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Comeback nach Doping-Sperre Eugenie Bouchard nennt Maria Scharapowa "Betrügerin"

28.04.2017, 05:22
Maria Scharapowa (l.) und Eugenie Bouchard im Januar 2015 bei den Australian Open
Maria Scharapowa (l.) und Eugenie Bouchard im Januar 2015 bei den Australian Open AP

Stuttgart - Maria Scharapowa hatte für ihren zweiten großen Auftritt an einem denkwürdigen Abend eine schwarze Lederjacke und eine klassische Dutt-Frisur gewählt. Die knapp 80 Medienvertreter aus aller Welt verübelten es dem Superstar auch nicht, dass er ein wenig verspätet zur Pressekonferenz im überfüllten Separee der Arena erschien.

Auf das folgende Blitzlichtgewitter reagierte Scharapowa nach ihrem geglückten Comeback beim WTA-Turnier in Stuttgart ebenso gelassen wie auf die ein oder andere provokante Nachfrage. Wer darauf gesetzt hatte, dass die Russin in Folge ihrer 15-monatigen Dopingsperre wegen Meldoniummissbrauchs eine andere Einstellung zur Kommunikation am Arbeitsplatz bekommen hatte, der sah sich getäuscht.

Scharapowa schon im Viertelfinale

„Was würde es ändern?“, konterte Scharapowa eine Frage, ob sie nach ihrer Zwangspause künftig netter zu den Kolleginnen sein würde. Die Slowakin Dominika Cibulkova zum Beispiel hatte der 30-Jährigen vorgeworfen, „kühl und arrogant“ zu sein. Scharapowa („Ich bin eine sanfte Seele“), die am Donnerstag durch ein 7:5, 6:1 gegen ihre Landsfrau Jekaterina Makarowa ins Viertelfinale einzog, war es egal.

„Ich mache meinen Job, bin immer nur kurz in der Umkleidekabine und gehe dann wieder. Ich habe viele Freunde Zuhause und überall auf der Welt“, sagte die frühere Nummer eins und fügte in bestimmendem Tonfall an: „Diese Freundschaften zählen für mich.“ Maria, die Tiefgründige.

Bouchard: Scharapowa dürfe„nie wieder“ spielen 

Scharapowa machte keinen Hehl daraus, dass sie all die negativen Stimmen über ihre Wildcard von Stuttgart nicht tangiert hatten. Konkurrentin Eugenie Bouchard (Kanada) hatte die zweimalige Paris-Gewinnerin sogar als „Betrügerin“ bezeichnet, die „nie wieder“ spielen dürfe. Ob all diese Angriffe persönlicher Natur sind, weiß Scharapowa nicht. Das zähle auch nicht. „Aussagen, Artikel - darauf kommt es im Leben nicht an.“ Sie bevorzugt es, ihren Weg zu gehen. „Der hat mich immerhin zu fünf Grand-Slam-Titeln geführt“. Maria, die Geradlinige. Der Sport hat sie 456 Tage vermisst. Die große Blonde mit der besonderen Aura, geschätzte 300 Millionen Dollar schwer. Aber Scharapowa, Besitzerin der Süßwarenlinie „Sugarpova“, konnte die Zeit in der Verbannung auch genießen.

Ein bisschen holte sie, mit 17 Jahren schon Wimbledonsiegerin, die Dinge nach, die in der Knochenmühle Profitour auf der Strecke geblieben waren. „Ich habe studiert, mein Geschäft weiterentwickelt und Freundschaften gepflegt“, berichtete Scharapowa. Maria, die Geerdete. In einem öffentlichen Fitnessstudio in ihrer Wahlheimat Los Angeles nahm die stolze Russin aus Sibirien an einem Yoga-Kurs teil. Bevor sie wieder mit dem Racket für ihr Coemback schuftete, machte sie so viele Dauerläufe wie noch nie.

Scharapowa hofft auf Wildcard für French Open in Paris

„Seit Januar habe ich wirklich hart trainiert. Denn nur das, was letztlich auf dem Court passiert, ist entscheidend.“ Maria, die Fokussierte. Beim 7:5, 6:3 gegen Roberta Vinci (Italien) präsentierte sich Scharapowa mit einem verbesserten Aufschlag (11 Asse) und überzeugender Beinarbeit. „Ich habe an allen Teilen meines Spiels gearbeitet - auch an meinem Service“, sagte die Rückkehrerin. Der Ballwurf ist ein Hauch flacher geworden. Auch Vinci lobte die Konkurrentin: „Maria ist schon wieder auf einem hohen Level.“

Die dreimalige Turniergewinnerin, die wegen ihrer Sperre die Anlage erst am Spieltag betreten durfte, zeigte sich nur zu Beginn nervös. All die Kritik an ihrer Wildcard perlte an „Teflon-Scharapowa“ ab. „Ich habe dieses Gefühl vermisst, auf dem Platz Lösungen zu finden.“ Maria, die Demütige. Maria, die Kämpferin zeigte sich, als es um die noch fragliche Wildcard für die French Open (ab 28. Mai) ging. „Ich wäre auch darauf vorbereitet, bei den Juniorinnen zu spielen, wenn ich es müsste“, sagte Scharapowa - und zog im Blitzlichtgewitter von dannen.