Mit Max und Chantal Boxen in Halle: Tom Schwarz meldet sich mit schnellem Sieg über Samir Nebo zurück

Halle (Saale) - Als sich Tom Schwarz irgendwann am frühen Sonntagmorgen in seine Umkleidekabine in der Neustädter Erdgas-Sportarena zurückziehen konnte, hatte er die Rolle des Entertainers noch nicht aufgegeben. Die Stimmung war gelöst.
Der Schwergewichtsboxer - nach dem Sieg gegen Samir Nebo durch Technischen K.o. in der vierten Runde noch immer voller Adrenalin - machte Späßchen. Witzelte über das Dschungelcamp, das er wegen der Siegerparty verpassen würde. Und erklärte, dass er vor seinem Gegner ja auch seine Erkältung ausgeknockt hatte - mit Ingwer-Kauen. Sein Promoter Ulf Steinforth hörte amüsiert zu, ebenso Trainer Dirk Dzemski. Und beide wurden schließlich Zeugen, wie Tom Schwarz noch ein Geheimnis lüftete.
Es ist eine kleine Marotte des Hallensers, dass er den Gürteln, die im Profiboxen ja Zeichen für gewonnene Titel sind, Namen gibt. Um zwei dieser Meisterschaften, um zwei dieser Gürtel war es am späten Samstagabend gegangen. Chantal, die Trophäe für die Interconti-Meisterschaft, hatte Tom Schwarz verteidigt. Hinzu kam aber ein neuer Titel.
Boxen in Halle: Steinforth: „Toms Gegner hatte keine Chance.“
Und während seine riesigen Hände nahezu zärtlich über den metallenen Aufdruck glitten, auf dem „Deutsche Meisterschaft“ zu lesen ist, erklärte Schwarz: Dieser Gürtel heißt Max. Benannt nach seinem Vorbild Max Schmeling, der sich vor 90 Jahren ebenfalls den nationalen Titel in der Königsklasse gesichert hatte - ein Meilenstein seiner Karriere, bevor er später Weltmeister wurde.
Für Tom Schwarz ist der Weg dahin noch weit. Der Sieg gegen Samir Nebo soll eine Durchgangsstation sein. Der Autohändler aus Torgau hat seinem Gegner nicht wirklich wehtun können. Der Spätberufene, der erst mit 28 seine Leidenschaft für den Faustkampf entdeckt hatte und nun 36 ist, wirkte überfordert. „Er war trotzdem ein würdiger Gegner“, meinte Schwarz zwar. „Im Schwergewicht musst du immer aufpassen, da reicht ein Schlag und das war’s.“
Der wohl spektakulärste Sieg des SES-Kampfabends ging auf das Konto von Tom Dzemski. Der Halbschwergewichtler schickte seinen Kontrahenten Patrick Linkert aus Magdeburg schon nach wenigen Aktionen mit einem Leberhaken zu Boden und setzte dann konsequent nach: Sieg durch Technischen K.o. „Unsere Taktik war, auf den Körper des Gegners zu gehen“, sagte Trainer-Vater Dirk Dzemski. „Tom hat alles richtig gemacht.“
Auch Lokalmatador Roman Belaev siegte. Der von Hans-Jürgen Witte betreute Weltergewichtler punktete in acht Runden den am Ende schwer gezeichneten Georgier Giorgi Abrahmishvili aus.
Alle drei Punktrichter werteten den Kampf mit 80:72. Witte bescheinigte seinem Schützling „eine ordentliche Leistung, auch wenn ich mir einen vorzeitigen Sieg erhofft hatte“. Im Sommer soll es für Belaev auf der internationalen Bühne in England weitergehen.
Beim Duell mit Nebo kam bei den 2.000 Zuschauern allerdings nie die Befürchtung auf, dass es für den Hallenser hätte gefährlich werden können. Deshalb ist die Geschichte des Kampfes auch schnell erzählt. Die meisten Schläge des deutlich kleineren Deutsch-Syrers gingen ins Leere. Nebo suchte seine Chance in der Nahdistanz, klammerte. Und er erwischte Schwarz mit seinen wüsten Schwingern auch ein-, zweimal nicht regelkonform an Hinterkopf und Hals - ganz so, als suche er da bewusst die Schwachstelle des 13 Jahre jüngeren Lokalmatadoren. Wegen einer Bandscheiben-OP im September hatte dieser bekanntlich eine Zwangspause einlegen müssen.
Doch Nebos Angriffe verpufften. Und Schwarz weiß nun, dass sein Körper den Schlägen eines Kontrahenten wieder standhalten kann. In Runde vier beendete der Ringrichter den eigentlich auf zwölf Mal drei Minuten angesetzten ungleichen Titelkampf. Nach einem Schlaghagel von Schwarz hing Nebo hilflos in den Seilen.
„Ich meine, es hätte noch weitergehen können, der Abbruch kam zu früh“, beklagte Nebos Trainer Kai Kurzawa später. Er wusste aber auch, dass seinem Boxer da „die Raffinesse gefehlt“ hatte. Denn weil er nicht zu Boden ging, konnte Nebo nicht angezählt werden, der Abbruch war also folgerichtig.
„Ich habe in seinen Augen gesehen, dass er schwach ist“, sagte Schwarz auf diese entscheidende Szene angesprochen. Und Manager Steinforth bestätigte: „Toms Gegner hatte keine Chance.“
Der Promoter ordnete diesen Kampf als wichtige Bewährungsprobe für seinen Mann ein. Nach neuneinhalb Monaten Ringpause wegen besagter Bandscheiben-OP habe Schwarz nun die Gewissheit, dass er wieder völlig hergestellt ist. „Das ist wichtig für den Kopf, das gibt Sicherheit.“ Schon Ende April soll es weitergehen für Schwarz mit seinem dann 21. Kampf im bezahlten Sport.
Viel Zeit bleibt also nicht. Wenn er in den nächsten zehn Tagen mit seiner Freundin Tessa in Ägypten urlaubt, ist aktive Erholung angesagt. Der 23-Jährige hat das Tauchen für sich entdeckt. Da kann er abschalten - und mal aufs Sprücheklopfen verzichten. (mz)