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"Passt nicht mehr in unsere Zeit" Alba Berlin schafft seine Cheerleader "Alba Dancers" ab

27.09.2019, 09:58
Die Cheerleader der „Alba Dancers“ haben beim Basketball-Bundesligisten keine Zukunft mehr.
Die Cheerleader der „Alba Dancers“ haben beim Basketball-Bundesligisten keine Zukunft mehr. imago sportfotodienst

Berlin - Nach 25 Jahren verzichtet Basketball-Bundesligist Alba Berlin mit Beginn der neuen Saison auf seine Cheerleader. Der Verein sei „zu der Überzeugung gekommen, dass das Auftreten junger Frauen als attraktive Pausenfüller bei Sportevents nicht mehr in unsere Zeit passt“, wurde Albas Geschäftsführer Marco Baldi auf der Webseite des Clubs zitiert.

Bei den Heimspielen sei der Eindruck entstanden, „dass Frauen bei Alba vor allem für die tanzende Pausenunterhaltung zuständig sind, während Männer Basketball spielen“, meinte Baldi weiter.

Statt Cheerleader: Alba will „Frauen als Spielerinnen sichtbar“ machen

Die Realität im Verein sei eine andere. „Mit unserem breiten Jugendprogramm sind wir ein wichtiger Sozialakteur geworden, der Mädchen und Jungen gleichermaßen für unseren Sport begeistert“, sagte er. „Wir wollen zukünftig noch stärker fördern, dass Frauen im Basketball als Spielerinnen sichtbar und zu Vorbildern werden.“ Alba hat nach Baldis Aussagen die mit Abstand größte Mädchen- und Frauenbasketballabteilung Deutschlands.

Der Geschäftsführer würdigte zugleich die Cheerleader. „Die Alba Dancers haben in den letzten 25 Jahren Tolles geleistet“, meinte er. Sie seien mehrmals als das beste Danceteam Europas ausgezeichnet worden. „Es ist uns bewusst, dass nicht wenige Fans die Alba Dancers vermissen werden.“ Die Berliner starten am Samstag (18 Uhr) mit dem Pokal-Achtelfinal-Spiel gegen s.Oliver Würzburg in die Saison.

Ähnlich wie Alba Berlin hatte auch die Formel 1 argumentiert, als sie 2018 die „Grid Girls“ abschaffte. „Obwohl die Praxis, Grid Girls zu beschäftigen, seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Grands Prix ist, glauben wir, dass diese Sitte nicht mit unseren Markenwerten in Einklang steht und klar im Widerspruch zu modernen gesellschaftlichen Normen steht“, hieß es damals in einer Erklärung.

Bayern München will über Cheerleader abstimmen lassen

Auch Die Basketball-Abteilung von Bayern München will sich mit dem Thema Cheerleader beschäftigen. „Es ist eine interessante Frage, die sicher auch bei uns zu diskutieren ist“, sagte Klubpräsident Uli Hoeneß: „Wenn man dies nur macht, um junge Frauen zu präsentieren, die möglichst wenig anhaben, dann ist die Entscheidung der Berliner richtig.“

Die Cheerleader von Meister Bayern machen laut Hoeneß „einen relativ guten Sport. Wir werden die Zuschauer befragen“, kündigte der scheidende Klubboss an. Wenn diese in der Mehrzahl dagegen seien, müsse man „darüber reden“.

1. FC Köln setzt weiter auf „selbstbewusste und selbstbestimmte“ Cheerleader

Für Fußball-Bundesligist 1. FC Köln ist die Abschaffung der Auftritte der Cheerleader vor den Spielen hingegen kein Thema. „Unsere Cheerleader gehören nicht nur bei den Profis, sondern auch beim Frauen-Bundesligateam des 1. FC Köln fest zum Rahmenprogramm. Daran wird sich nichts ändern“, sagte Tobias Kaufmann, Leiter Medien und Kommunikation des FC, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Cheerleader des 1. FC Köln seien „eine selbstbewusste und selbstbestimmte Tanzgruppe, die das gesamte Jahr über in Deutschland und der Region leidenschaftlich und auf hohem tänzerischen Niveau ihrem Hobby nachgehen“, erklärte Kaufmann. „Sie sind während der Session im Kölner Karneval unterwegs, zu dem Tanzgruppen traditionell gehören, und im Stadion sind sie besonders bei Kindern sehr beliebt.“

Seit Dezember 1997 tanzen die auf drei Teams verteilten 120 jungen Frauen und Mädchen der FC-Cheerleader vor jedem Heimspiel des FC im Kölner Stadion.

(dpa/sid/red/mz)