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Zu viele Flops Zu viele Flops: 1. FC Magdeburg steigt ab - Fehlersuche

Von Christoph Lesk und Fabian Wölfling 14.05.2019, 08:00
Nicht nur Björn Rother (v.) war in Berlin am Boden zerstört.
Nicht nur Björn Rother (v.) war in Berlin am Boden zerstört. imago/Contrast

Magdeburg/dpa - Nur ein Jahr liegt zwischen den so verschiedenen Bildern. Fans stürmen auf den Rasen der MDCC-Arena, sie herzen ihre Helden, besingen den Aufstieg. Im April 2018 war das. Nun, im Mai 2019, weinen Spieler und die Fans randalieren in der Alten Försterei, dem Stadion von Union Berlin.

Dort unterlag der 1. FC Magdeburg am Sonntag mit 0:3, der Abstieg aus der zweiten Liga nach nur einem Jahr stand damit fest. Eine riesige Enttäuschung für alle, die Blau-Weiß im Herzen tragen. Aber warum reichte es nicht für den Klassenerhalt? Die MZ benennt die Gründe.

Nach dem Abstieg muss der FCM schnell in der dritten Liga ankommen. Vereine wie Oberhausen, FSV Frankfurt, Ahlen, Aachen oder Koblenz rutschten - teilweise durch Insolvenzen - direkt weiter ab. Das aktuellste Beispiel ist der SC Paderborn, der nach seinem Intermezzo in der ersten Liga drei Mal in Folge abstieg. Nur aufgrund einer verweigerten Lizenz für 1860 München blieb der Klub dennoch in der dritten Liga - und steigt diese Saison vielleicht zum zweiten Mal in Folge auf. Immerhin ein Mutmacher für den FCM.

Fehleinschätzungen bei der Kaderplanung

Der Verein vertraute nach dem Aufstieg größtenteils dem vorhandenen Kader, der in der dritten Liga die Meisterschaft holte. Ein Zugeständnis an die Spieler, das sich am Ende jedoch als Fehler herausstellte. Geschäftsführer Mario Kallnik und Maik Franz, Leiter Lizenzbereich, überschätzten die Qualität der Aufstiegsmannschaft. Dazu griffen sie bei den Sommertransfers auch noch reihenweise daneben. Spieler wie Manfred Kwado, Mergim Berisha oder Jasmin Fejzic waren Flops. Vermeintliche Stützen wie die bundesligaerfahrenen Aleksandar Ignjovski oder Romain Bregerie nicht mehr als Durchschnitt. In der Summe hatte der Kader schlicht nicht genug Qualität für die zweite Liga.

Zu lange Anlaufzeit in der Hinrunde

Mit nur elf Punkten aus 17 Spielen beendete der FCM die Hinrunde - ein miserabler Wert. Zwar konnte die im Winter personell verbesserte Mannschaft, vor allem Mittelfeldstratege Jan Kirchhoff schlug ein, in 16 Rückrundenpartien 19 Zähler einfahren, doch retten konnte sich Magdeburg damit nicht mehr. Die Hypothek war zu groß.

Fehlende Abgezocktheit kostete Punkte

Als Folge der Kaderplanung verfügte der FCM nur über wenige Spieler mit Erfahrung auf Zweitliganiveau. Das rächte sich: Ganze 15 Mal lagen die Magdeburger in Führung - Siege gab es danach aber nur sechs! Es zog sich wie ein roter Faden durch die Saison, dass die Mannschaft Führungen verspielte und wertvolle Punkte in den Schlussminuten noch aus der Hand gab. Es fehlte die nötige Abgezocktheit, um knappe Führungen über die Zeit zu bringen.

Neben Christian Beck fehlte Qualität im Angriff

Spieler und Verantwortliche des FCM betonten oft, das Team sei nicht schlechter als der Gegner gewesen. Das Problem war die Chancenverwertung: Mit nur 34 Toren in 33 Spielen ist Magdeburg der offensivschwächste Verein der Liga. Einzig Stürmer Christian Beck konnte mit 16 Torbeteiligungen überzeugen. Ihm fehlte ein gleichwertiger Partner und dann auch Ersatz, als er nach einer schweren Gesichtsverletzung ausfiel. Hier rächten sich Transferfehlgriffe wie Berisha oder auch Winterzugang Steven Leverenz.

Wie geht es weiter?

Nach der Niederlage bei Union Berlin schraubte Kallnik die Erwartungen nach unten: „Wir müssen uns erstmal in der dritten Liga etablieren“, sagte der Geschäftsführer, dessen Vertrag trotz Abstieg bis 2022 verlängert wurde. „In den nächsten ein bis drei Jahren wollen wir wieder in die zweite Liga zurückzukehren.“

Der FCM plant mit einem Etat von 10,1 Millionen Euro, sollte damit im Spitzenbereich der dritten Liga liegen. Der HFC hat 6,8 Millionen veranschlagt. Doch dass üppige Etats nicht zwingend den Erfolg bringen, mussten in der aktuellen Saison die Absteiger Kaiserslautern und Eintracht Braunschweig erfahren. Während die Roten Teufel nur graues Mittelmaß darstellen, kämpft Braunschweig noch gegen den Abstieg.

Damit der FCM nicht das gleiche Schicksal teilt, müssen die Entscheider in diesem Sommer ein glücklicheres Händchen beweisen als zuletzt. Denn bei Leistungsträgern wie Philip Türpitz oder Jan Kirchhoff laufen die Verträge aus. Es gilt, den Kader nach dem Abstieg neu aufzubauen. Eine entscheidende Frage: Bleibt Michael Oenning Trainer? Mit nur fünf Siegen in 20 Zweitliga-Spielen konnte er wenige Argumente für eine Weiterbeschäftigung sammeln. (mz)