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Zugunglück Zugunglück: ICE entgleist: Mehrere Menschen wurden verletzt

01.04.2004, 08:39
ICE-Unfall (Foto: dpa)
ICE-Unfall (Foto: dpa) dpa

Efringen-Kirchen/dpa. - Die Passagiere zweier ICE-Züge sind am Donnerstag auf der Bahnstrecke Basel-Freiburg nur knapp einer Katastrophe entgangen. Ein mit mehr als 100 Reisenden besetzter ICE war mit einem auf die Gleise gestürzten Traktor zusammengestoßen und entgleist. Ein in diesem Moment entgegenkommender ICE streifte den verunglückten Zug mit seinen letzten beiden Wagen. Zu einem Unglück wie 1998 in Eschede kam es jedoch nicht: Bei dem Unfall bei Efringen- Kirchen in Baden wurden ein Mensch schwer und mehrere leicht verletzt, berichtete die Polizei.

   Der Traktor war beim Pflügen auf einem steilen Weinberg neben der Bahnstrecke ins Rutschen geraten und auf die Gleise gestürzt. Der ICE 600 (Basel-Dortmund) erfasste das Fahrzeug. Der Triebwagen des Hochgeschwindigkeitszugs schleifte den Traktor mehr als 300 Meter mit. Obwohl der Zug dabei mit zwei Drehgestellen aus den Schienen sprang, stürzte der Zug nicht um. Auch in dem vorne völlig aufgerissenen ersten Waggon des ICE saßen Passagiere.

Der entgegenkommende ICE berührte mit seinen beiden letzten Wagen den Unglückszug. Er konnte nach dem Unfall jedoch weiterfahren. Der Traktorfahrer wurde bei dem Unfall nach Polizeiangaben schwer verletzt, schwebte jedoch nicht in Lebensgefahr. Eine Reisende im ICE 600 wurde leicht verletzt und musste behandelt werden.

Mehrere Passagiere sowie der Lokführer erlitten zudem einen Schock, leichtere Schürfwunden sowie Prellungen. Für Rettungskräfte und Polizei wurde Großalarm ausgelöst. Warum der Traktor umstürzte, sei noch unklar, sagte Polizei-Einsatzleiter Thorsten Kruijer.

   Wegen der bergigen und kurvenreiche Strecke sei der ICE 600, der bis zu 300 Stundenkilometer schnell fahren kann, lediglich mit etwa 80 Kilometern unterwegs gewesen, berichtete die Polizei. Daher sei der Unfall vergleichsweise glimpflich abgelaufen. Schäden gebe es an beiden Zügen, an der Oberleitung sowie an den Gleisen.

Die hintere Hälfte des verunglückten ICE wurde abgekoppelt und von einer Diesellok in den nächsten Bahnhof gezogen. Von dort aus konnten die Passagiere weiterreisen. Im Einsatz befanden sich den Angaben zufolge 100 Helfer.

   Nach dem Unfall kam es im deutschen und im schweizerischen Bahnverkehr zu erheblichen Behinderungen. Am Nachmittag wurde die Strecke Basel-Freiburg eingleisig wieder freigegeben. Das zweite, stark beschädigte Gleis bleibt voraussichtlich bis Freitagmittag gesperrt. Im deutschen und im schweizerischen Bahnverkehr wird es darum weiter Behinderungen geben. Für den Nahverkehr werden Ersatzbusse eingesetzt. Die zweigleisige Strecke gilt als Hauptverkehrsachse in die Schweiz und nach Italien.

Zwar kam es in den vergangenen Jahren in Deutschland immer wieder zu Unfällen mit ICE-Zügen, doch Unfälle mit Verletzten sind dabei selten. Eine Katastrophe wie 1998 im niedersächsischen Eschede sei «extrem unwahrscheinlich», sagte der Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, der Physiker Hartmut Buyken. «Ein ICE hat eine große Trägheit, so dass er selbst beim Entgleisen in Fahrtrichtung weitergeschoben wird», erklärte Buyken. Beim bisher schwersten ICE- Zugunglück 1998 in Eschede, bei dem 101 Menschen getötet wurden, seien extrem unglückliche Umstände zusammengekommen.