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Interview mit Leopold Zingerle 1. FC Magdeburg: Leopold Zingerle über den FC Bayern, den Papst und seinen neuen Verein

Von Daniel George 10.07.2016, 08:00
Leopold Zingerle will sich beim FCM durchsetzen.
Leopold Zingerle will sich beim FCM durchsetzen. imago sportfotodienst

Magdeburg - Eine Viertelstunde bleibt zwischen Trainingseinheit und Sponsorentermin für das Gespräch. Das ist ja weniger Interviewzeit als beim FC Bayern München! Leopold Zingerle lacht. Der gebürtige Münchner weiß, wie interessant sein Werdegang ist. Vor ein paar Wochen ist er nach einer Saison bei Greuther Fürth zum 1. FC Magdeburg gewechselt. Davor spielte er 13 Jahre lang beim FC Bayern. Daniel George sprach mit dem 22 Jahre alten Keeper.

Herr Zingerle, lassen Sie uns über den Papst sprechen.
Leopold Zingerle: (lacht) Sehr gerne! Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. 

Sie waren im Oktober 2014 Reservekeeper des FC Bayern München, als nach dem Champions-League-Spiel beim AS Rom eine Audienz bei Papst Franziskus stattfand. Was war das für ein Gefühl, dem Kirchenoberhaupt gegenüber zu stehen?
Zingerle: Das war überragend. Ein Privileg. Es gibt nicht viele Leute, die diese Erfahrung machen dürfen. Schon Wahnsinn, eigentlich.

Die Ehrfurcht stand den Bayern-Profis ins Gesicht geschrieben.
Zingerle: Klar, das war etwas anderes als eine interne Sitzung oder ein ganz normaler Sponsorentermin. Aber den Papst zu treffen, ist eine ganz andere Geschichte. Der hat eine unfassbare Ausstrahlung, eine natürliche Autorität. Jeder von uns hat darauf geachtet, dass er sich richtig benimmt und bloß keinen falschen Schritt macht.

War das die bisher beeindruckendste Begegnung Ihres Lebens?
Zingerle: Im Nachhinein auf jeden Fall. In dem Moment ging alles so schnell. Du gibst ihm die Hand, dann wird ein Foto gemacht, wie ein normaler Termin. Die Dimension dieser Audienz ist mir erst später bewusst geworden.

Das Treffen mit dem Kirchenoberhaupt war nur einer von vielen Höhepunkten Ihrer Zeit beim FC Bayern. Als zweiter Torhüter hinter Nationalkeeper Manuel Neuer haben Sie gegen Manchester United, den AS Rom und Real Madrid im Aufgebot gestanden. Welche Ersatzbank war am bequemsten?
Zingerle: In Madrid war es entspannt, weil wir mit drei Torhütern angereist sind. In Rom fühlte es sich am unbequemsten an. Das war das erste Mal, dass ich als Ersatztorwart dabei war. Da war ich sehr angespannt und habe mir Gedanken gemacht, was wäre, wenn Manuel Neuer etwas passiert. Gegen Manchester habe ich mir dann schon gedacht, dass es richtig cool wäre, wenn ich spielen dürfte. Dann hätte ich sagen können: Ich habe Champions League gespielt.

Aber allein diesen großen Fußball-Zirkus mitzuerleben, muss doch großartig gewesen sein für Sie als 20 Jahre jungen Torhüter.
Zingerle: Ohne Frage! Wobei mein Glück auch das Unglück anderer war. Pepe Reina und Tom Starke hatten sich damals verletzt. Das eröffnete mir erst die Möglichkeit, diese überragenden Erfahrungen zu sammeln.

"Das war Gold wert für mich"

Sie haben mit Welttorhüter Manuel Neuer trainiert, von ihm gelernt. Gibt es eine Lektion, die Ihnen aus dieser Zeit besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Zingerle: Nicht unbedingt, aber wenn du neben ihm stehst und siehst, was er in einer speziellen Situation macht, dann prägst du dir das ein. Nach dem Training hat er mir dann erklärt, was ich anders machen kann, dass ich da ein bisschen ruhiger sein, da etwas anders stehen soll. Das war Gold wert für mich.

Bei der EM hat Manuel Neuer bislang gewohnt stark gehalten. Was macht ihn zum besten Torhüter der Welt?
Zingerle: Er ist einfach komplett. Im Training sticht das besonders hervor. In den Spielen hat er oft nur ein, zwei Schüsse abzuwehren. Das meistert er mit Bravur. Was er aber im Training für Dinger hält, kannst du dir gar nicht vorstellen. Ich hatte manchmal das Gefühl, die Spieler müssen perfekt schießen, um überhaupt eine kleine Chance zu haben, das Tor zu machen. Weltweit gibt es keinen anderen Keeper, der solch eine Qualität mit sich bringt. Und fußballerisch ist er allen anderen sowieso einen Schritt voraus.

Wer im Internet nach Ihnen sucht, findet ein Video aus dem Bayern-Trainingslager 2014 in Dubai. Zu sehen ist Pep Guardiola, wie er Ihnen nach dem Training einen Elfmeter nach dem anderen einschenkt. War er wirklich so gut oder haben Sie ihn gewähren lassen?
Zingerle: Das muss ich relativieren (lacht). Klar waren die gut geschossen. Aber das spielte sich alles nach dem Training ab. Die anderen Jungs waren auslaufen, ich habe eigentlich nur die Bälle zusammengesucht. Beim ersten Schuss habe ich gar nicht hingeschaut. Er hat trotzdem gejubelt. Da hat er meinen Ehrgeiz gepackt. Der zweite war auch drin. Pep war obenauf, ich war ganz unten.

Dann wollte er aufhören, sie aber noch einen letzten Elfmeter haben.
Zingerle: So wollte ich das nicht stehen lassen. Aber den letzten hat er dann auch verwandelt. Aber mei: Es gibt schlimmeres, als von Pep drei Dinger eingeschenkt zu bekommen.

Ihr Umgang miteinander sah sehr locker aus. In der Öffentlichkeit wirkte Guardiola während seiner Zeit in München oft angespannt. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit ihm erlebt?
Zingerle: Menschlich ist Pep anders, als er teilweise in der Öffentlichkeit rübergekommen ist. Er ist zugänglich für die Spieler und legt Wert auf ein gutes Verhältnis. Ein umgänglicher Typ.

Haben Sie noch Kontakt zum FC Bayern?
Zingerle: Ja, vor allem über die zweite Mannschaft. Ich bekomme schon mit, was im Verein passiert. Auch das ein oder andere, was der Öffentlichkeit verborgen bleibt.

Zum Beispiel?
Zingerle: (lacht) Guter Versuch!

"Magdeburg gibt als Stadt etwas her"

Sie sind ein Münchner Bub, in der bayrischen Landeshauptstadt geboren, haben elf Jahre lang den Jugendbereich des FC Bayern durchlaufen. Die letzte Saison haben Sie unweit entfernt in Fürth verbracht. Nun also Magdeburg. Von der Schicki-Micki-Gesellschaft in den grauen Osten? Oder alles Vorurteile?
Zingerle: Das mit dem grauen Osten trifft hier auf keinen Fall zu. Wenn du in die Stadt hineinfährst, ist das nicht das, was sich viele unter dem Osten vorstellen. Du hast die Elbe mitten im Zentrum, du hast viele Parks, viele Grünflächen. Magdeburg gibt als Stadt etwas her. Hier lässt es sich gut leben. Und abgesehen davon würde ich mich sowieso nicht zu dieser Schicki-Micki-Gesellschaft in München zählen.

Wussten Sie, dass Sie die Nummer zwei hinter Mats Hummels sind?
Zingerle: Nein. Inwiefern?

Auf der Klientenliste Ihres Beraters Hermann Hummels, dem Vater des Nationalspielers Mats, sind Sie mit einem Marktwert von 200.000 Euro als zweitwertvollster Spieler aufgelistet. Mats Hummels kostet mit 38 Millionen Euro unwesentlich mehr. Wie kam die Zusammenarbeit mit Ihrem prominenten Berater zustande?
Zingerle: Wir kannten uns vom FC Bayern, er war da in der Jugendabteilung als Scout tätig. Danach ist er Berater geworden und hat mir angeboten, mit ihm zusammenzuarbeiten.

Sie haben also als einer der Ersten vom Hummels-Wechsel aus Dortmund nach München erfahren?
Zingerle: Klar hätte ich da gerne vorher was gewusst, aber das konnte mein Berater nicht machen. Das wäre unseriös gewesen. So etwas macht man nicht. Schon gar nicht bei einem Transfer von dieser Größenordnung.

Warum wollen Sie die Nummer eins des 1. FC Magdeburg werden?
Zingerle: Ich bin hier mit Ambitionen hergekommen. Ob ich spielen werde, muss sich aber erst noch herausstellen. Es gibt in der dritten Liga auf jeden Fall keinen Verein, wo du als Spieler vor einer beeindruckenderen Kulisse spielen kannst. Was beim FCM geboten wird, hat mehr mit zweiter als mit dritter Liga zu tun.