1. FC Magdeburg 1. FC Magdeburg: Maik Franz ist ohne Reue
magdeburg - Manchmal braucht es nur wenige Sekunden, um ein Klischee zu entkräften. Maik Franz führte das gestern beispielhaft vor. Mit einem entwaffnenden Lächeln schritt der Blondschopf in den gut gefüllten Presseraum der MDCC-Arena in Magdeburg. Jeden Journalisten begrüßte er mit Handschlag, dazu stellte er sich höflich vor: „Hallo, Maik Franz.“
Sich selbst bekannt machen muss sich der ehemalige Bundesliga-Profi eigentlich nun wirklich nicht mehr. Dass er es doch tat, sagte aber etwas aus zu dem Charakter, der ihm zugeschrieben wird: raubeinig auf dem Platz, aber abseits des grünen Rasens höflich und zuvorkommend.
Gestern wurde der 34-Jährige offiziell beim 1. FC Magdeburg als Assistent der Geschäftsführung vorgestellt. Er soll Manager Mario Kallnik unterstützen und helfen, den Verein im Scouting-Bereich professioneller aufzustellen. Bisher hatten Trainer Jens Härtel und Kallnik die Talentsuche gestemmt.
„Das ist kein PR-Gag“, stellte Kallnik klar. Denn auch dem Magdeburger Macher ist natürlich bewusst, wen er da an die Elbe gelotst hat: „Maik ist ein intelligenter Mensch und charakterlich passt er zum Verein.“
„Musste mir ein dickes Fell zulegen“
Es gibt viele Geschichten über diesen Maik Franz zu erzählen, der letztes Jahr im Januar seine Bundesliga-Karriere beendet hatte. Mario Gomez beschimpfte ihn einst als Arschloch und unfairen Sportler wegen seiner harten Spielweise. Auch Armin Veh, Thomas Schaaf oder Thomas Müller sind mit Franz angeeckt. „Ich war oft am Limit. Das gebe ich zu. Das gefällt nicht jedem“, sagt Franz rückblickend. Aber nur so konnte er überhaupt der werden, der er ist. „Meine Qualitäten waren die Leidenschaft und der Zweikampf. Nur deshalb bin ich Bundesliga-Profi geworden.“ Und er gibt zu: „Ich musste mir ein dickes Fell zulegen.“
Besonders nach dem Interview mit Mario Gomez im Jahr 2008 begann eine Hetzjagd auf den gebürtigen Merseburger, der in Langenstein in der Nähe von Halberstadt aufgewachsen ist. Die Bild-Zeitung bezeichnete ihn als meistgehassten Spieler der Bundesliga. Franz wurde zum bösen Buben.
„Man kann es nicht allen recht machen“, sagt Franz heute. „Ich habe das aber nie wirklich an mich rangelassen und das nicht persönlich genommen.“ Im Gegenteil. Er hatte daraus gelernt, ging gestärkt hervor und wurde in Karlsruhe zum Kultspieler. Die Fans dort verpassten ihm den Spitznamen „Iron Maik“, den er gerne trägt.
Doch seine Familie hatte es manchmal nicht leicht mit dem Image. Seine Mutter ist Lehrerin. Die durfte sich von ihren Schülern einiges anhören. Der Klassiker: „Erziehen Sie erst einmal Ihren Sohn, bevor Sie uns erziehen wollen“, berichtet Franz. Das ging der Mutter nahe. Gerade, weil der Sohn neben dem Platz so geerdet ist. „Ich war immer umgänglich“, charakterisiert sich Franz selbst.
Trotzdem. Er bereut nichts in seiner Bundesliga-Karriere. „Ich würde alles genau so wieder machen. Ich würde nichts eintauschen.“ Franz hat seinen Frieden mit sich selbst gefunden. Heute wohnt er mit seiner Frau in Berlin. Seit Dezember 2014 ist er Papa eines kleinen Sohnes. An der IST Düsseldorf studiert er im Fernstudium Sportmanagement und hat nun an der Elbe seine erste Aufgabe abseits des Rasens.
„Ich weiß um die Bedeutung des Vereins“, sagt Franz. „Der 1. FC Magdeburg ist eine Riesennummer. Das ist mit der wichtigste Verein in Sachsen-Anhalt, was Erfolge und Tradition angeht.“ Er sagt das nicht nur so. Von 1998 bis 2001 spielte er für Magdeburg. Der Verein war für ihn das Sprungbrett in den Profifußball. Im September war er im Stadion als der FCM Energie Cottbus empfing. Im Dezember gratulierte er dem Verein zum 50. Geburtstag.
Franz mit im Trainingslager
Morgen geht es für ihn dann in die Vollen. Der FCM fährt ins einwöchige Trainingslager im spanischen Novo Sancti Petri. Franz ist mit dabei. „Das kann eine wertvolle Geschichte werden“, sagt er zur Zusammenarbeit mit den Blau-Weißen. Und klingt dabei ganz wie der nette Mann, der er ja auch ist. (mz)