt. Denn Fandler hat längst die Prioritäten verschoben. Wegen seines Lehramt-Studiums, das er nach dem Verlassen der Sportfördergruppe der Bundeswehr aufgenommen hatte, musste er sein Trainingspensum reduzieren. Die extrem schwierigen Sprünge, mit denen er seinen nationalen Konkurrenten Paroli zu bieten versucht hatte, gehören nun nicht mehr zu seinem Repertoire. „Ich zeige die Sprünge jetzt mit einer Drehung weniger“, sagt Fandler. Ironie des Schicksals: Genau das kommt ihm nun bei Christina Wassen zugute.
„Christina und ich sind konvertibel“, sagt Fandler. Was er meint: „Wir sind fast gleichgroß, drehen uns nahezu gleich schnell - was für die Synchronität wichtig ist. Und wir zeigen die gleichen Sprünge.“
Und so führte der gemeinsame Weg nun zur EM in Kiew - und Fandler sieht sich dort nicht chancenlos. „Springen wir so wie zur deutschen Meisterschaft, sind wir mit unserer Punktzahl vorn dabei.“
Schafft er das und verkauft sich auch im letzten Training ordentlich, darf er sich womöglich auf weitere Einsätze freuen. Mit Timo Barthel ist er deutscher Meister im Männer-Synchron. Die Chance, dass der DSV das Duo in Kiew auf die Plattform lässt, ist gegeben. Und läuft es auch da gut, kommt vielleicht sogar Chance Nummer drei für Fandler - im Einzel vom Turm. Denn Patrick Hausding konzentriert sich in Kiew auf die Brettdisziplinen. Und Wolfram ist verletzt überhaupt nicht dabei.
Mindestens ein Start ist Fandler in Kiew also sicher. Läuft’s optimal, könnten es drei werden. Womöglich würde er damit auch in der Heimat viel bewegen - nicht nur für seine eigene sportliche Karriere. Seit fünf Jahren nämlich war kein Wasserspringer aus Halle mehr bei großen Meisterschaften dabei. Katja Dieckow hatte bei Olympia 2012 als Letzte für internationalen Glanz gesorgt. Auch deshalb konnte die Sportart nicht mehr beim Landessportbund punkten, erfüllte zuletzt nicht die Kriterien als Schwerpunktsportart. Das blieb nicht ohne Folgen, es wurden Trainerstellen gestrichen.
Zukunft noch offen
Fandler hat es als EM- und WM-Starter in der Hand, das wieder zu ändern. Und womöglich nach Abschluss seines Lehramtsstudiums für Sport und Informatik sich für eine Trainerlaufbahn entscheiden?
Soweit will er im Moment gar nicht denken. Er freut sich erst einmal auf Kiew und die EM-Konkurrenz. Und vertraut auf seine Konvertibilität mit Christina Wassen. (mz)