So tickt Michael Oenning Michael Oenning beim FCM: Was der neue Trainer in Magdeburg anders macht

Magdeburg - Wenn Michael Oenning vom Passspiel im Fußball spricht, dann funkeln seine Augen. Für ihn ist Passen das Grundelement des Sports. Wichtiger als schießen, köpfen oder dribbeln.
„Im Tennis wird ständig Vor- und Rückhand trainiert“, sagt der neue Trainer des 1. FC Magdeburg. Im Fußball komme das Passspiel jedoch oft zu kurz. „Ich kenne auch keinen Dachdecker, der ohne Hammer auf’s Dach geht“, sagt Oenning.
1. FC Magdeburg: Erste Eindrücke von Trainer Michael Oenning
Michael Oenning ist so etwas wie der neue Dachdecker in Magdeburg. Seit einer Woche ist er beim FCM als Nachfolger von Jens Härtel im Amt. Und in seinen Trainingseinheiten soll der Ball vor allem eines: Gleich an den nächsten Spieler weitergegeben werden.
Manch Beobachter fühlte sich während Oennings ersten Einheiten an die DDR-Übungen der 70er Jahre erinnert. Das Elementare stand im Vordergrund. Flach und sauber spielen. Man könnte auch sagen: Der Hammer wurde ausgepackt.
FCM-Fans müssen sich an den Westfalen Michael Oenning gewöhnen
Im Fußballgeschäft passiert alles bekanntlich schneller als woanders und mittlerweile ist da auch der FCM keine Ausnahme mehr. Wäre ein FCM-Fan vor anderthalb Wochen in einen Dornröschenschlaf gefallen und nun wieder aufgewacht, er wäre mehr als nur leicht irritiert. So viel ist seitdem passiert. Die Niederlage gegen Regensburg, die Entlassung Jens Härtels, die Vorstellung von Michael Oenning als sein Nachfolger. Dann noch die zwei Testspiele.
„Die Gewöhnungsphase ist abgeschlossen“, sagt Oenning nun. Er hat mittlerweile einen Eindruck von seinen Spielern gewonnen und der sei durchweg positiv, sagt er. Für die FCM-Fans wird es wohl noch länger dauern, bis sie sich an die neue Konstellation gewöhnen.
Dass dort nun ein Trainer steht, der nicht mehr in seinem leichten Sächsisch „von der Seite her“ sagt. Sondern ein Westfale, der von Dachdeckern und Hämmern spricht. In der Diskussion um die Trainerentlassung ist das FCM-Lager zwar gespalten, aber die Mehrheit hätte ihren doppelten Aufstiegshelden gern noch länger behalten.
Oenning will in Magdeburg „die große Wucht“ entfachen
„Ich freue mich total darüber, dass Jens diese Verbundenheit hatte,“, sagt Oenning, „weil dass für mich zeigt, dass alles gestimmt hat und zusammengehört.“
Aber: „Er ist nicht mehr da und ich bin hier und nun geht es für mich an der Nulllinie los. Die Fans kennen mich natürlich noch nicht und das wird alles wachsen. Wir werden uns auch in der nächsten Woche noch nicht so gut kennen, dass wir uns in den Armen liegen. Es geht einfach darum, dass ich die große Wucht nur entfachen kann, wenn ich die Leute mitnehme und sie verstehen, was wir hier vorhaben.“
Oenning im Training mit langen Ansprachen
Mittwochnachmittag auf dem Trainingsplatz am Stadion: Michael Oenning erklärt seinen Spielern klar und deutlich, was er vorhat. Immer wieder bildet er mit ihnen einen Kreis spricht. Manchmal zwischen fünf und zehn Minuten lang. Gleich nach dem Aufwärmen bilden die Spieler Kreise und schieben sich den Ball hin und her.
Zwei Männer stehen in der Mitte und versuchen, einen Fuß dazwischen zu halten. Zunächst kommt eine Gruppe mit Philip Türpitz, Björn Rother, Rico Preißinger und Alexander Brunst selten über fünf, sechs, Pässe hinaus. „Hey Männer, wir kommen nicht mal über zehn!“, ruft Türpitz. Wenig später sind es dann tatsächlich 29. Es wird besser.
FCM unter Michael Oenning: Es muss nicht Tiki-Taka sein
Anschließend werden Flanken und Kopfbälle trainiert. Michael Oenning gibt ständig Rückmeldungen. „Kommt Männer, ich will Tore sehen, wer macht das erste Tor?“, ruft er, nachdem fast eine Minute lang niemand einen Treffer erzielt. Als es dann läuft, spart er auch nicht mit Lob. „Klasse!“, ruft er. „Guter Kopfball!“
Es geht wieder ans Passspiel, dieses Mal mit allen Spielern gemeinsam, die in zwei Teams aufgeteilt werden. „Dreiecke bilden!“, ruft Oenning. „Ruhe am Ball!“. Bald darauf sagt er dann: „Jetzt geht es in die Kaiserklasse: Wir versuchen, jeden Ball direkt zu spielen!“
Es müsse nicht gleich Tiki-Taka sein, erklärte Michael Oenning auf der Pressekonferenz. „Ich hatte mal einen klugen Trainer, der gesagt hat: jeder Pass hat eine Sprache“, sagt Oenning. Seine Sprache will er den Spielern des FCM möglichst schnell mit auf den Weg geben. Die erste Möglichkeit, sie zu sprechen, hat sein Team am Freitagabend in Fürth. (mz)