HFC-Fanvertreter zum Tod von Hannes S. Hannes S.: Fans des Halleschen FC zum Tod des 1.FC Magdeburg-Fan
Halle (Saale) / Magdeburg - Entsetzen, tiefe Trauer und auch Wut - die Reaktionen sind einhellig. Nach dem Tod von Hannes S. herrscht in Sachsen-Anhalts Fußball-Szene Betroffenheit. Der Fan des 1. FC Magdeburg ist seinen schweren Kopfverletzungen erlegen.
Die Nachricht machte in den sozialen Netzwerken schnell die Runde, vor allem in einschlägigen Foren der Fußball-Drittliga-Klubs aus Magdeburg und Halle.
Die Situation ist besonders brisant, da der Verdacht im Raum steht, Anhänger des Halleschen FC hätten Hannes S. in den Tod getrieben. Der war am 1. Oktober in Kleidung der Magdeburger Fan-Gruppierung „Block U“ mit drei Freunden in Haldensleben in einen Zug eingestiegen. In dem saßen etwa 50 Anhänger des HFC. Es kam zu einer Auseinandersetzung, in deren Folge Hannes S. die Tür des fahrenden Zugs öffnete und hinausstürzte.
Erster toter Fan nach Auseinandersetzungen seit der Wende
Die genauen Vorgänge sind noch nicht rekonstruiert. Fest steht bisher nur: Mit dem Tod von Hannes S. ist die jahrelange Feindschaft der Fan-Gruppen aus Magdeburg und Halle eskaliert. Der Barleber ist das erste Opfer bei derartigen Auseinandersetzungen im Fußball-Osten seit der Wende.
Zwei Fans starben zuvor bei Fan-Auseinandersetzungen in Deutschland: 1982 der Werder Bremen-Fan Adrian Maleika, 1988 Frank Bayer, ein Anhänger des 1. FC Saarbrücken.
Bei Fußball-Veranstaltungen in Sachsen Anhalt wurden in den letzten Jahren folgende Gewalttaten durch die Polizei registriert:
2014: 80 Rohheitsdelikte, 65 Körperverletzungen, sieben Landfriedensbrüche
2015: 111 Rohheitsdelikte, 88 Körperverletzungen, 14 Landfriedensbrüche
2016 (bisher): 79 Rohheitsdelikte, 52 Körperverletzungen, zwölf Landfriedensbrüche.
„Das ist für alle erschreckend. Das wollte niemand. Irgendwie ist es der Tiefpunkt der vielen Ereignisse in den letzten Monaten“, sagte am Mittwoch ein Sprecher des HFC-Fankurvenrates, der mehrere Fanklubs inklusive der Ultras vertritt.
Polizei bereitet sich auf Sicherheitsspiele vor
Nun geht die Sorge vor einem Fußball-Fan-Krieg in Sachsen-Anhalt um. Am 26. November kommt es zum Drittliga-Derby beider Klubs in Magdeburg. Die Polizei hat bereits angekündigt, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu dem Spiel in der Landeshauptstadt zu verstärken. Mehr als 1.000 Polizisten sollten dann im Einsatz sein. Schon am 12. November gastiert der FCM beim Oberligisten Merseburg 99 zum Landespokalspiel - im HFC-Gebiet.
Nach MZ-Informationen prüft die Polizei derzeit, ob die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden müssen. Statt dem Revier könnte die übergeordnete Polizeidirektion Halle die Einsatzführung übernehmen – wie auch bei Sicherheitsspielen. Von Seiten der Polizei heißt es dazu, „die Gespräche mit dem Veranstalter laufen.“ Doch für eine abschließende Entscheidung sei es derzeit zu früh. Eine Rolle für den Einsatz wird auch spielen, ob und wo der Hallesche FC an dem Wochenende zum Pokalspiel antritt.
Fansseiten zeigen Deeskalationswillen
Während der letzten Tage deuteten zunächst alle Zeichen auf den beidseitigen Willen zur Deeskalation. Die „Saalefront“-Ultras des HFC hatten mit der FCM-Kampagne „Kämpfe, Hannes“ sympathisiert. Hinter den Kulissen sprachen sich Ultragruppen beider Lager ab. Der Tenor: Außer der „üblichen Scharmützel“ werde am Punktspieltag nichts Gravierendes passieren.
Das war vor dem Tod von Hannes S.. Da hatten auch dessen Freundin und der Bruder mit so bemerkenswerten wie ergreifenden Aufrufen via Facebook an die Vernunft und für ein Ende der Gewalt appelliert.
Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (partielos) rief nun dazu auf „dass sich die Präsidien des Halleschen FC und des 1. FC Magdeburg schnell zusammenfinden, um über wirksame Schritte hin zu einer gemeinsamen, gewaltfreien Fankultur zu beraten“. Der FCM sprach wie Wiegand den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Geschockt zeigte sich HFC-Präsident Michael Schädlich: „Das Schreckliche muss ein Wendepunkt sein.“ Mit dem FCM stehe man in Kontakt.
Bemerkenswert ein Kommentar auf der FCM-Facebook-Seite: „Wer sich jetzt noch überlegt, sich gegenseitig auf die Fresse zu hauen, dem ist nicht mehr zu helfen.“ Und einer postete die Gewissheit, „dass 99 Prozent der HFC-Fans diese Tat verabscheuen“. Eine Tat, die der Aufklärung bedarf. Nur die fürchterliche Todes-Folge ist Gewissheit.