Bewegung im Fall Hannes S.? Fall Hannes S: Neue Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Magdeburg wegen Augenzeugin bei SternTV?
Magdeburg/Köln - Es kommt offenbar wieder Bewegung in den Fall Hannes S. Eigentlich hatte die Staatsanwaltschaft Magdeburg ihre Ermittlungen zum Tod des jungen Fans des 1. FC Magdeburg im März 2017 ergebnislos eingestellt, ein Fremdverschulden konnte nicht festgestellt werden. „Die Ermittlungen sind offiziell wieder aufgenommen worden“, verkündete nun Heinz-Peter Günther, der die Familie S. als Anwalt vertritt.
Am Mittwochabend waren Hannes‘ Eltern Horst und Silke S., die seit dem Tod ihres Sohnes für lückenlose Aufklärung kämpfen, zu Gast in der RTL-Sendung „SternTV“, begleitet von Anwalt Günther. Zuvor hatte der Sender in einem Beitrag die tragischen Ereignisse rund um den Tod des 25-Jährigen im Oktober 2016 noch einmal zusammengefasst und auf Ungereimtheiten hingewiesen.
Hannes S.: Augenzeugin der Vorfälle im Zug soll nun doch aussagen
Im Zentrum stand dabei eine vermeintliche Augenzeugin, die sich schon damals bei der Polizei gemeldet hatte, deren Aussage aber nie aufgenommen wurde. Die Frau hatte damals darum gebeten, ihre Aussage in ihrer Heimatstadt machen zu dürfen. Das sei von der Polizei immer wieder abgelehnt worden. „Ich hatte da Gefühl, man wollte meine Aussage gar nicht haben“, sagte sie dem TV-Redakteur. „Eine Frechheit ohne Ende“, sagte Günther über diesen Vorgang.
„Diese Zeugin hat nun Post von der Staatsanwaltschaft bekommen“, sagte Günther. Das bestätigte auch die Staatsanwaltschaft Magdeburg auf MZ-Anfrage. „Ob sich aus der Aussage der Zeugin tatsächlich neue Ermittlungsansätze herleiten lassen, bleibt abzuwarten", erklärte Oberstaatsanwalt Frank Baumgarten. Das Verfahren sei noch nicht wieder aufgenommen worden.
Dass die Vorladung zur Zeugenaussage genau zum Zeitpunkt der SternTV-Recherchen passiert, ist für den Anwalt kein Zufall. Er glaubt, dass die mediale Berichterstattung, aber auch der permanente Druck der FCM-Fans, zur neuen Entwicklung beigetragen haben: „Ich habe noch im Januar mit der Oberstaatsanwältin gesprochen, da war ihr der Fall noch egal. Dass es jetzt zu so einer schnellen Wendung kommt ist überraschend, aber sehr schön.“
Tod von Hannes S.: Augenzeugin berichtet von prügelnden HFC-Fans im Zug
Bereits unmittelbar nach dem Vorfall im Zug im Oktober 2016 hatte die Frau telefonisch bei der Polizei ausgesagt, dass 15 bis 20 Personen aus der Fanszene des HFC auf eine Person eingeschlagen hätten. Plötzlich habe sich die Tür geöffnet – ob jemand „rausgeflogen“ sei, könne sie aber nicht sagen.
Gegenüber „SternTV“ wiederholte die Augenzeugin, die aus Angst vor den Tätern anonym bleiben will, nun ihre Angaben über das, was sie am späten Abend des 1. Oktober 2016 gesehen hat. So soll im Zug „Jetzt geht’s los“ gerufen worden sein, daraufhin seien HFC-Fans aufgesprungen und nach vorne gerannt. Dann hätten mehrere Leute auf eine Person eingeschlagen und eingetreten.
Auch der Begleiter der Frau, der die Situation schlichten wollte, sei von den Fans bedroht worden. Einer der Leute habe einen Schlagring getragen. „Auf einmal ging die Tür auf, ganz schnell, Tür auf, Tür zu und der Zug fuhr in der Zeit einfach weiter“, sagte sie am Telefon. Ob Hannes aus dem Zug gesprungen sei, konnte sie nicht erkennen. Anschließend sei es im Zug „sehr still“ gewesen.
>> Hier gibt es die Stern-TV-Sendung zum Nachschauen
Silke und Horst S. trugen im Studio T-Shirts mit Fotos ihres toten Sohnes. Hannes‘ Bruder Christoph war nicht mit dabei. „Er redet mit uns nicht oft über Hannes, er macht das mit sich selber aus“, sagte Vater Horst. Die Eltern appellierten noch einmal an alle potentiellen Augenzeugen des Vorfalls, sich noch zu melden und endlich zu sprechen. „Erleichtert euer Gewissen“, sagte Horst S.. Zudem haben die Eltern Geld gesammelt, um damit mögliche Zeugen doch noch zu einer Aussage zu bewegen. „Wir wollen einfach Aufklärung“, sagte Silke S. im Beitrag sichtlich bewegt.
Auch in der Fanszene des Halleschen FC hatte „SternTV“ angefragt und um Interviews gebeten. Das HFC-Fanprojekt habe das Anliegen in die Fanszene eingebracht, hieß es in einem Schreiben. Dort war aber niemand für ein Gespräch zum Thema Hannes S. bereit. (mz/bbi)