Ausschreitungen im Derby Dynamo Dresden steigt nach Randale-Derby in Magdeburg in die 2. Bundesliga auf
Magdeburg - Lodernde und qualmende Rauchbomben auf dem Rasen; drei Raketen, die vom Dynamo-Fanblock aus abgefeuert werden und mitten zwischen den Magdeburger Anhängern landen; Heimfans, die eine Fahnenbarriere durchbrechen und zurückschlagen wollen; SGD-Sportdirektor Ralf Minge, der bei seinem Schlichtungsversuch von Sicherheitskräften des 1. FCM abgeführt wird; Dresdner Spieler auf den Zäunen, die versuchen, die wütende SGD-Fanmeute zu beruhigen.
Spielunterbrechung nach Rauchbomben-Wurf
Es sind die Szenen, die sich während der Spielunterbrechung zwischen der 68. und 73. Minute des Ostklassikers zwischen dem 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden im Stadion abspielen.
Draußen vor dem Stadion: Bereits vor Spielbeginn kommt es zu massiven Ausschreitungen. Ein Sonderzug mit etwa 1000 Dresdner Fans trifft laut Dynamo-Sportdirektor Minge aus noch ungeklärten Gründen etwa 40 Minuten verspätet in Magdeburg ein. So geraten die Dresdner Anhänger unter Zeitdruck. Auf Fotos bei Twitter ist eine schmale Schleuse zu sehen, durch die Hunderte Dynamo-Fans ins Stadion gelangen sollen. Da so einige wohl nicht pünktlich zu Spielbeginn gekommen wären, bricht die Gewalt gegen Polizei und Ordner los.
Erklärung vom FCM-Manager
Im Stadion und davor: Es sind erschreckende Szenen, die sich am Samstag in Magdeburg abspielten. Zwar müssen sich die Sicherheitskräfte die Frage stellen, ob die Art und Weise des Einsatzes nicht die Gewalteskapaden provoziert hat und verhältnismäßig war - die Polizei hätte das Spiel beispielsweise auch eine halbe Stunde später anpfeifen lassen können.
Entsprechend begann tags darauf die Aufarbeitung und Einordnung. „Wir hatten das Thema in den letzten zwei Jahren einigermaßen im Griff“, sagte Manager Minge. „Aber nach dem Tag heute müssen wir eine Menge aufarbeiten. Es gibt Dinge, die gehen gar nicht, wie das Abfeuern der Raketen.“
Fans wollten ohne Ticket ins Stadion
Magdeburgs Sportvorstand Mario Kallnik erklärte am Sonntagmorgen: „Mehr als 300 Dresdner Fans wollten sich ohne gültiges Ticket durch massive Gewalt den Eintritt in das Stadion verschaffen.“ Der gewaltbereite Mob unter den SGD-Fans habe „auf die Polizei und unsere Sicherheitskräfte eingeprügelt und alles kurz und klein gehauen“, hatte der FCM-Manager schon kurz nach Spielschluss gesagt. Dabei seien laut Polizei mehrere Beamte verletzt worden, laut 1. FCM kam es zu erheblichen Sachbeschädigungen.
Neben zahlreichen Absperrungen wurde unter anderem ein Imbissstand ausgeraubt und beschädigt. Dazu wüteten Dresdner Hooligans auf dem Gelände des Nachwuchsleistungszentrums des FCM. Polizeibilder zeigen, wie Fußballtore als Wurfgeschosse genutzt wurden. Wie hoch der Schaden genau ist, konnte der Verein noch nicht beziffern. Der Magdeburger Sicherheitsbeauftragte verschaffte sich am Sonntagvormittag einen Überblick.
Beiden Vereinen drohen Strafen
Nach Abpfiff setzte die Polizei Wasserwerfer gegen Magdeburger Anhänger ein, die sich offenbar am SGD-Anhang rächen wollten. Die Fanhilfe Magdeburg, die den Einsatz mit Berichterstattung begleitete, kritisierte den Einsatz bei Twitter: „Polizei dreht durch. Wasserwerfer gegen alles, was sich bewegt. Eskalation wird bewusst provoziert!“
Die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord teilte nach dem Derby mit, dass 15 Polizisten sowie ein Ordner verletzt wurden. Es waren 33 Strafanzeigen aufgenommen worden, 19 Personen wurden festgenommen. Darüber hinaus gabes 301 Ingewahrsamnahmen.
Im Zuge der Auseinandersetzungen gab es mehrere Verletzte und erhebliche Sachschäden, teilte die Polizei mit. 700 Dresdner Fans wurde der Zutritt zum Stadion verweigert; die Veranstalter sprachen gegen die Krawallmacher ein Hausverbot aus.
Nach Spielende versuchte eine Gruppe von rund 250 zum Teil vermummter Magdeburger Problemfans, zur Dresdner Fanszene zu gelangen. Dies konnte nur durch den Einsatz von Pfefferspray und zweier Wasserwerfer unterbunden werden.
Vor Anpfiff hatten FCM-Ultras im Stadion mit einer großflächigen Pyro-Choreografie südamerikanischen Ausmaßes den gesamten Fanblock in orangefarbenes Licht getaucht und dabei heftig gegen die DFB-Regularien verstoßen. Auf beide Klubs werden hohe Strafen zukommen.
So endete der Ostklassiker für die Manager beider Kultvereine mit einem bitteren Fazit. „Wir haben einen enormen Aufwand im Vorfeld betrieben, um die Sicherheitslage zu besprechen. Das Ergebnis ist für beide Seiten enttäuschend“, sagte Ralf Minge. Wohl der einzige Manager, der beim Aufstieg seines Vereins in die zweite Liga, versehentlich von Ordnern abgeführt wurde. (mz)