1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. 1. FC Magdeburg
  6. >
  7. Martin Fenin: Martin Fenin: Maik Franz holt Ex-Eintracht Frankfurt-Profi als Scout zum 1. FC Magdeburg

Martin Fenin Martin Fenin: Maik Franz holt Ex-Eintracht Frankfurt-Profi als Scout zum 1. FC Magdeburg

Von Daniel George 06.12.2016, 07:00
Beim FCM wiedervereint: die ehemaligen Frankfurter Teamkollegen Martin Fenin (l.) und Maik Franz.
Beim FCM wiedervereint: die ehemaligen Frankfurter Teamkollegen Martin Fenin (l.) und Maik Franz. Privat

Magdeburg - Schwarze Hose, schwarzes Hemd oder T-Shirt, schwarzes Jackett - es wirkt, als hätten sich Maik Franz und Martin Fenin abgesprochen. Im seriösen Einheitslook posieren die guten, alten Freunde vor dem Wappen des 1. FC Magdeburg in der MDCC-Arena. Dem Drittligisten also, bei dem Ex-Profi Franz, 35 Jahre alt, seit einem Jahr zum Sportdirektor aufgebaut wird - und für den nun auch sein ehemaliger Teamkollege Fenin, 29, arbeiten wird.

Maik Franz über Martin Fenin: „Er war kein Mauerblümchen“

Der frühere tschechische Nationalspieler - 16 Einsätze für sein Land stehen in seinem Leistungsbuch - wird den deutschen Drittligisten künftig beim Scouting unterstützen. Hauptsächlich in Tschechien, aber auch der Slowakei. „Martin hat tolle Kontakte, ein großes Netzwerk. Er kennt diesen Markt viel besser als wir“, erklärt Bald-Sportdirektor Maik Franz, beim FCM für das Sichten von Spielern hauptverantwortlich.

„Natürlich können wir auch tschechische Berater anrufen, die können uns dann aber auch irgendwas vom Pferd erzählen. Aber wenn ich Martin frage, und er mir sagt, dass der Spieler sportlich zu uns passt und wir alle charakterlichen Hintergründe kennen, an die wir sonst nur schwer herankommen würden, kann ich mich zu einhundert Prozent darauf verlassen.“

Martin Fenin: Hirnblutungen nach Hotel-Sturz

Franz und Fenin sind gute Freunde. Zwei Jahre lang haben sie bei Eintracht Frankfurt in der Bundesliga zusammengespielt, von 2009 bis 2011. Danach hielt der Kontakt. „Ich kann mich für ihn verbürgen“, sagt Franz über Fenin. Denn er weiß, dass seinem ehemaligen Teamkollegen ein umstrittener Ruf vorauseilt.

Ein Brand auf der Dachterrasse während einer Grill-Party, ein gecrashter Audi, so manche Partyeskapade - die Liste der Negativschlagzeilen war schon während seiner Frankfurter Zeit lang. „Er war Anfang 20 und der Chef in Frankfurt“, erinnert sich Franz. „Martin war eben kein Mauerblümchen. Er war ein aufgehender Stern, aber irgendwann ist nicht mehr alles nach Plan gelaufen.“

2011 fiel der Stürmer, inzwischen beim Zweitligisten Energie Cottbus unter Vertrag, aus einem Hotelfenster und zog sich eine Hirnblutung zu. Ein Mix aus Schlaftabletten und Alkohol hatte ihn ausgeknockt. Gerüchte über Depressionen machten die Runde. Die verneinte Fenin später. „Er steckt seitdem in einer Schublade“, sagt Franz. „Ich weiß aber, wie er wirklich tickt. Er ist ein ehrlicher Mensch, der immer zu seinem Wort steht und große Lust auf die Aufgabe bei uns hat.“

Martin Fenin feierte sein Bundesliga-Debüt für Eintracht Frankfurt 2008 mit einem Dreierpack gegen Hertha BSC Berlin. Nach zweieinhalb Jahren verließ er Frankfurt zum Zweitligisten Energie Cottbus. Später kickte er für Slavia Prag, ehe es ihn zurück zu seinem Heimatverein FK Teplice zog. In der Hinrunde 2014/2015 spielte der Stürmer für den französischen Drittligisten FC Istres, ehe es ihn in Liga drei zum Chemnitzer FC zog.

Martin Fenin hält sich bei FK Teplice fit

Ein Gespräch mit Martin Fenin bestätigt diesen Eindruck. Er spricht fließend Deutsch. Sein Tagesablauf ist durchgeplant, eine halbe Stunde nimmt er sich trotzdem gerne Zeit. In der vergangenen Saison kickte der Mann mit den 89 Bundesligaeinsätzen noch in Liga drei für den Chemnitzer FC. Fenin wurde vom Verein jedoch fristlos gekündigt, später verklagte der Stürmer den CFC. „Das ist erledigt“, sagt er nun. Er wisse, dass manche Menschen ihn als „Problemspieler“ sehen, aber: „Alle Erfahrungen haben mir geholfen.“ Im Detail will er über seine Vergangenheit ungern reden.

Fenin hält sich derzeit bei seinem Heimatverein FK Teplice fit. Im Winter werde er wohl einen Vertrag bei einem tschechischen Erstligisten unterschreiben, sagt der Stürmer. „Für das Scouting werde ich immer noch ausreichend Zeit haben“, verspricht er. Zumal der Tscheche nicht hauptamtlich, sondern unterstützend tätig sein wird. „Ich will kein Geld“, erklärt er. Eine Visitenkarte, eine offizielle E-Mail-Adresse, das reicht ihm. „Ich möchte einfach ein Teil des FCM sein.“

Beim Heimspiel gegen den Chemnitzer FC saß Fenin mit seiner Freundin Mitte Oktober in der MDCC-Arena. Er war begeistert von der Stimmung, und die Vereinsbosse von ihm. „Ein paar Spiele hat er bereits für uns gesichtet“, sagt Franz. „Sein Feedback war eine Bestätigung, dass er uns wirklich weiterhelfen kann.“

FCM sucht neue Märkte

Die „Verpflichtung“ von Fenin ist ein Paradebeispiel dafür, wie Maik Franz dem FCM zusehends einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz verschafft. Er ist ein Netzwerker, hat in seinen 15 Profijahren mit fünf Stationen stetig Kontakte geknüpft. Die zu ehemaligen Mitspielern, die ebenfalls ihren zweiten Karriereweg suchen, helfen ihm nun. Kürzlich weilten Franz und FCM-Manager Mario Kallnik zu einer Sichtungsreise in Georgien - auf Einladung der ehemaligen Bundesligaprofis Levan Kobiashvili, Teamkollege von Franz bei Hertha BSC Berlin, und Alexander Iashvili, Teamkollege von Franz beim Karlsruher SC. Auch in Deutschland hat Franz seine Unterstützer.

„Die Drittligavereine fischen alle im gleichen Teich. Da kann es nicht schaden, sich ein Stück weit zu öffnen“, meint Maik Franz. „Das heißt nicht, dass wir jetzt einen osteuropäischen Spieler nach dem anderen verpflichten. Aber warum sollten wir uns solche Optionen mittelfristig nicht offen halten, wenn das Gesamtpaket stimmt?“

Zumal Martin Fenin meint: „Tschechische Spieler, die klar im Kopf sind, träumen nicht vom ganz großen Geld in England oder Italien, sondern sind sehr daran interessiert, nach Deutschland zu kommen.“ Nun liegt es an ihm, diese Kicker zu finden.