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Basketball Basketball: Lions starten mit hohem Spaß-Faktor

Von CHristoph Karpe 25.09.2014, 21:33
Jennifer Kerns (r.) und Tiffany Porter-Talbert sind gut gelaunt.
Jennifer Kerns (r.) und Tiffany Porter-Talbert sind gut gelaunt. Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Die Stimmung ist nahe an der Grenze zur Ausgelassenheit. Irgendjemand hat einen Spruch gemacht. Jasmin Newsome führt ihr so ansteckendes Lachen vor, der Rest der Lions fällt mit ein. Die Runde der jungen Frauen hat offensichtlich Spaß. Dabei steht gleich ein hartes Training an, eines der letzten vor dem Saisonstart der Basketball-Bundesliga. Doch von Anspannung, die durchaus erwartbar wäre, keine Spur.

Die gute Laune teilt das Team mit seiner Trainerin Jennifer Kerns. Die hat Christina Schnorr unvermittelt einen Ball zugeworfen und diese damit wunderbar überrascht hat. Wieder prustet die Runde - inklusive Kerns - los. „Warum soll ich denn nervös sein?“, fragt sie dann kurz darauf in Richtung Beobachter. „Ich bin einfach guter Dinge, weil ich weiß, dass wird fünf Wochen hart gearbeitet haben und nun in einer prima Verfassung sind. Die Saison kann losgehen.“

Jessica Höötmann, 28 Jahre, Position: Center. Die 190 Zentimeter große Spielerin kam vom Bundesliga-Absteiger aus Osnabrück. Sie ist eine Team-Playerin mit unendlich viel Erfahrung in der Bundesliga und kann die Mannschaft führen.

Mekia Valentine, 26, Position: Center. Die 1,93 Meter große Amerikanerin aus Greensboro ist die wichtigste Lions-Spielerin unter den Körben. Bringt Erfahrung aus Europas Ligen mit und spielte zuletzt in Cairns (Australien).

Tiffany Porter-Talbert, 29, Position: Forward. Die Vertragsverlängerung mit dem Wirbelwind war wichtigste Personalie im Sommer. „Tif“ (1,77 Meter) ist für die besonderen Momente da, kämpft und spielt extravagant, war mit Höötmann schon Meisterin.

Jasmin Newsome, 22, 1,68 Meter, Position: Guard. Die auf Hawaii geborene Amerikanerin wurde als Ersatz von Regisseurin Amanda Rego verpflichtet. Sie spielte zuletzt für die University of Tennessee. Ist das erste Mal im Ausland - muss sich also beweisen.

Laura Hebecker, 21, Position: Forward. Die Hallenserin (1,81 Meter) ist eine feste Größe im Team. Die Studentin der Wirtschaftswissenschaften lehnte Angebote anderer Klubs ab, um mit „ihrem Verein für Furore zu sorgen.

Julia Gaudermann, 22, 1,67 Meter, Position: Guard. Die Studentin (Sport und Psychologie) geht in ihre dritte Lions-Saison. Ihre Aufgabe ist, die Regisseurin - jetzt Newsome - zu entlasten. Angesichts der Unerfahrenheit der Kollegin, wird sie viel Spielzeit bekommen.

Noémie Rouault, 19, 1,82 Meter, Position: Forward. Die Jüngste im Team gilt als ein Juwel des deutsche Basketballs. Seit Jahren spielt die jetzige Studentin (Wirtschaftswissenschaften) in allen DBB-Nachwuchsteams. Ihre Verpflichtung gilt als Coup.

Christina Schnorr, 21, Position: Center. Die Lehramtsstudentin (Geografie/Englisch) geht in ihre dritte Lions-Serie. Die Chemnitzerin (1,85 Meter) wird Höötmann und Valentine im Kampf unter den Körben entlasten.

Julia Kohlmann, 22, Position: Forward: Die Hallenserin zählt wie Hebecker seit Jahren zum Team. Letzte Saison kam die gefürchtete Distanzschützin (1,78 Meter) aber kaum zum Zug. Jetzt versprüht die Bürokauffrau-Azubi neue Lust am Spiel.

Inken-Victoria Henningsen, 21, 1,80 Meter, Position: Forward. Seit Jahren spielt die Kommissar-Anwärterin für die Lions und gilt immer als Talent. Zum Zug kam sie selten - wird sich ändern. Die famose Distanzschützin erzielt etwa im Test gegen Wasserburg 20 Punkte.

Elisa Hebecker, 20, 1,84 Meter, Position: Forward. Auch sie kommt wie ihre Schwester Laura aus der Jugend des SV Halle. Die Abiturientin gilt als hoch veranlagt. Wird dennoch meist Ersatzspielerin sein.

Mareike Müller, 19, 1,82 Meter, Forward. Die Hallenserin hatte in der letzten Saison Pech mit einem Kreuzbandriss. Die Studentin (Rechtswissenschaft) kämpft sich gerade im Training zurück. Wann sie erste Punktspiel-Minuten bekommt, ist noch offen.

Die jungen Damen haben lästige Laufeinheiten und Laktat-Tests absolviert, im Fitness-Studio unzählige Gewichte gestemmt und sich bei individuellen Leistungstest ein Bild von ihren körperlichen Grenzen machen können. Und sie sind durch einen Kletterwald gehangelt. Dazu gab es Testspiele gegen des polnische Top-Team aus Gorzow - beide gingen nur knapp verloren - und gegen Meister TSV Wasserburg, den die Lions sogar einmal bezwingen konnten. Nie war eine Saison-Vorbereitung so hart, so individuell und variabel. „Jennifer Kerns ist eine ausgezeichnete Trainerin und absolut fokussiert“, urteilt beispielsweise Martin Dornhoff, Ende letzter Saison noch Chefcoach und jetzt Assistent der Amerikanerin . Die kam vom Zweitliga-Team aus Göttingen.

Saarlouis ist stark besetzt

Bei all dem Positiven scheint dann also gleich der erste Gegner beim Saison-Auftakt der Liga am Wochenende, die Saarlouis Royals, bezwingbar. „Ja, natürlich glaube ich das“, sagt Kerns (38) vor ihrem Debüt als Coach in der ersten Liga und schiebt grinsend hinter: „Das muss ich ja glauben, ich bin doch die Trainerin.“

Natürlich hat sie den Kontrahenten längst analysiert und kennt Stärken wie Schwächen der Royals um die begnadeten Aufbauspielerinnen Stina Barnert und Levke Brodersen. Das Duell mit Saarlouis steht am Sonntag, 13.30 Uhr, auf dem Spielplan der Nabelschau aller Teams ab Samstag in der Richard-Hartmann-Halle in Chemnitz. Das sogenannte Season Opening bietet gleichzeitig die Gelegenheit, alle Gegner unter die Lupe nehmen zu können.

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„Das werden wir auch ausgiebig tun“, sagt Lukas Balser, der Geschäftsführer der Lions. Denn bislang ist alles, was man von den Kontrahenten meint zu wissen, nur Hörensagen. „Es wird spannend zu sehen, wer wie drauf ist.“ Doch eines steht für Balser fest: „An Wasserburg führt kein Weg vorbei, und Herne ist auch stark besetzt.“ Und wo steht das eigene Team? „Noch ist es schwierig, das zu sagen. Wir wissen, dass wir gut vorbereitet sind, unsere Hausaufgaben gemacht haben.“ Dies gebe mehr gesundes Selbstvertrauen als der 80:77-Testspiel-Erfolg über Wasserburg. Obwohl Jennifer Kerns schon bei dieser Überraschung in der Erdgas Arena dachte: „Wir hätten um Längen besser spielen können. Wir haben da noch eine Menge Fehler begangen.“

Zugleich fehlte den Lions da auch noch Führungsspielerin Jessica Höötmann wegen einer Sehnenreizung. Die 28-Jährige absolviert erst seit Wochenstart wieder mit der Mannschaft das volle Trainingsprogramm.

Playoffs sind das Minimalziel

Fest steht jedoch: „Wir brauchen Zeit, Wochen und Monate vielleicht, um unser absolutes Spiel zu finden“, wie es Kerns gerade via Vereins-Homepage formulierte. Bis hin zu dem Niveau, dass man hinterher sagen könne, es sei ein gutes, werde also noch Zeit vergehen. Da sei Geduld gefragt. Aber dennoch sehen sich die Lions natürlich als sicheren Playoff-Kandidaten. Ein Platz unter den besten Acht des Zwölferfeldes ist auch nur der Minimalanspruch bei all den hohen Erwartungen im Umfeld.

Die drei Säulen, die entscheidend seien, um eine prima Saison spielen zu können, stehen schon jetzt, meint Lukas Balser: Das Team sei ausgeglichen besetzt - „mit ein paar Ausreißern nach oben“. Dann „stimmt die Fitness“, und zudem sei entscheidend, das alle mit Spaß bei der Sache sind.

Diesen Aspekt hat der Geschäftsführer übrigens an Punkt eins genannt. Spaß haben sie zweifellos. (mz)