BBL-Geschäftsführer im Interview BBL-Geschäftsführer Stefan Holz im Interview: "Leipzig wäre ein Weg"
Weißenfels - Stefan Holz hat ein Ziel: Er will die Basketball-Bundesliga (BBL) bis zum Jahr 2020 zur besten nationalen Liga Europas entwickeln. Seit 2015 leitet Holz die Geschicke der höchsten deutschen Spielklasse als Geschäftsführer. Und die Liga boomt. Doch was passiert bei all dem Wachstum vielerorts mit kleineren Klubs wie dem Mitteldeutschen Basketball Club (MBC)? Daniel George hat sich darüber mit Stefan Holz unterhalten.
Herr Holz, jetzt biegt die BBL-Saison gerade in ihre spannende Phase ein, da ruht der Ball für drei Wochen. Was halten Sie von der Länderspielpause?
Stefan Holz: Ich bin grundsätzlich ein Freund davon, die Nationalmannschaft öfter sichtbar zu machen. Das ist genau der richtige Ansatz. In anderen Sportarten ist das auch vollkommen üblich. Dass die Liga währenddessen pausiert, ist logisch. Das dreiwöchige Fenster ergibt sich außerdem dadurch, dass wir am vergangenen Wochenende unsere Pokalendrunde ausgetragen haben.
Sie erklärten kürzlich, den Pokal-Modus überdenken zu wollen, möglicherweise hin zu einem Wettbewerb mit 16 Teams. Nach dem attraktiven Final Four am vergangenen Wochenende stellt sich die Frage: Wäre das wirklich der richtige Weg?
Das Top Four ist ohne jeden Zweifel ein herausragendes Event. Gleichwohl denken wir in der Tat über den Pokalmodus nach. Der Pokal hat Reserven. Aber wir würden den Modus nur ändern, wenn drei Dinge erfüllt sind: Es muss sportlich Sinn machen. Das wäre bei einem 16-Team-Modus der Fall. Außerdem muss der Wettbewerb eine höhere mediale Reichweite generieren und auch wirtschaftlich passen. Wäre das erfüllt, und daran arbeiten wir aktuell, würden wir den Modus anpassen. Dann würde es ein Achtel-, Viertel-, Halbfinale und ein Finale geben.
An so einem Wettbewerb könnte dann auch der MBC als Erstligist teilnehmen. Wie viele Partien mit MBC-Beteiligung haben Sie in dieser Saison bislang eigentlich gesehen?
Schon die ein oder andere.
Und wie ist Ihr Eindruck?
Der MBC spielt als Aufsteiger eine starke Saison. Mit einem vergleichsweise kleinen Budget steht der Klub gut da und hält sich von der Abstiegszone ein Stück weit fern. Ich habe allergrößten Respekt davor, was Martin Geissler und die anderen Verantwortlichen dort seit Jahren auf die Beine stellen. Sie schaffen es in einer kleinen Stadt und einer strukturschwachen Gegend, einen BBL-fähigen Etat und ein absolut konkurrenzfähiges Team aufzustellen.
Immer wieder heißt es, die BBL benötige Gesichter, um an Popularität zu gewinnen und Wiedererkennungswert zu schaffen. Welche MBC-Profis kommen Ihnen da in den Sinn?
Marcus Hatten ist ein hervorragendes Beispiel für Kontinuität. Er ist ein Spieler mit großer Identifikation zu seinem Klub, wie es zum Beispiel auch Ricky Paulding für Oldenburg ist.
Die BBL will 2020 die beste nationale Liga Europas sein. Wie sieht da die Zukunft für kleine Standorte wie Weißenfels aus?
Es drängen eine ganze Reihe von Klubs in die BBL, teilweise aus Millionen-Städten wie Köln oder Hamburg mit grundsätzlich anderen wirtschaftlichen Möglichkeiten. Insofern ist der MBC gefordert, sich diesem Druck zu stellen, um weiterhin zu den besten 18 Klubs in Deutschland zu gehören. Der MBC sollte darüber nachdenken, wie er sich mittelfristig aufstellt. Diesbezüglich Ratschläge zu geben, wäre jedoch vermessen. Martin Geissler denkt sicher 24 Stunden, sieben Tage die Woche darüber nach - zumal der Markt in Weißenfels, nach meiner Vermutung, weitestgehend ausgeschöpft sein dürfte.
Welche Optionen sehen Sie dann für den MBC?
Ein Weg könnte sein, den Standort Leipzig weiter zu erschließen. Sportlicher Erfolg ist immer mit Budget verbunden. Mit einer aktuell im Ligavergleich kleineren Halle und dadurch geringeren Spieltags-Erlösen wird es schwer für den MBC, aus der Stadt Weißenfels weiteres Wachstum zu generieren. Der Weg ins Umland könnte ein Wachstumspfad sein.
In Braunschweig hat NBA-Superstar Dennis Schröder am vergangenen Sonntag im Rahmen des Heimspiels gegen den MBC angekündigt, das Team seiner Heimatstadt finanziell im großen Stil unterstützen und einen Top-Fünf-Standort etablieren zu wollen. Solche Nachrichten gefallen Ihnen, oder?
Natürlich, ich finde es eine hervorragende Nachricht, dass er seine Heimat und die BBL nicht vergessen hat und an der Entwicklung teilhaben will – sofern es denn so kommen sollte.
Im Sommer 2018 beginnt die neue TV-Rechte-Periode. Wie wollen sie das Bewegtbild-Angebot der BBL künftig aufstellen?
Wir sind in intensiven Gesprächen und Verhandlungen. Mit einem Angebot, wie wir es jetzt im vierten Jahr haben, dass ein Partner alle Spiele hochwertig produziert und auf einer eigenen Plattform ausstrahlt, plus ausgewählten Spielen im Free-TV und mit Ausschnitten in den Öffentlich-Rechtlichen, sind wir grundsätzlich gut aufgestellt.
Streben Sie einen festen Sendeplatz im Free-TV an?
Das ist noch offen. Momentan haben wir einen mehr oder weniger festen Sendeplatz auf Sport1 am Sonntag – allerdings nicht immer zur festen Zeit. Der feste Sendeplatz kann Sinn machen, aber nicht jeder feste Sendeplatz macht Sinn. Der Freitagabend hat in der vergangenen Saison jedenfalls nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben.
Welchen Termin würden Sie sich denn wünschen?
Aktuell funktioniert der Sonntagnachmittag sehr gut.
(mz)