"Weichgespültes Abkommen" FCM gegen HFC: Hooligans wollen Fan-Abkommen nicht akzeptieren

Magdeburg/Halle (Saale) - Derby-Zeit in Sachsen-Anhalt, der 1. FC Magdeburg trifft auf den Halleschen FC, am Samstag (14 Uhr) wird in der MDCC-Arena angestoßen. Doch schon jetzt beschäftigt die Fans beider Klubs das Rückspiel am 29. April – der Grund ist eine Stellungnahme von Hooligans des 1. FC Magdeburg, die am Dienstagmorgen auch die MZ-Redaktion erreichte.
In dieser kündigten die Hooligans ihre Anreise zum Auswärtsderby in Halle an: „Die alte Garde und die Hooligans der Vereine 1. FC Magdeburg, BFC Dynamo und Braunschweig, werden entgegen einer nicht wirksamen Erklärungen von Angehörigen der beiden Ultra Gruppen zu dem Auswärtsspiel nach Halle reisen, um unseren Verein zu supporten und Flagge zu zeigen“, heißt es darin.
Zur Erinnerung: Nach dem tragischen Tod des FCM-Fan Hannes S. Mitte Oktober hatten die Saalefont Ultras und zahlreiche weitere Fanclubs des Halleschen FC angekündigt, nicht zum anstehenden Derby in die Landeshauptstadt zu reisen. Inoffiziell heißt es, dass die Magdeburger Ultras und Fanclubs im Gegenzug auf eine Fahrt zum Rückspiel nach Halle verzichten.
„Der Tod von Hannes überschattet alles bisher Dagewesene. Er stellt den traurigen Höhepunkt einer immer härter geführten Auseinandersetzung beider Fanszenen dar. Deshalb ist es aus unserer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt wichtig, einer weiteren Eskalation in jener Auseinandersetzung entgegenzuwirken“, schrieben die HFC-Fans in ihrer Ankündigung.
Fanclub löscht Hooligan-Stellungnahme
Schon am Montagabend kursiert die Stellungnahme der Magdeburger Hooligans in den sozialen Netzwerken. Das Schreiben wurde zuerst vom Magdeburger Fanclub „Fangeschwader ODKR“ veröffentlicht und dort am Dienstagmorgen aber wieder entfernt. Gleichzeitig erhielt die MZ-Redaktion besagtes Schreiben per E-Mail. Darin wird auch der Pakt zwischen HFC- und FCM-Fans kritisiert: „Wir können darüber hinaus nicht nachvollziehen, dass die Ultras ein weichgespültes Abkommen mit dem Erzfeind Halle schließen.“
Überraschend kommt die Distanzierung der Hooligans von einer Vereinbarung der aktiven Magdeburger Fans- und Ultrazene nicht. Die Schläger sind nicht auf der Nordtribüne und im FCM-Fanbündnis Block U organisiert, sondern tauchen gerade bei Risikospielen im Sitzplatzbereich auf der Gegengerade auf, im Block 12, unmittelbar an der Grenze zum Gästeblock.
Von dort provozierten die Hooligans zuletzt beim DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt, unter anderem wurde der Hitlergruß gezeigt. Das Sportgericht des Deutschen Fußballbundes (DFB) sanktionierte den FCM auch wegen dieser Vorfälle, beim Heimspiel gegen den FSV Zwickau im Februar muss der Block 12 gesperrt werden.
Unbeliebte Hooligan-Freundschaft zum BFC
Insbesondere die Freundschaft zu gleichgesinnten Schlägern des BFC Dynamo Berlin – die auch für die Vorfälle gegen Frankfurt mitverantwortlich gemacht werden – ist vielen Magdeburgern ein Dorn im Auge. Die Freundschaft zu Eintracht Braunschweig wurde von Seiten der Ultras bereits vor vielen Jahren beendet.
Sollte sich das Schreiben als authentisch erweisen, müssten sich die Sicherheitsbehörden beim Rückspiel wohl doch auf ein erhöhtes Sicherheitsrisiko einstellen. Gänzlich ohne Gäste wird allerdings auch das Hinspiel am Samstag nicht vonstattengehen, einige Hallenser wollen den Weg nach Magdeburg auf sich nehmen – dem Aufruf der HFC-Fanszene zum Trotz. Von der Polizei hieß es dazu, man bereite sich "intensiv" auf das anstehende Derby vor. (cbo/mz)
Das gesamte Schreiben der Hooligans Magdeburg:
Die alte Garde und die Hooligans der Vereine 1.FC Magdeburg, BFC Dynamo Berlin und Braunschweig, werden entgegen einer Erklärung von Angehörigen der beiden Ultra Gruppen zu dem Auswärtsspiel nach Halle reisen, um unseren Verein zu Supporten und entsprechend Flagge zeigen.
Für uns hat sich zu keinem Zeitpunkt die Frage gestellt, die Anreise nach Halle nicht anzutreten, denn das Derby dieser beiden Mannschaften stellt eines der Höhepunkte innerhalb der Fußballsasion dar.
Wir können darüber hinaus nicht nachvollziehen, dass die Ultras ein weichgespültes Abkommen mit dem Erzfeind Halle schließen.
Der HFC ist traditionell ein Scheißverein und unser Erzfeind, daher haben wir in der Vergangenheit keine Gespräche geführt und werden es auch in der Zukunft nicht tun. Gemäß dem Slogan: " Alle gegen Halle", werden wir gemeinsam und fest entschlossen Alle jetzt erst recht nach Halle fahren.
Mit dem Tod von Hannes gab es einen traurigen Moment innerhalb der Fanszene in Magdeburg, dennoch sollten wir nicht in Schockstarre verfallen und Trübsal blasen, sondern uns vielmehr auf kommende Ereignisse und Aufgaben vorbereiten.
Die Sprecher der Ultraszene in Magdeburg haben keinen Einfluss auf die aktive und seit Jahren gewachsende Hooliganszene in Magdeburg und somit ist diese Erklärung für uns unwirksam und keinewegs hinnehmbar. Geminsam mit unseren Freunden aus Berlin und Braunschweig haben wir uns auf eine geminsame Anreise nach Halle beim Rückrundenspiel verständigt.