Chronologie Chronologie: Jan Ullrich - der gefallene Radstar
Köln/SID. - 1983: Auf einem geliehenen Rad absolviert Jan Ullrich als Neunjähriger unter Trainer Peter Sager sein erstes Rennen für Dynamo Rostock.
1985: Erster Sieg bei einem Radrennen in Warnemünde.
1987: Wechsel zur Sportschule von Dynamo Berlin und zu Trainer Peter Becker.
1988: DDR-Jugendmeister im Straßenrennen.
1992: Ullrich zieht mit Becker nach Hamburg um, wo ihn Autohändler und Radsportfan Wolfgang Strohband als Manager unter seine Fittiche nimmt.
1993: Ullrich wird bei der Straßen-WM in Oslo mit 19 Jahren jüngster Amateur-Weltmeister.
1994: WM-Dritter im Straßen-Zeitfahren der Profis.
1995: Erster Profi-Vertrag beim Team Telekom des Belgiers Walter Godefroot.
1996: Sensationeller zweiter Platz beim Tour-de-France-Debüt hinter seinem Teamkapitän Bjarne Riis.
1997: Auf der Etappe nach Andorra stürmt Ullrich ins Gelbe Trikot und wird wenige Tage später erster deutscher Tour-Sieger. Zum Jahresabschluss wird er zu Deutschlands „Sportler des Jahres“ gewählt.
1998: Ullrich erobert erneut das Gelbe Trikot, verliert die Tour aber nach einem „Hungerast“ am Col du Galibier gegen Marco Pantani und wird schließlich Zweiter.
1999: Nach einem schweren Sturz bei der Deutschland-Tour muss Ullrich seinen Tourstart absagen. Im September gewinnt er die Spanien-Rundfahrt und wird Weltmeister im Zeitfahren.
2000: Ullrich muss sich bei der Tour dem übermächtigen Lance Armstrong geschlagen geben, wird dann aber in Sydney Olympiasieger im Straßenrennen und holt Silber im Zeitfahren.
2001: Erneuter zweiter Platz bei der Tour hinter Armstrong. Später folgt der zweite WM-Titel im Zeitfahren.
2002: Tour-Absage wegen Knie-Problemen. Am 1. Mai begeht Ullrich Fahrerflucht, nachdem er unter Alkoholeinfluss in Freiburg einen Autounfall verursacht hat. In der Rehabilitation nach seiner Knie-OP wird er am 12. Juni positiv auf Amphetamine getestet. Sechsmonatige Sperre und Vertragskündigung durch das Team Telekom.
2003: Ullrich wechselt zum Team Coast und gewinnt am 21. April bei Rund um Köln sein erstes Rennen seit Oktober 2001. Nach Lizenz-Problemen seines Arbeitgebers wechselt er mit seinem Berater Rudy Pevenage zum Team Bianchi. Als junger Vater wird er im Juli zum fünften Mal Tour-Zweiter und bringt Armstrong bei nur 61 Sekunden Rückstand zum einzigen Mal an den Rand einer Niederlage. Danach Rückkehr zu Telekom.
2004: Nach Problemen in der Tour-Vorbereitung gewinnt Ullrich kurz vor der Frankreich-Rundfahrt die Tour de Suisse, erreicht aber als Vierter in Paris erstmals nicht das Tour-Podium.
2005: Erneut gesundheitliche Probleme in der Vorbereitung und verspäteter Saisoneinstieg. Nach zwei Stürzen vor und während der Tour steht Ullrich als Dritter zum insgesamt siebten Mal in Paris auf dem Podium.
2006: Beim Giro d'Italia gewinnt Ullrich das Einzelzeitfahren und in der weiteren Tour-Vorbereitung erneut die Schweiz-Rundfahrt. Einen Tag vor dem Start zur Frankreich-Rundfahrt wird er am 30. Juni vom T-Mobile-Team suspendiert, da er in den spanischen Doping-Skandal verwickelt sein soll. Ullrich bestreitet jede Verbindung zu Doping-Arzt Eufemiano Fuentes. Der Schweizer Radsportverband leitet gegen Ullrich eine Untersuchung ein, deshalb tritt dieser Mitte Oktober aus und gibt seine Profi-Lizenz zurück. Die Staatsanwaltschaft Bonn nimmt Vorermittlungen auf.
2007: Am 26. Februar gibt Ullrich in Hamburg seinen Rücktritt bekannt. Am 3. April werden die bei der „Operacion Puerto“ von den spanischen Behörden sichergestellten Blutkonserven mit den Kennzeichnungen „Jan“, „Nummer 1“ oder „Rudis Sohn“ nach Angaben des Bonner Staatsanwalts Friedrich Apostel zweifelsfrei Ullrich zugeordnet. Es kommt heraus, dass Anfang 2004 25.000 Euro von Ullrichs Schweizer Konto an Fuentes überwiesen worden sind. Ein deutlich höherer Betrag wurde 2006 vom Ullrich-Konto an die gleiche Bank gezahlt. Der ehemalige Pfleger Jef D'hont behauptet zudem, Ullrich habe Epo und Wachstumshormone genommen.
2008: Die Staatsanwaltschaft des Schweizer Kantons Thurgau übergibt der Staatsanwaltschaft Bonn die Unterlagen aus der Hausdurchsuchung in Ullrichs Villa. Ullrich schließt einen Vergleich mit der Bonner Staatsanwaltschaft und zahlt 250.000 Euro.
2009: Das BKA ermittelt 24 Aufenthalte von Ullrich in Madrid zwischen 2003 und 2006. Derweil werden in Spanien die Ermittlungen gegen die Hintermänner der Operacion Puerto weiter verschleppt, sodass die Sportgerichte weiter keine Akteneinsicht erhalten. Daraufhin stellt der für Ullrich zuständige Schweizer Olympia-Verband das Verfahren gegen den Wahl-Thurgauer ein.
2010: Der Radsport-Weltverband UCI legt beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Einspruch gegen die Einstellung des Ullrich-Verfahrens ein. Am 13. August weist das Landgericht Hamburg Ullrichs Unterlassungsklage gegen den Dopingexperten Werner Franke zurück. Dessen Aussage, Ullrich habe mindestens 35.000 Euro an Fuentes gezahlt, ist laut Urteilsbegründung als wahr anzusehen.
2011: Ullrich erwägt eine berufliche Rückkehr in den Radsport, schließlich steigt er in eine Firma ein, die Trainingsmethodik und Patente rund um künstliches Höhenklima anbietet. Der dreimalige Davis-Cup-Sieger Carl-Uwe Steeb wird Ullrichs neuer Manager, Falk Nier sein PR-Berater. Im August kündigt Ullrich an, zur Vergangenheit Stellung zu beziehen. Der Schiedsspruch des CAS verzögert sich mehrfach.
9. Februar 2012: Der CAS spricht Ullrich schuldig, gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen zu haben, und verurteilt ihn zu einer zweijährigen Sperre rückwirkend zum 22. August 2011. Das höchste Sportgericht annulliert zudem sämtliche Ergebnisse Ullrichs seit dem 1. Mai 2005.
10. Februar 2012: In einer Stellungnahme räumt Ullrich den Kontakt zu Fuentes ein und bezeichnet dies als großen Fehler, der ihm aufrichtig leid tue. Rückblickend hätte er in einigen Situationen seiner Karriere anders gehandelt.
2012: Im Zuge der Ermittlungen gegen Lance Armstrong räumt Ullrich ein, dass er im Zusammenhang mit den Doping-Vorwürfen alles hätte offenlegen sollen. Ansprüche auf Armstrongs Tour-Siege erhebt er nicht.
Januar 2013: Ullrich nimmt die Armstrong-Beichte „zur Kenntnis“. Er werde diesen Weg nicht gehen und nicht vor einem Millionen-Publikum sprechen.
12. Juni 2013: Ullrich greift Armstrong an. Er habe immer gesagt, Armstrong werde nicht davonkommen.
22. Juni 2013: Ullrich gesteht in einem Focus-Interview Blutdoping bei Fuentes. Zu anderen Doping-Vorwürfen aus den Jahren davor äußert er sich nicht. Sein PR-Berater Nier führt dafür juristische Gründe an.