1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Biathletin aus Köthen: Biathletin aus Köthen: Franziska Hildebrands Traum vom Gold

Biathletin aus Köthen Biathletin aus Köthen: Franziska Hildebrands Traum vom Gold

Von Christoph Karpe 24.11.2017, 09:14
Franziska Hildebrand im Sommer beim Training am Schießstand. In der Biathlon-Nationalmannschaft ist die Köthenerin weiter gesetzt.
Franziska Hildebrand im Sommer beim Training am Schießstand. In der Biathlon-Nationalmannschaft ist die Köthenerin weiter gesetzt. Imago

Köthen/Östersund - Die Trainer lüfteten am Donnerstag das Geheimnis. Maren Hammerschmidt, Franziska Preuß, Benedikt Doll und Arnd Peiffer starten in der Mixed-Staffel im schwedischen Östersund in die olympische Saison der Biathleten. Laura Dahlmeier muss ebenso zuschauen wie Franziska Hildebrand.

Vielleicht wäre das Auftaktrennen für die Köthenerin auch noch zu früh gekommen. Schließlich hatte sie im Juli ein Syndesmoseband-Anriss einige Wochen beinahe lahmgelegt. „Ich wollte nach einer Trainingsrunde mein Gewehr am Zaun abstellen, habe da einen Stock falsch gesetzt“, erzählt Franziska Hildebrand. Der Sturz war nicht mehr zu verhindern. „Ich wollte nur nicht auf die Knie fallen.“ Ein fataler gedanklicher Reflex. Folge: Dadurch verdrehte sie sich den Fuß komplett.

Franziska Hildebrand: Arbeiten am Golf-Handicap

Inzwischen kann Franziska Hildebrand über dieses Missgeschick, das sie fast sechs Wochen planmäßige Vorbereitungszeit kostete, lachen. „Ich konnte an meinem schlimmen Golf-Handicap von 52 etwas arbeiten“, scherzt sie. Aber: „Weil ich immer etwas machen konnte, hat mich das nicht massiv zurückgeworfen.“ Den Beweis gab es bei den deutschen Meisterschaften Mitte September. Da war sie im Langlauf auf Rollerski hinter der einstigen Spezialistin Denise Herrmann Zweite geworden, hatte in der Staffel fehlerfrei geschossen.

„Inzwischen bin ich optimistisch, was die Saison betrifft“, sagt sie. Aber natürlich ahnt auch sie, wer im Team die Nummer eins bleibt. „Laura wird ihr Ding schon wieder machen. Ich würde sie nur gern mal wieder ärgern“, sagt Franziska Hildebrand über Laura Dahlmeier und den anstehenden Wettstreit mit der Königin des letzten Winters.

Dahlmeier ihrerseits startet mit enormem Selbstbewusstsein. „Warum soll es nicht wieder klappen? Der vergangene Winter hat doch gezeigt, dass der Weg stimmt“, sagte sie. Bei den Welt-Titelkämpfen in Hochfilzen Anfang des Jahres gewann sie fünf Goldmedaillen. Für die Olympischen Winterspiele im Südkoreanischen Pyeongchang, dem Höhepunkt, liest sich ihr Wunschzettel trotzdem bescheiden. „Eine goldene“ soll es für die 24-Jährige sein, „am liebsten im Einzel“.

Biathlon: Deutschland will Nation Nummer eins sein

Insgesamt feierte das deutsche Team in der zurückliegenden Traumsaison sieben WM-Titel und unzählige Weltcup-Erfolge. Da sind ambitionierte Ziele für Olympia selbstverständlich. „Wir möchten die Biathlon-Nation Nummer eins sein“, sagte Björn Weisheit, der Sportchef der Biathleten im Deutschen Skiverband, ohne falsche Bescheidenheit dem Sportinformationsdienst: „Wir peilen drei Medaillen in den Teamwettbewerben und zwei in den Einzelwettkämpfen an.“ Fünf Medaillen sind möglich, so die Erfolgshochrechnungen für die Biathleten beim Deutschen Olympischen Sportbund.

Franziska Hildebrand möchte natürlich wieder mit zu den Medaillengewinnern zählen. Am liebsten zu denen, denen in Südkorea dann eine goldene Plakette mit 92,6 Millimetern Durchmesser und 586 Gramm Gewicht um den Hals gehängt wird. Ihre Chancen, von den Trainern für die Wettbewerbe aufgestellt zu werden, stehen gut. Im letzten Winter gewannen die deutschen Frauen alle Staffelwettbewerbe. Auch jenen bei der WM. Immer gehörte Hildebrand dazu. „Auch wenn die Tage in Hochfilzen für mich in den Einzelrennen ernüchternd verliefen - in der Staffel habe ich gezeigt, dass auf mich Verlass ist.“

Biathlon: Das Frauen-Team um Franziska Hildebrand steht

Außerdem fehlt ja auch ernsthafte Konkurrenz. Niemand aus dem nationalen Nachwuchs deutete bisher an, in die Phalanx der Etablierten einbrechen zu können. „Im Prinzip steht unser Team“, meint auch Franziska Hildebrand. Neben ihr und Dahlmeier meint sie damit Vanessa Hinz, Maren Hammerschmidt, Denise Herrmann und Franziska Preuß.

Dass die Spiele in Südkorea für die Athleten womöglich ein Sicherheitsrisiko bedeuten, glaubt Hildebrand nicht. Obwohl Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un gern mit Raketen spielt und US-Präsident Donald Trump ihn womöglich militärisch zur Raison bringen will. „Ich vertraue einfach darauf, dass man beim DOSB verantwortungsvoll handelt und die Lage im Blick hat.“ Eine Absage wäre „der worst case“. Persönlich nervt sie der „Kindergarten“, den Kim und Trump in den letzten Monaten aufführten.

Sie will mit Freude Wettkämpfe bestreiten. Und auch wenn das erste Rennen des Winters noch nicht einmal gelaufen ist, denkt Franziska Hildebrand schon weiter. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nach dieser Saison vorbei sein soll. Ich quäle mich immer noch gern im Training und habe Spaß an meinem Sport. Nein, es gibt kein finales Ziel“, sagt die 30-Jährige.

Eines hat sie sich für 2018 außerhalb des Sport-Kosmos fest vorgenommen: „Ich möchte gern meine Masterarbeit anfangen.“ Franziska Hildebrand studiert Wirtschaftspsychologie, baut so an ihrer Zukunft ohne Sport. „Ich glaube nicht, dass ich noch einmal Olympische Spiele erlebe“, sagt sie ohne Wehmut. Und dann, wenn es mit dem Rennen und Schießen auf Ski doch einmal vorbei ist, möchte sie ihren Lebensmittelpunkt wieder aus Ruhpolding zurück nach Mitteldeutschland in die Heimat verlegen.

››Die ARD überträgt die Mixed-Staffeln am Sonntag ab 14.15 Uhr live. (mz)