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Flämischer Ort ärgert Brüssel Belgien: Flämischer Ort ärgert Brüssel - Bau des Eurostadions für Fußball-EM steht auf der Kippe

Von Lukas Thiele 31.03.2017, 09:58
Das Eurostadion von Brüssel könnte womöglich nur ein Modell bleiben.
Das Eurostadion von Brüssel könnte womöglich nur ein Modell bleiben. imago sportfotodienst

Berlin - Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft 2020 sollen im neuen Brüsseler Eurostadion ausgetragen werden. Ob das auch so kommen wird, steht in den Sternen, denn der Bau des Stadions ist in Gefahr. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Hintergrund ist ein in Belgien seit dem 19. Jahrhundert andauernder Streit zwischen niederländischsprachigen Flamen im Norden des Landes und den französischsprachigen Wallonen im Süden. Die Flamen weigern sich, ein paar Meter Land herzugeben, die für den Bau des Eurostadions benötigt werden.

Das für den Neubau vorgesehene Gelände liegt im Norden Brüssels, nur 500 Meter vom baufälligen King Baudouin Stadion entfernt. Bisher befindet sich dort ein Parkplatz. Dieser gehört der Stadt Brüssel, liegt jedoch auf dem Terrain des flämischen Dorfes Grimbergen, das deshalb ein Mitspracherecht hat. Ursprünglich sollte dem Stadion nur ein Fahrweg weichen müssen. Nun sind es aber zwei kleine Stückchen Land, ohne die das Eurostadion weder Ein- noch Ausgänge hätte.

„Wir verkaufen nicht“

„Ihr braucht euch keine Mühe zu machen, wir verkaufen nicht“, sagte Ben Weyts, der flämische Verkehrsminister und Politiker der nationalistischen Partei N-VA. Ein belgischer Politiker klagt: „Wir haben unseren Kopf in das Maul des Löwen gelegt und jetzt schließt es sich gerade.“ Die Partei wolle beweisen, dass die Stadt und die beteiligte Region Brüssel schlecht regiert würden, zitiert die Zeitung „Le Soir“ eine Stimme aus dem Rathaus. Deshalb blockiere die N-VA alle Brüsseler Projekte, inklusive des Eurostadions.

Der Bauunternehmer Ghelamco will laut „SZ“ Berufung einlegen. Man habe keinen Plan B, sagt der Konzern. Eine Renovierung des King Baudouin Stadion wäre mit rund 400 Millionen Euro genauso teuer wie ein Neubau und ist keinesfalls vor 2020 zu schaffen.

Entscheidende Männer mögen sich nicht

Es ist nicht der erste Rückschlag für das neue EM-Stadion. Eigentlich sollte der RSC Anderlecht neben der Nationalmannschaft Hauptmieter des neuen Fußballtempels werden. Der belgische Erstligist kündigte aber im Februar an, nicht in der neuen Stätte spielen zu wollen. Das Stadion sei schlichtweg zu groß.

Der Streit um das neue EM-Stadion ist wohl nur zwischen dem belgischen Premierminister Charles Michel und dem N-VA-Vorsitzenden Bart De Wever zu lösen. Die beiden können sich jedoch nicht leiden.

Beim europäischen Fußball-Verband Uefa bleibt man noch gelassen. „Trotz der Verspätung bleiben wir zuversichtlich, was die belgische Beteiligung  an der Euro 2020 betrifft“, sagte ein Uefa-Sprecher der Zeitung „La Libre“.

Das Eurostadion von Brüssel könnte nur ein Modell bleiben.
Das Eurostadion von Brüssel könnte nur ein Modell bleiben.
imago sportfotodienst