Falk Cierpinski Falk Cierpinski : Der laufende Unternehmer

Halle - Die erste Trainingseinheit ist lange absolviert, als Falk Cierpinski pünktlich um 10 Uhr zum Interviewtermin erscheint. An diesem Donnerstag hatte der 38-Jährige schon um acht die Laufschuhe an - auf nüchternen Magen. Das hat sich der Sohn von Doppelolympiasieger Waldemar Cierpinski (65) seit seinem ersten Kenia-Besuch im Jahre 2007 angewöhnt.
Fettverbrennung am Morgen
„Da geht es mitunter schon um sechs oder halb sieben auf die Strecke. Ursprünglich aus dem Grund, dass die Frauen in der Zwischenzeit das Frühstück zubereiten konnten. Aber auch trainingsmethodisch macht das richtig Sinn, mit leerem Magen ist die Fettverbrennung so groß wie sonst nie“, weiß der BWL-Fernstudent.
Wer Cierpinski nach seinem Beruf fragt, bekommt Profiläufer als Antwort. „So ist der Status immer noch“, sagt der Hallenser, der für die SG Spergau an den Start geht. Besser passt: Laufender Unternehmer. Denn neun Jahre seit seinem sportlichen Umstieg vom Triathlon zur reinen Leichtathletik ist er sein eigener Chef. Er schreibt seine Trainingspläne selbst und verdient mit seinem „Berufs-Hobby“ mehr als nur Startgelder. Cierpinski organisiert spezielle Lauf-Camps in Kenia.
Nicht vergleichbar
Der Name Cierpinski ist in der Laufszene etabliert, nicht nur wegen der Marathon-Legende Waldemar. „Mein Vater hat mich immer großartig unterstützt. Aber unsere Karrieren zu vergleichen, ist schon prinzipiell nicht richtig. Er hatte wie viele andere eine Bahn-Karriere hinter sich. Ich war als Triathlet kompletter Quereinsteiger und habe es dennoch auf eine Marathonzeit von 2:13 Stunden gebracht.“ Aber hat es trotzdem nicht genervt, immer wieder auf den Papa angesprochen zu werden? Falk: „Ich konnte das immer trennen.“
Und eigene sportliche Ziele setzen - ein Mal als Aktiver Olympia erleben. „Im Frühjahr hatte ich den letzten Schuss, wollte in Düsseldorf Marathon laufen. Da setzte eine Verletzung im Gesäßbereich ein Stoppzeichen.“ Für den Halbmarathon, wie letzten Sonntag beim Sieg in Mannheim, reicht es immer. Aber halt nie zu den Spielen mit den fünf Ringen. „Schlaue Leute im Verband haben sich ausgedacht, die Norm auf 2:12 Stunden festzulegen. Sie haben sich von der irren Weltrekord-Hatz genau so anstecken lassen wie von der Zielvorgabe Finalplatzierung, also Platz acht. Das Ergebnis war, dass seit Athen kein Deutscher im olympischen Marathonlauf dabei war.“
Es gibt wichtigere Dinge
Für Rio hatten die Marathon-Veranstalter Druck gemacht. „Auch sie brauchen Olympiastarter als Vorbilder oder solche, die unter die Top 20 rennen können. Der DLV ist zum DOSB gegangen - jetzt steht die Norm bei 2:14. Aber da machte mein Hintern nicht mit. Jetzt kann ich mich ärgern, aber das tue ich nicht. Ich sehe alles auf kenianische Art.“
Was er meint: Es gibt Wichtigeres als Olympia. Seine Tochter Lily, 17 Monate alt, seine Frau Verena. „Ich kann und möchte mit Freude rennen, wie zum Beispiel am Samstag bei der Straßenlauf-Landesmeisterschaft in Naumburg. Für den Herbst steht noch ein Marathon auf dem Programm. Noch mal Berlin wäre schön, vielleicht auch New York - mal sehen. Auf Winke-Winke-Tour bin ich nicht.“
Ein Mekka für Läufer
Denn im November geht es wieder nach Kenia, konkret ins Läufer-Mekka Iten, ein Örtchen mit 2.000 Einwohnern, etwa sieben Autostunden von der Hauptstadt Nairobi entfernt. „Früher führte nur ein Feldweg auf die 2.400 Meter Höhe. Wir haben in Zimmern übernachtet teilweise ohne Wasser. Mittlerweile ist daraus ein sehr komfortables Camp geworden. Das Essen ist sensationell, das Hotel entspricht drei Sternen in Spanien.“
Home of Champions nennt man das Läufer-Mekka Iten. Falk Cierpinski lädt Freizeitsportler zu einer ganz besonderen Laufreise nach Kenia ein. Vom 19. bis 29. November 2016 erleben Sie „das echte Kenia, Einblicke in das typische Leben eines kenianischen Läufers, die eine anonyme Pauschalreise nicht bieten kann“, erzählt Cierpinski.
Das Laufcamp kostet 1.999 Euro, inklusive der Flüge (Economy Class), Übernachtungen, Vollpension und individueller Begleitung bei den täglichen Lauf-Einheiten. Weitere Informationen, Berichte sowie Fotos der Laufreise vom letzten Jahr gibt es im Internet unter www.falk.cierpinski.de oder auf Falk Cierpinskis Facebook-Seite.
Und noch eine Sache verbindet Falk mit Kenia: Er hat dort Trainerlegende Renato Canova kennengelernt. Der Italiener führte seine Landsleute Gelindo Bordin (1988 in Seoul) und Stefano Baldini (2004 in Athen) zu olympischem Gold. Mit Canova holten in London 2012 Abel Kirui und Wilson Kipsang Silber und Bronze über die 42.195 Kilometer lange Marathon-Distanz. Das Besondere: „Canova ist ein so offener Trainer, wie es ihn kein zweites Mal gibt. Er erzählt und erzählt, gibt Erfahrungen weiter - und alle hören zu. Ich habe ihn sofort verstanden“, sagt Falk Cierpinski, den in ferner Zukunft auch eine Trainerkarriere reizen könnte. (mz)
