Skelettschäden, erhöhtes Krebsrisiko Doping in der DDR: Sportler mit Skelettschäden, erhöhtem Krebsrisiko

Schwerin - Leistungssportler, die in Kindheit und Jugend in der DDR massiv Doping- und Schmerzmittel bekamen, haben nach Worten des Greifswalder Medizinprofessors Harald Freyberger ein deutlich höheres Risiko für eine Reihe von Krankheiten. So sei das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das Vier- bis Fünffache erhöht, sagte Freyberger am Dienstag in Schwerin.
Doping in der DDR: Psychische Spätfolgen durch enormen Leistungsdruck
Auch für Krebs und Magen-Darm- Erkrankungen sei das Risiko höher als in der Normalbevölkerung. Durch den enormen Leistungsdruck sowie Fälle von Misshandlung und Missbrauch gebe es zudem psychische Spätfolgen. Die Lebenserwartung von Opfern des DDR-Staatsdopings sei um 12 bis 15 Jahre reduziert.
In einem Forschungsprojekt untersucht der Trauma-Forscher Freyberger gemeinsam mit dem Schweriner Psychologen Jochen-Friedrich Buhrmann und der ehemaligen Spitzensportlerin Ines Geipel die Folgen des DDR-Staatsdopings.
Schädigungen bei 60 ehemaligen DDR-Leistungssportlern festgestellt
Ergebnisse des seit Ende 2015 laufenden Forschungsprojektes will er am Donnerstag bei einer Ärzte-Tagung in Schwerin vorstellen. Es sei wichtig, dass das Thema in der Gesellschaft als Problem wahrgenommen wird.
Bei den 60 ehemaligen DDR-Leistungssportlern, die sich bisher von ihm für eine Entschädigung begutachten ließen, habe er in allen Fällen Schädigungen festgestellt, sagte Freyberger. Auf Platz eins stünden Skelettschäden. Sie rührten aus Überlastung in der Wachstumsphase her, weil unter Einfluss starker Schmerzmittel immer weiter hart trainiert worden sei.
Auf der psychischen Seite seien schwere Depressionen häufig sowie Essstörungen bei Ex-Sportlern aus Sportarten, bei denen es auf einen extrem grazilen Körperbau ankomme, wie Rhythmische Sportgymnastik.
Doping: DDR-Leistungssportler wollen Entschädigung
Das Forschungsprojekt zu den Folgen des DDR-Staatsdopings für die Betroffenen soll nach Freybergers Worten bis Mitte 2018 laufen. Es bestehe aus drei Säulen. Zum einen werde die Datenbank des DDR-Dopingopfer-Hilfevereins in Berlin ausgewertet. Mehr als 1.000 Betroffene würden darüber hinaus mit einem Fragebogen zu körperlichen und psychischen Problemen befragt.
Außerdem flössen die Erfahrungen von Freyberger und Buhrmann aus ihrer Gutachten-Praxis ein. Sie umfasse bisher 88 ehemalige DDR-Leistungssportler, die eine Entschädigung anstreben.
Nach dem Auslaufen dieses Projektes wollen sich die drei Forscher nach Freybergers Worten in einem weiteren Vorhaben den Kindern der Doping-Opfer zuwenden. Es soll um den möglichen Transfer körperlicher und psychischer Schäden in die nächste Generation gehen, sagte er. (dpa)