"Die ganzen beschissenen Jahre" "Die ganzen beschissenen Jahre" : Biathlet Rösch bricht im Ziel in Tränen aus

Ruhpolding - Nach dem letzten Rennen seiner Achterbahn-Karriere brach Biathlet Michael Rösch im Zielraum in Tränen aus.
„Ich habe wie ein kleines Kind Rotz und Wasser geheult“, sagte Rösch, der in dem hoch emotionalen Moment an seine Freundin, seine Familie, die „ganzen beschissenen Jahre“ und seinen 2016 verstorbenen Coach Klaus Siebert dachte: „Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu heulen.“
Die 16.000 Fans in der Ruhpoldinger Chiemgau Arena feierten Rösch am Freitag lautstark. Er empfinde große Dankbarkeit für alles, was er erlebte.
Einen schöneren Abgang hätte er sich nicht wünschen können, sagte Rösch. Er begeisterte in der Staffel die Fans mit zwei tollen Schnellfeuereinlagen und lief mit einem breiten Grinsen als Erster nach dem zweiten Schießen durch die Zeitnahme.
Michael Rösch beendet Karriere: „Es muss einen Gott geben“
„Es muss einen Gott geben, dass ich in meinem letzten Rennen fehlerfrei bleibe“, sagte der Sachse. Am Ende reichte es für Belgien zu Platz 19. „Heute Abend wird richtig geballert und meine Leber ein bisschen traktiert. Ich habe jahrelang gelebt wie ein Asket. Das muss sein.“
Für Rösch schloss sich in Ruhpolding ein Kreis. In Bayern holte der 35-Jährige 2006 seinen ersten Weltcupsieg und lief auch mit der Staffel auf Platz eins, nun endet am Zirmberg eine bewegte Karriere. Der schöne Grund: Rösch wird demnächst zum ersten Mal Vater. „Jetzt freue mich auf Ruhe, liege mit meiner Freundin auf dem Sofa und streichel ihren Bauch“, sagte der Altenberger.
Biathlet Michael Rösch: Wechsel nach Belgien kostete ihn den Beamtenstatus
Seinen größten Erfolg feierte er mit dem Olympia-Staffelsieg 2006 in Turin. Weil er leistungsmäßig Ende 2009 aber schwächer wurde, flog er aus dem deutschen National-Kader und ging nach Belgien. Durch den Wechsel verlor Rösch seinen Beamtenstatus auf Lebenszeit bei der Bundespolizei.
„Man muss immer weiterkämpfen, egal wie tief man in der Scheiße steckt“, sagte er. Vor einem Jahr in Südkorea erlebte er dank einer Crowdfunding-Aktion und Spenden von mehr als 24.000 Euro die ersehnte zweite Olympia-Teilnahme. Platz 23. im Verfolger war sein bestes Resultat. (dpa)