Für viele unbezahlbar Zuzahlungen für Pflege im Heim steigen weiter
Für Pflegebedürftige und ihre Familien steigen die finanziellen Belastungen seit Jahren. Frische Zahlen zeigen, wie verstärkte Kostenbremsen wirken.
Magdeburg/Berlin - Die finanzielle Belastung pflegebedürftiger Heimbewohner steigt weiter. Zum 1. Juli waren im ersten Jahr im Heim in Sachsen-Anhalt im Schnitt 2.373 Euro fällig und damit 292 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Das ergab eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen. Bundesweit müssen die Bewohnerinnen und Bewohner im Schnitt 2.871 Euro pro Monat aus eigener Tasche zahlen. Das waren 211 Euro mehr als Mitte 2023.
Die Belastungen wachsen damit trotz angehobener Entlastungszuschläge weiter, die mit der Aufenthaltsdauer steigen. Mit dem höchsten Zuschlag ab dem vierten Heimjahr stieg die Zuzahlung nun im Schnitt auf 1.457 Euro in Sachsen-Anhalt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren das 116 Euro mehr. Im bundesweiten Schnitt wurden 1.865 Euro im Monat fällig - ein Plus von 91 Euro im Vergleich zum 1. Juli 2023, wie aus den Daten hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.
In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Bewohnerinnen und Bewohner im Heim kommen noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu. In die Auswertung zum 1. Juli einbezogen wurden erstmals auch Ausbildungskosten, die ebenfalls von den Heimen weitergegeben werden. Dieser Posten wurde auch in die Vergleichswerte zum 1. Juli 2023 eingerechnet, wie es zur Erläuterung hieß.
Seit 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse auch Entlastungszuschläge, die mit einer Reform der Ampel-Koalition zum 1. Januar 2024 erhöht wurden. Der Eigenanteil für die reine Pflege wird damit im ersten Jahr im Heim um 15 statt zuvor 5 Prozent gedrückt, im zweiten um 30 statt 25 Prozent, im dritten um 50 statt 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 75 statt 70 Prozent. Hintergrund für den wachsenden Eigenanteil sind vor allem höhere Personalkosten für Pflegekräfte.
Verband richtet Forderungen an Länder und den Bund
Die Chefin des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, sagte mit Blick auf die weiter steigende Eigenbeteiligung: „Dass diese so hoch ist, liegt auch daran, dass die Länder ihre Verantwortung ignorieren.“ Allein die durch sie vorgesehene Übernahme der Investitionskosten würde Bewohnerinnen und Bewohner um durchschnittlich 490 Euro im Monat entlasten. Auch sei es Aufgabe des Staates, Ausbildungskosten zu übernehmen. Dies müsse im Rahmen der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigten Pflegereform gelöst werden.
Ausgewertet wurden den Angaben zufolge Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern. Zum Ersatzkassenverband gehören etwa die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit.