FCM-Trainer mit Tempo und Risiko 1. FC Magdeburg: Stefan Krämer: "Meine Spielidee ist ziemlich wild"
Magdeburg - Mit heruntergekrempelten Stutzen, schwarzer Hose und grauem T-Shirt erschien Stefan Krämer am Montag bei seiner Vorstellung im Stadion des 1. FC Magdeburg. „Ich möchte mich erstmal entschuldigen. Ich bin etwas underdressed, noch nicht einmal geduscht. Ich hoffe, man riecht das nicht“, sagte der 52-Jährige zu den Anwesenden. Es ist ein Satz, der sinnbildlich für die lockere und extrovertierte Art des gebürtigen Mainzers ist.
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Doch Krämer wurde nicht nur für die gute Laune als Fußball-Trainer zum Zweitliga-Absteiger geholt. Der Verein hat sich das Ziel gesetzt, binnen drei Jahren wieder in das Bundesliga-Unterhaus zurückzukehren.
Dafür muss aber erst einmal der Neuanfang nach dem personellen Umbruch funktionieren. Mit dem ersten Eindruck seiner Mannschaft war Krämer beim Trainingsauftakt am Montag schon einmal zufrieden: „Viele dachten, wir kicken zum Auftakt mal ein bisschen rum. Aber es war sofort Feuer drin. Ich war von der ersten Einheit schon ganz angetan.“
Stefan Krämer beim FCM: „In 3. Liga nutzt dir Talent allein gar nichts“
Immerhin 17 Spieler haben den Verein bereits verlassen, dem stehen dreizehn Zugänge gegenüber. Eine Planstelle sei noch offen, sagt Maik Franz, Leiter der Lizenzspielerabteilung. Zudem gibt es Anfragen für Mittelfeldspieler Marius Bülter.
Krämer muss nun erst einmal aus vielen guten Fußballern eine Mannschaft formen: „Wenn du so viele, vor allem junge, neue Spieler hast wie wir, kommt es darauf an, dass die Mannschaft zusammenwächst. In der dritten Liga nutzt dir Talent allein gar nichts“, sagte er. Man müsse „ein verschworener Haufen sein“, um auf Dauer Erfolg haben zu können.
„Jetzt müssen die Fähigkeiten der Jungs zusammengeführt werden. Dafür werden die fünf Wochen Vorbereitung reichen. Sie wissen ja worum es geht. Es ist ihr Beruf, und ich muss nicht bei Null anfangen“, so die optimistische Ansicht.
Absteiger 1. FC Magdeburg in der 3. Liga unter Aufstiegsaspiraten
Dass er dies kann, bewies der Lockenkopf bereits bei Arminia Bielefeld. Dort feierte er 2012 erst den Klassenerhalt und nur ein Jahr später den Aufstieg in die zweite Liga. Auch das war ein Grund, weshalb die Wahl der des FCM auf ihn fiel „Wir haben viele Gespräche geführt, aber Stefan hatte den besten Eindruck hinterlassen“, erklärte Franz: „Er war mit seiner Art in der dritten Liga bereits erfolgreich. Er hat uns aufgezeigt, wie er das hier in Magdeburg angehen will.“
Auch wenn die Elbestädter als Absteiger traditionell als Aufstiegsfavorit gelten, weiß Krämer um die schwere der Aufgabe: „Wenn man diese Liga nur eine Sekunde unterschätzt, bekommt man Probleme. Es kommt darauf an, dass man auch in den schwierigen Phasen die Nerven behält - dann kann man viel erreichen.“
Damit es auch auf dem Platz funktioniert, will der Ex-Trainer des zukünftigen Ligakonkurrenten KFC Uerdingen auf offensiven Fußball setzen: „Meine Spielidee ist ziemlich wild. Ich will eher zu viel Chaos und eher zu viel Risiko als zu wenig. Beamtenfußball ist jetzt nicht meins. Wenn wir das Tempo auf den Platz bekommen ist mit den Zuschauern in der Wahnsinns-Bude einiges möglich.“ (mz)