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FCM gegen Zwickau 1. FC Magdeburg gegen FSV Zwickau: Wie Torhüter Leopold Zingerle mit seinem Patzer umgeht

Von Daniel George 05.02.2017, 17:24
Grimmiger Blick: FCM-Keeper Leopold Zingerle muss seinen Patzer verarbeiten.
Grimmiger Blick: FCM-Keeper Leopold Zingerle muss seinen Patzer verarbeiten. imago sportfotodienst

Magdeburg - Zuerst wollte Leopold Zingerle nicht so recht. Ob er seinen Fauxpas erklären könne? Auch nur ganz kurz. „Eigentlich nicht“, erwiderte der Torhüter des 1. FC Magdeburg nach dem 1:1 gegen den FSV Zwickau und verschwand im Kabinentrakt. Da reagierte der Frust in ihm. Doch es dauerte nicht lange und die Tür öffnete sich erneut. Der Keeper bewies Größe und stellte sich der Presse dann doch. „Hilf ja nix“, meinte er.

Leopold Zingerle: „Ich wollte mitspielen“

Es gehört zum Reifeprozess einen jungen Torhüters, den Umgang mit Fehlern zu lernen. Und Zingerle, 21 Jahre alt und erst seit dem Ende der Winterpause die neue Nummer eins beim FCM, war solch einer gegen Zwickau unterlaufen. Eine gute halbe Stunde war gespielt, als der Torhüter einen hohen Ball aus dem Mittelfeld falsch einschätze. „Ich komme raus und bin mir dann plötzlich nicht mehr sicher, ob ich im oder außerhalb des Strafraums bin“, erklärte der gebürtige Münchner, ausgebildet beim FC Bayern, später.

Die Antwort: Zingerle befand sich im Sechzehnmeterraum. Ein ganzes Stück sogar. „Er hätte den Ball mit der Hand wegschlagen oder aufnehmen können“, meinte Magdeburgs Trainer Jens Härtel im Blick zurück. „An diesem Gegentor hat er schon eine Aktie dran.“ Denn Zingerle köpfte den Ball ins Mittelfeld zurück.

Dort stand Marcel Baer, der wiederum seinen Schädel einsetzte, um das Spielgerät aus 30 Metern über Magdeburgs Schlussmann ins Gehäuse zu wuchten. „Ich wollte mitspielen und die Situation vorzeitig klären“, ließ Zingerle die Aktion noch einmal Revue passieren. Enttäuscht meinte er: „Das Ende des Liedes ist ja bekannt.“

Selbst Zwickaus Trainer Torsten Ziegner nannte den Führungstreffer seines Teams später „ein bisschen glücklich“, wobei er auch zu Protokoll gab: „Am Ende können wir mit dem Punkt sehr gut leben. Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit nicht viel zugelassen.“

Nach fünf Minuten hatte Christian Beck nach einer Schlitzohr-Aktion per Lupfer aus 25 Metern die Latte getroffen. Danach kam nicht mehr viel vom FCM. Bis zur 45. Minute: Da foulte FSV-Mann Robert Koch im Strafraum den quirligen Florian Kath. Den berechtigten Strafstoß verwandelte Nico Hammann souverän zum Ausgleich. „Das war für uns ein kleiner Genickschlag“, sagte Ziegner. Und Jens Härtel meinte: „Nach der Führung für Zwickau kroch die Unsicherheit bei uns hoch. Aber das Elfmetertor hat uns wieder mehr Ruhe gegeben.“

FSV-Keeper Johannes Brinkies wird zum Helden

Nach dem Seitenwechsel präsentierte sich der FCM wesentlich präsenter. Die Kombinationen liefen flüssiger. Die Defensive stand besser. Torhüter Zingerle bekam kaum noch Schüsse auf sein Tor. „Das Gegentor war nicht mehr in meinem Kopf, das musst du in so einer Situation schnell abhacken“, sagte der 21-Jährige. „Wir haben uns dann noch Möglichkeiten erspielt, aber sie leider nicht genutzt.“

Trainer Jens Härtel war trotzdem stolz auf seine Mannschaft, die zum Rückrundenauftakt gegen den SC Fortuna Köln vor einer Woche ja mit 1:2 verloren hatte: „Ich ziehe den Hut davor, was meine Mannschaft in der zweiten Halbzeit geleistet hat. Wir haben den FSV unter Druck gesetzt und uns gute Chancen erspielt. Daraus können wir Selbstvertrauen ziehen.“

Der Mann des Spiels aus Gästesicht hieß Johannes Brinkies. „Zwickau kann sich bei seinem Torhüter bedanken, der hat ein überragendes Spiel gemacht“, meinte Magdeburgs Mittelfeldmann Jan Löhmannsröben. Ob einen Kopfball von Christian Beck oder einen Flachschuss von Florian Kath: Zwickaus Schlussmann wehrte am Ende alles ab, was auf seinen Kasten kam und durfte sich für den Punktgewinn feiern lassen.

Mitspieler und Trainer Jens Härtel muntern Unglücksrabe Leopold Zingerle auf

Und Leopold Zingerle? Der hätte allen Grund für Trübsal gehabt. Bereits in Köln war bis auf die Gegentore kaum ein Schuss auf seinen Kasten gekommen. Nun konnte er sich wieder kaum auszeichnen, sein Patzer bleibt vorerst im Gedächtnis. „Es reicht mit diesen Spielen“, gab er sich allerdings kämpferisch. Kopf frei kriegen, so heißt jetzt das Motto.

Seine Mitspieler jedenfalls machten ihm Mut. „Leo war da nicht alleine schuld beim Gegentor“, meinte Löhmannsröben. Und Trainer Härtel war sich sicher: „Das wird ihn nicht umbringen. Solche Sachen passieren. Leo muss jetzt Stabilität finden.“ Auch das gehört zur Entwicklung eines jungen Keepers dazu. (mz)