Deutsche Turnerinnen erstmals im Team-Finale

Rio de Janeiro - Deutschlands Turnerinnen waren nach ihrer Sternstunde in der Olympic Arena von Rio de Janeiro aus dem Häuschen.
„Wir sind uns schreiend und kreischend in die Arme gefallen”, schilderte Kim Bui am Tag danach den ausgelassenen Jubel über den erstmaligen Einzug in ein olympisches Team-Finale.
Lange hatten sie nach ihrem eigenen Wettkampf auf der Tribüne inmitten der 12 000 Zuschauer und später vor dem Fernseher gebangt, ehe der größte Erfolg zu später Stunde endlich zur Gewissheit wurde. „Das war ein geiler Wettkampf. Wir sind mit Selbstbewusstsein rausgegangen und haben gezeigt: He, wir sind Deutschland. Und wir haben so richtig was drauf”, sagte Elisabeth Seitz.
Nicht ein gravierender Fehler ging in die Team-Wertung ein. Schon bevor das Endergebnis feststand, hatten die Deutschen vor Freude über die gelungenen Leistungen in der Arena gejubelt. Unabhängig vom Ausgang des Finals am Dienstag steht bereits das beste Mannschafts-Resultat seit der Wiedervereinigung fest. Neunte Ränge in Barcelona 1992 und London 2012 waren bislang die olympischen Top-Platzierungen der DTB-Riege.
„Wir werden angreifen und alles daran setzen, im Finale noch einmal diese Leistungen abzurufen. Und wir wollen uns möglichst noch mal verbessern”, gab sich Team-Youngster Tabea Alt am Montag kämpferisch. Sie wird im Finale an zwei Geräten turnen. Für drei Einsätze wurden Elisabeth Seitz und Pauline Schäfer nominiert.
Sie wurden tags zuvor für das Erreichen von je zwei Einzelfinals bejubelt. Seitz (15,466 Punkte) und Schäfer (15,433) zogen als Fünfte und Sechste in den Medaillenkampf am Stufenbarren ein. „Jetzt werde ich da was riskieren und alles zeigen, was ich kann”, meinte Seitz, die in London vor vier Jahren schon Sechste war. Die beiden Aushängeschilder werden auch im Mehrkampf-Finale die deutschen Farben vertreten.
Ulla Koch genoss den großen Moment im Stillen. Seit elf Jahren leitet die Cheftrainerin nun schon die Geschicke des Teams. Als sie anfing, hatten die Deutschen gerade die Qualifikation für die Spiele in Athen verpasst, waren absolutes Mittelmaß.
Viel hat sie in den Jahren verändert, die Wissenschaft an den Olympiastützpunkten stärker eingebunden, Lehrgänge mit der Top-Konkurrenz in Amerika organisiert. „Wir haben den Heimtrainern Input gegeben: Wie legen wir an Kraft zu, wie springen wir besser. Die Arbeit Hand in Hand zahlt sich jetzt aus, genau wie unsere Balken-Offensive”, sagte Koch sichtlich zufrieden.
Die Arbeit mit einem Mentaltrainer in den vergangenen Monaten sei nur noch das I-Tüpfelchen gewesen. Ganz viel Wert legt die Chefin darauf, dass trotz aller Vorgaben die Individualität der Turnerinnen nicht auf der Strecke bleibt. In den Finals soll nun der eingeschlagene Erfolgskurs fortgesetzt werden, auch wenn Koch ahnt: „Es wird schwer, diese Leistung noch einmal zu wiederholen.” (dpa)
