Reaktionen auf den Tod von Hannes S. Hannes S.: Hallescher FC plant Schweigeminute, Magdeburg mit Trauerflor, Block U appelliert FCM-Fans
Magdeburg/Halle (Saale) - Nach dem Tod von FCM-Fan Hannes S., ist die Trauer im Fanlager des Drittligisten groß. Der 1. FC Magdeburg schrieb auf der Webseite des Vereins: "Mit Bestürzung hat der Verein die traurige Botschaft aufgenommen und drückt der Familie von Hannes das tiefste Mitgefühl aus." Das Team will beim nächsten Spiel am Samstag gegen Rot-Weiß-Erfurt mit Trauerflor auflaufen.
In Magdeburg an der MDCC-Arena und auf dem Bahnhof Haldensleben sollen am Abend um 20 Uhr Mahnwache stattfinden. Die Ultras des 1.FCM, deren Mitglied auch Hannes S. war, appellierten an alle FCM-Fans: "Trotz aller Rivalität und der aufgewühlten Gefühlslage rufen wir zur Besonnenheit aller Clubfans auf, um jegliche Verschärfung der aktuellen Situation zu verhindern!" Bis auf weiteres sehe man sich allerdings nicht in der Lage, "die Mannschaft wie gewohnt zu unterstützen".
Auch HFC-Fans bekunden Mitgefühl
Auch die Fans des Halleschen FC reagierten auf Facebook auf den Tod des FCM-Fans. „Es ist einfach unfassbar, dass ein junger Mensch aus dem Leben gerissen wurde. Und da ist es egal, welchem Verein er angehört hat.“
HFC-Präsident Michael Schädlich sagte der MZ: „Mir bleiben nicht so schnell die Worte weg, aber als ich die Nachricht hörte, musste ich mich erst einmal sammeln. Da läuft es einem kalt den Rücken runter - und der Tod des Fans drückt auf den Magen. Das nimmt mich emotional mit. Es ist schrecklich. Jetzt wurde eine Schwelle erreicht, die nicht vorstellbar war. Wer jetzt nicht begreift, wohin Hass führen kann, dem ist nicht mehr zu helfen."
Schädlich verband den tragischen Tiefpunkt in der Rivalität zwischen beiden Vereinen jedoch auch mit einer Hoffnung: "Der Tod von Hannes S. muss jetzt zu einem Wendepunkt bei der ganzen Fan-Rivalität und der Gewalt führen. Das würde seinem Andenken gerecht werden. Ich denke voller Mitgefühl an seine Freunde und seine Familie und die aufrichtigen FCM-Fans. Wir überlegen beim HFC, am Wochenende beim Spiel gegen Zwickau eine Gedenkminute abzuhalten - der DFB muss da zustimmen. “
Halles Oberbürgermeister Wiegand appelliert
Halles Bürgermeister Bernd Wiegand äußerte sich auf seiner Facebookseite und bekundete sein Mitgefühl. Er forderte Aufklärung des Vorfalls. Sein Appell an die Vereine:
Ich erwarte, dass sich die Präsidien des Halleschen FC und des 1. FC Magdeburg schnell zusammenfinden, um über wirksame Schritte hin zu einer gemeinsamen, gewaltfreien Fankultur zu beraten.
Am Donnerstag meldete sich dann Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (parteilos) zu Wort. Er bezeichnete Hannes S. Tod als tragisch und sinnlos. In einer Mitteilung drückte er Angehörigen und Freunden des 25-Jährigen sein Mitgefühl aus. Außerdem forderte auch Trümper die Fans der beiden Rivalen aus Magdeburg und Hallescher FC auf, sich gegen brutales und aggressives Handeln zusammenzuschließen.
Hannes Bruder bedankt sich auf Facebook
Über die sozialen Netzwerken fassten zahlreiche Menschen ihre Trauer in Wort und spendeten der Familie Trost. Hannes' Bruder Christoph meldete sich am frühen Abend über Facebook zu Wort:
Hallo...
Hannes hat den Kampf verloren und ist heute auf Grund der massiven Verletzungen verstorben.
Die letzten Tage waren sehr schwierig für unsere Familie und für die großartigen Freunde meines Bruders. Doch auch die kommenden Wochen werden nicht leichter. Wir benötigen viel Kraft und Ruhe für den Versuch, das Geschehene zu verarbeiten. Wir wollen es im kleinen Kreis bewältigen. Bitte seht von Anfragen und Nachrichten ab.
Wir möchten uns bei euch bedanken. Ihr habt großartige Dinge auf die Beine gestellt. Ihr habt uns Kraft gegeben. Ihr habt uns Mut gemacht. Dank euch war die Hoffnung noch größer. Wir sind stolz, dass ihr soetwas für meinen Bruder getan habt.
Du wirst immer einen großen Teil unseres Herzens einnehmen. Wir werden dich immer in Erinnerung halten. Wir werden dich nie vergessen.
Über denselben Kanal sprach auch der FSV Barleben, dessen Mitglied Hannes S. lange war, sein Beileid aus und appellierte an alle Fans, "eine klare Position gegen Gewalt im Fußball" zu beziehen.
Auf Twitter war die Anteilnahme groß
Der 25-Jährige war aus noch ungeklärter Ursache Anfang Oktober aus einer Regionalbahn gefallen. Wenig später fand ihn ein Zeuge schwer verletzt im Gleisbett. Die Polizei geht davon aus, dass Fanrivalitäten Grund für eine Auseinandersetzung im Zug war. FCM-Fan Hannes soll von einer Gruppe HFC-Fans bedrängt worden sein. Der weitere Verlauf des Vorfalls ist noch unklar. Die Polizei sucht weiterhin nach Zeugen. (mz/ts/cbo/cka)