Christian Prokop Christian Prokop: Handball-Bundestrainer aus Köthen im Porträt
Leipzig/Köthen - Seit 2017 ist Christian Prokop ist der erste Handball-Bundestrainer aus Sachsen-Anhalt. Hinter dem gebürtigen Köthener, vom Verband als „Wunschtrainer“ gepriesen, liegt eine aufregende erste Zeit als DHB-Coach.
Nach seiner Inthronisierung im Frühjahr 2017 wurde er als Modernisierer und Konzepttrainer gefeiert, ehe er nach der EM 2018 auf der Kippe stand und erst nach einer außerordentlichen Präsidiumssitzung am 19. Februar, über drei Wochen nach dem Turnier, das Vertrauen ausgesprochen bekam.
Christian Prokop: EM 2018 Kritik und Krise
Schon für seine Kader-Nominierung hagelte es Kritik, weil Prokop auf feste Säulen des Teams verzichtete und eigene Wege gehen wollte. Er habe bei der Nominierung die „Hierarchie der Mannschaft nicht genügend beachtet“, „zu wenig Feedback gesucht“ und seine „Unzufriedenheit auf das Team übertragen“., sagte Prokop später in einem Interview mit dem „Spiegel“ über seine Fehler.
Der sportliche Erfolg blieb aus, Deutschland scheiterte chancenlos in der Hauptrunde. Risse zwischen Mannschaft und Trainer waren unübersehbar, Prokop wurde öffentlich stark angezählt und musste lange um seinen Job bangen. Am Ende ging es für ihn weiter, allerdings mit klaren Vorgaben vom Verband: Christian Prokop musste sich ändern und seinen Stil anpassen.
Christian Prokop: Wandel bei WM 2019 in Deutschland
Bei der Heim-WM 2019 zeigte sich Prokop dann geläutert, die Fehler der EM wurden schonungslos aufgearbeitet. Die WM gestaltete der Bundestrainer extrem erfolgreich und erreichte das Minimalziel Halbfinale schon vor dem letzten Hauptrundenspiel. Die Mannschaft spielte stark auf, die Stimmung war bestens - auch zwischen Bundestrainer und den Spielern.
„Er hat jetzt seine drei, vier, fünf Führungsspieler, mit denen er im engen Kontakt ist“, berichtete Abwehrstratege Hendrik Pekeler. „Er zieht nicht nur seinen eigenen Plan durch, sondern nimmt uns mit.“
Auch Torwart Andreas Wolff, der wie Pekeler im Vorjahr zu den größten Prokop-Kritikern gehört hatte, lobt das hervorragende Arbeitsklima. „Ich erlebe ihn jetzt genau so, wie es sein soll“, sagte Wolff über den Bundestrainer. „Er ist ein akribischer Arbeiter und schafft es jetzt viel besser, seine Botschaft an die Mannschaft weiterzubringen. Und wir als Mannschaft schaffen es, das, was er möchte, besser umzusetzen.“
Christian Prokop ist verheiratet und hat zwei Kinder
Christian Prokop ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Familie lebt in Leipzig. Im Dezember 2016 hatte Christian Prokop seine langjährige Partnerin Sabrina im Gohliser Schlösschen in Leipzig geheiratet. Sohn Luca wurde 2016 geboren, Tochter Anna folgte 2016.
Das Paar Prokop hatte sich beim gemeinsamen Leharmtsstudium in Hildesheim kennengelernt. Sabrina ist ein Jahr jünger als ihr Ehemann und arbeitete als Deutsch- und Sportlehrerin an einer Grundschule in Leipzig.
Christian Prokop sprach in einem Interview über die Rolle seiner Familie. Sie hilft ihm, auch mal vom Handball abschalten zu können. „Ich denke, das kann jeder Papa bestätigen, dass man dann auf ganz andere Gedanken kommt. Sei es beim Zoobesuch, beim Besuch im Schwimmbad, beim Basteln oder beim Malen”, sagte Prokop.
Christian Prokop: Ausbildung und gelernter Beruf
Wie seine Frau Sabrina ist auch Christian Prokop ausgebildeter Lehrer. In Hildesheim machte er 2007 seinen Bachelor-Abschluss in den Fächern Sport und Wirtschaft, 2009 ließ er noch den Master-Abschluss folgen. Anschließend absolvierte er bis 2011 sein Referendariat an der Sportschule Magdeburg.
Christian Prokop: Herkunft und Einfluss von Vater Heinz in Köthen
Christian Prokop wurde am 24. Dezember 1978 in Köthen geboren. Dass er zum Handball kam, war kein Zufall, sondern seinem Vater Heinz zu verdanken. Der Vater des Bundestrainers ist in Sachsen-Anhalt eine Legende als Handballcoach. Heinz Prokop hat in Köthen Handball gespielt und später über viele Jahre hinweg Mannschaften trainiert.
Christian Prokop ließ früh Anlagen zum Klasse-Handballer erkennen. Dabei war er von Vater Heinz nicht zum Handball gedrängt worden. Der Junior konnte sich beim Fußball ausprobieren, später beim Schwimmen, was für die Athletik gut geeignet war. Lesen Sie hier mehr über Christians Prokops Weg zum Handball-Profi und -Trainer.
Prokop spielte im linken und zentralen Rückraum. Bei einem Länderspiel der deutschen B-Nationalmannschaft gegen Ägypten geschah etwas, das Christian Prokops Handballer-Karriere einen Knick und eine unliebsame Wendung gab: Er verletzte sich am Knie, ein Knorpelstück platzte ab, aus der Verletzung entwickelte sich eine Arthrose. Als die medizinischen Probleme blieben, wechselte Prokop die Seite: Aus dem Spieler wurde ein Trainer.
Christian Prokops Vereine als Spieler
Christian Prokop: Karriere als Handball-Trainer
Mit dem Wechsel von Tusem Essen zum DHfK Leipzig 2013 ging der Stern von Christian Prokop als Trainer endgültig auf. In Leipzig leistete der Köthener herausragende Arbeit und wurde schon 2015/16 zum Trainer der Saison in der Handball-Bundesliga gewählt.
Das brachte ihn als Kandidaten für die Nationalmannschaft ins Spiel. Der deutsche Handball-Bund suchte 2017 einen Nachfolger für den Isländer Dagur Sigurdsson, der das Team 2016 zu EM-Gold und Olympia-Bronze geführt hatte.
Auch weil sich DHB-Vizepräsident Bob Hanning für den Konzeptrainer Prokop, der als „Julian Nagelsmann des Handballs“ galt, stark machte, unterschrieb er einen Fünfjahresvertrag als Bundestrainer. Hanning zahlte sogar die stolze Ablösesumme von 500.000 Euro an Leipzig. „Er ist fachlich hoch versiert, menschlich hoch kompetent und will gemeinsam Großes erreichen“, sagt Hanning über Prokop.
Christian Prokops Vereine als Trainer
(mz/dpa/sid)