Basketball Basketball: Der späte Preis für Poropat
WeisseNfels - Am Samstag, im Rahmen des Spiels gegen den früheren Serienmeister Bamberg, soll er ihn endlich erhalten: Den Preis, die Auszeichnung für die Wahl zum Trainer des Jahres 2013/2014. Eigentlich aber schon viel zu spät. Fast sieben Monate nach der Verkündung. Silvano Poropat war drauf und dran, dem Liga-Geschäftsführer zu empfehlen, den Preis per Post zu schicken.
Ganz besonders als er hörte, dass die Preisverleihung am 29. November in Leipzig beim Spiel gegen Frankfurt stattfinden sollte. „Das habe ich abgelehnt“, sagt Poropat selbstbewusst. Auch den 15. November. Schließlich ist es nun der 1. November geworden. Der beste Termin wäre sicher das erste Heimspiel des MBC am 5. Oktober gewesen. Terminschwierigkeiten führte die Liga gegenüber dem Verein ins Feld.
Mancher vermutet, den Liga-Bossen ist Weißenfels zu popelig, deshalb wäre man lieber nach Leipzig gekommen. Das wird bestritten, wäre doch so offenkundig, dass es manchmal an Respekt vor den kleinen Vereinen im deutschen Basketball-Oberhaus mangelt.
Stolz auf den Award
Poropat jedenfalls ist mit dem Termin alles andere als glücklich. Dabei ist er unheimlich stolz auf den Award. Eine Würdigung einer lagen Trainerlaufbahn, die er übrigens schon einmal für die Saison 2006/2007 bekommen hatte, ehe ihn Ludwigsburg bei der ersten Wolke, die den Erfolgsweg der Mannschaft unter dem Trainer Poropat trübte, gefeuert hat.
„Der Preis bedeutet mir sehr viel“, sagt Poropat. Vor allem auch weil „ich keine Meisterschaft vorzuweisen habe“, und weil er Star-Trainer wie Svetislav Pesic (Bayern München) und Saša Obradovic (Alba Berlin) hinter sich ließ. Was er vorzuweisen hat, ist der Aufbau einer Mannschaft, die mit kleinem Etat im Reigen der Großen mitspielen kann. Was er vor drei Jahren in der zweiten Liga mit dem MBC begonnen hat, setzt er nun im dritten Erstliga-Jahr hintereinander fort.
Später Start
Basketball, das ist sein Leben. Als Elfjähriger hat er 1982 zum ersten Mal ein Basketballspiel gesehen, ein Europapokalspiel, an dem auch noch Real Madrid beteiligt war. „Danach wollte ich unbedingt Basketball spielen.“ Aber im heimischen Rovenj, im kroatischen Istrien, gab es keine Basketballmannschaft. Erst mit 16 Jahren konnte er spielen. Eigentlich zu spät, um da noch als Spieler groß rauszukommen. „So mit der Zeit war mir aber klar geworden, dass mein eigentliches Ziel ist, Trainer zu werden“, sagt Poropat. Noch als Spieler hat er dann mit 21 Jahren angefangen, die Jugendmannschaft zu trainieren.
Sieben Jahre später landete er dann schon in Deutschland. Das war 1999. „Zwei Jahre zuvor hatte ich Leute aus Leonberg kennengelernt, die letztlich entscheidend waren, dass mich mein Weg nach Deutschland führte.“ Im gut 20 Kilometer entfernten Ludwigsburg mit seiner damals schon fast 40-jährigen Basketballtradition brauchten die Verantwortlichen nur zehn Tage Probezeit, um zu erkennen, dass sie da einen Top-Mann hatten. Über die Jugendmannschaften qualifizierte er sich schnell für höhere Aufgaben, war im zweiten Jahr bereits Co-Trainer der ersten Mannschaft und ab 2004 ihr Chef.
Der Knick nach seiner Entlassung 2007 und Kurzengagements in Karlsruhe sowie im lettischen Ventspils haben Poropat nicht verzweifeln lassen, aber auch zum Nachdenken gebracht, was wichtig ist. Auch wenn er gern einmal eine Mannschaft trainieren würde, mit der er um die Meisterschaft mitspielen kann, die Prioritäten sind für ihn andere. „Es muss im Verein stimmen. Beim MBC ist Leben drin, Vertrauen, das ist wichtig.“
Beim zweiten Anruf
Als er 2011 anheuerte, konnte er das nicht wissen, aber er hat drauf gehofft. Er hätte damals auch noch in der Schlussphase des Abstiegskampfes nach der Erkrankung des damaligen Trainers Björn Harmsen übernommen. Der Verein entschied sich anders nach dem ersten Kontakt im März. Aber beim zweiten Anruf Anfang Mai war man sich innerhalb von zwei Wochen einig.
Poropat ist dort angekommen, wo er sich wohlfühlt, stellt er selbst fest. Auch wenn vielleicht nicht alles ideal ist. Zum Beispiel die Situation um die Familie. Seine Frau ist heute noch in Ludwigsburg, auch die beiden Söhne. Die - der eine ist mittlerweile 19, der jüngere knapp 14 - waren auch ausschlaggebend für die Entscheidung, dass die Familie nicht mit an die Saale kam. „Wir haben das damals überlegt, aber wollten vor allem die Kinder nicht aus dem gewohnten Umfeld reißen“, sagt Poropat. Die Entwicklung der Jungs habe gezeigt, dass die Entscheidung richtig war.
Bleibt Poropat beim MBC?
Vielleicht ist die Situation in ein paar Jahren eine andere. Der jüngere Sohn spiele leidenschaftlich Basketball. „Wenn er 16 ist, kann man vielleicht über andere Schritte nachdenken“, sinniert Poropat. Poropat Junior vielleicht für den MBC in der JBBL? Silvano Poropat hebt die Schulter. Nicht vorgreifen, soll das wohl heißen. Aber offenbar kann er sich ein weiteres Engagement für den MBC über seinen noch bis Saisonende laufenden Vertrag hinaus vorstellen.
Da fließen auch ohne Meisterschaft viele Erlebnisse ein. Jene Momente, in denen die Fans in der Halle und vor dem Presseraum skandieren: „Silvano Poropat, du bist unser Trainer.“ Ja, da bekomme er Gänsehaut und sei sehr glücklich in Weißenfels, sagt er. (mz)