Basketball Basketball: Schritt für Schritt nach oben
Weissenfels/MZ - Es war ein kleiner Nachsatz, der eine Menge verriet. Am 30. Mai twitterte der Basketballer Josh Parker: „Ich bin begeistert verkünden zu können, dass ich für ein weiteres Jahr in Deutschland spielen werde - in der BBL beim MBC.“ Und dann fügte er diesen kleinen und doch so vielsagenden Satz an: „Gott ist gut.“
Josh Parker ist der neue Spielmacher
Josh Parker ist der neue Point Guard, also Spielmacher, des Mitteldeutschen Basketball Clubs (MBC). Mit dem Trainingsauftakt am Mittwoch in der Sporthalle West in Weißenfels soll der 24-Jährige herangeführt werden an das Ziel, der Kopf eines Bundesliga-Teams zu werden. Ein riesiger Schritt, denn entdeckt haben ihn die Mitteldeutschen in der dritten Liga bei den Bayer Giants Leverkusen. Dort war Parker Meister - und wertvollster Spieler der Saison.
Es ist vor allem eines, das aus jenem „Gott ist gut“ spricht. Eine ehrliche Dankbarkeit. Dafür, eine Chance zu erhalten in einer höheren Liga. Und dafür, dass Parker damit seinem großen Traum ein bisschen näher gekommen ist. „Es ist doch keine Frage: Wenn du Basketball spielst, hat doch jeder diesen Traum, es irgendwann in die NBA zu schaffen. Natürlich träume ich auch davon.“ Wohlwissend, dass er davon noch weit entfernt ist. Aber auch in dem Wissen, dass der Sprung in die erste deutsche Liga einer ist, der diesen Traum wieder ein bisschen greifbarer macht.
Josh Parkers Karriere verlief nämlich nicht immer ganz geradlinig. Ihr Handwerk für den Profisport lernen amerikanische Basketballer vor allem am College, sprich in den semiprofessionellen Universitätsteams. Doch dort ging einiges schief. Parkers Trainer, der ihn an die Drake University in Des Moines im Bundesstaat Iowa holte, hörte bald auf. „Mit dem neuen Coach hat es dann einfach nicht mehr gepasst, deshalb habe ich mit meiner Familie entschieden, das College zu wechseln.“ Ein Jahr durfte er wegen der Transferregeln danach nicht spielen. Und auch an seiner neuen Uni in Dayton in Ohio wechselten die Trainer in schöner Regelmäßigkeit. „Ich hatte in vier Jahren College vier Coaches. Jeder war ein bisschen anders. Deshalb konnte ich mein Potenzial nie so richtig entfalten.“
Glanzjahr in Leverkusen
Es war der Zeitraum, als Parker seinen Traum vom Sprung in die NBA, sogar den Traum, überhaupt einmal Profi zu werden, platzen sah. Also ging er nach Deutschland - und erlebte in Leverkusen ein Glanzjahr. Zwar nur auf drittklassigem Niveau. Aber nie ohne dieses eine große Ziel im Hinterkopf.
Für einen Verein wie den MBC, der zu den finanzschwächsten der ersten Liga gehört, sind solche Träume bei seinen Spielern Fluch und Segen gleichermaßen. Da ist der Ehrgeiz, besser werden zu wollen - was dem Verein hilft, trotz bescheidender Möglichkeiten mit jungen Spielern die Bundesliga zu halten. Doch da ist auch die Erkenntnis, dass - wenn sich diese jungen Spieler entwickeln - der Verein am Ende seiner Möglichkeiten angekommen ist.
So geschehen nach der letzten Saison, als Spielmacher Hördur Vilhjalmsson ging. Der Isländer hatte als Zweitliga-Spieler beim MBC angefangen, war in der Bundesliga anfangs nur Ersatzmann. Doch am Ende der Saison hatte ihn Trainer Silvano Poropat zu einem Führungsspieler geformt. Und weil andere Vereine anklopften, kaufte sich Vilhjalmsson aus seinem Vertrag frei. Nach MZ-Informationen für eine hohe vierstellige Summe.
Spieler entwickeln, die dann dem Verein den Rücken kehren - ein Ärgernis oder Teil des Geschäfts?
„Beides natürlich“, sagt Trainer Poropat. Er sieht einerseits die Arbeit, die er in die Spieler gesteckt hat, andererseits kann er die Realitäten nicht verkennen. „Irgendwann muss der Zeitpunkt kommen, dass ein Spieler gehen muss. Nur wenn es so kurzfristig kommt, wie bei Vilhjalmsson, ist das natürlich schon ärgerlich. Er hat seine Option ja erst am letztmöglichen Tag gezogen, als schon jeder dachte, dass er bleiben würde.“
Charakterlich, so viel lässt sich im Gespräch mit Josh Parker sehr schnell erahnen, hat der MBC nun einen überaus vertrauenswürdigen Jungen als Spielmacher verpflichtet. In seinem Twitter-Account schreibt Parker in seiner Kurzvorstellung über sich selbst: „Profi-Basketballer. Einfach ein netter Junge, der dafür arbeitet, seinen Traum zu erreichen.“
Ein netter Kerl
Wer ihn kennenlernt, wird das als passende Selbst-Charakterisierung einordnen. Ein netter Kerl. Überaus nahbar, obwohl er sich selbst als introvertiert bezeichnet. Und bodenständig.
Parker wuchs mit vier Geschwistern auf, drei Brüdern und einer Schwester. Und das große Thema in seiner Familie ist der Glaube. „Ich bin bekennender Christ. Mein Vater ist Pastor in einer Gemeinde. Ich habe meine ganze Jugend quasi in der Kirche verbracht“, erzählt er. Und dass Familie ein großes Gut für ihn ist, wird klar, wenn er liebevoll humorig über seine Geschwister spricht. Über seine Schwester, die „es mit den ganzen Kerlen zu Hause nicht immer einfach hatte“. Oder über seinen kleinen Bruder, der in Chicago ebenfalls College-Basketball spielt und mit dem er im Sommer jede freie Minute verbracht hat. Entsprechend intensiv hält Josh Parker Kontakt nach Hause. „Skype ist ein Segen“, sagt er. Seitdem er am Freitag in Weißenfels angekommen ist, hat er täglich mit seinen Eltern telefoniert.
Josh Parker als Stammspieler
Ab Mittwoch aber steht das Sportliche im Mittelpunkt. „Josh Parker soll eine wichtige Rolle bei uns im Team übernehmen“, sagt Trainer Silvano Poropat. „Ich plane mit ihm als erstem Aufbauspieler.“ Sprich Stammspieler. Und Parker selbst ist nicht bange vor der Aufgabe. „Nein, ich habe keine Angst davor“, sagt er und lächelt. „Ich weiß, dass ich viel lernen muss.“ Aber er sei sicher, dass er sich mit harter Arbeit auch in der ersten Liga durchsetzen werde.
Denn da ist ja noch dieses nie vergessene Ziel NBA, für das er kämpft - der nette Junge, der dafür arbeitet, seinen Traum zu erreichen.