Bilder aus ihrem Leben Zsa Zsa Gabor ist tot - Glamour Glanz und acht ehen

Berlin - Ich habe keinen Mann so sehr gehasst, dass ich ihm seine Diamanten zurückgegeben hätte.“ So mokant konnte Zsa Zsa Gabor sein – und zwar sogar sich selbst gegenüber: In ihrem Charakter vereinten sich pointiert die beiden Eigenschaften Heiratswütigkeit und Geschäftstüchtigkeit. Ephraim Katz nennt sie in seiner Film-Enzyklopädie deswegen auch die „teuerste Kurtisane seit Madame de Pompadour“ – diese Schauspielerin mit dem Hang zum Ehegatten-Hopping.
Zsa Zsa Gabor, zur Welt gekommen am 6. Februar 1917 als Sári Gábor in Budapest, war die mittlere von drei Töchtern eines Garde-Offiziers und einer Schauspielerin. Mit 19 Jahren wurde sie „Miss Ungarn“, absolvierte dann eine Ausbildung an der Wiener Musikakademie und erlebte ihr Debüt in der Operette „Der singende Traum“. Sie wirkte, nachdem sie Anfang der Vierzigerjahre nach Hollywood gegangen war, in mehr als 50 Filmen mit, darunter „Moulin Rouge“ in der Regie von John Huston und „Im Zeichen des Bösen“ von Orson Welles, „Staatsfeind Nr. 1“ oder „Wir sind gar nicht verheiratet“. Zumeist übernahm sie allerdings kleinere Partien in unwesentlichen Filmen, weswegen ihr 2004 die Mitgliedschaft in der „B-Movie Hall of Fame“ angetragen wurde.
Die Rolle ihres Lebens aber war ohnehin die der im Starsystem geformten Diva – königlich in ihren Gesten wie in ihren Ansprüchen; ein früher Entwurf des Berufsbildes der Celebrity, die heute dafür berühmt ist, berühmt zu sein. Es gehören reichlich Allüren und Rituale zum Erhalt der Unnahbarkeit dazu, damit das auch so bleibt. Im Fall der jungen Zsa Zsa Gabor – einer strahlend schönen Blondine mit hohen Wangenknochen und einem sehr beredten Augenaufschlag – war es das spöttische Schmachten, mit welchem sie „darling“ als „dahhlink“ auszusprechen pflegte. Das tat sie allerdings auch, weil sie sich die Namen von all diesen Männern nicht merken konnte und wollte. Tiefgang – so die Urheberin jener Sottisen, die Eingang in die glamourösere Ratgeberliteratur gefunden haben – erwarteten Männer bei einer Frau sowieso nur an einem Ort: dem Dekolleté.
Gabor war achtmal verheiratet, und die überwiegend kurzen Ehen haben sie reich gemacht. Unter ihren früheren Gatten befinden sich Diplomaten, Finanzberater, Ölmagnaten; Jack Ryan designte für Mattel die Barbie-Puppe, Conrad Nicholson Hilton 8mit dem sie eine Tochter hatte) gründete die gleichnamige Hotelkette. Zu ihren Liebhabern zählen Sean Connery, dessen „samtweiche“ Haut sie lobte, Frank Sinatra, Richard Burton, der Playboy Porfirio Rubirosa und ihr Stiefsohn Conrad Hilton Jr.
Weniger günstig scheinen die Umstände bei der Wahl ihres letzten Gefährten gewesen zu sein. 1986 ehelichte Zsa Zsa Gabor Frédéric Prinz von Anhalt, geboren als Hans-Robert Lichtenberg im Rheinland, adoptiert von einer Adligen und um keine Peinlichkeit des Parvenüs verlegen. So gab er etwa 2011 kund, er wolle Eizellen, die seine mittlerweile über 90-jährige Gattin vor mehr als einem halben Jahrhundert hatte einfrieren lassen, mit seinem Samen befruchten.
Schon damals hatte er auch damit begonnen, relativ ungeniert Gabors Besitz zu veräußern. Die Villa in Los Angeles stehe für 30 Millionen Dollar zum Verkauf, hatte er der Bild-Zeitung erklärt. Wenn all der „Krempel“ verkauft sei, werde er nach Deutschland zurückkehren: „Dann bin ich endlich frei.“ Zsa Zsa Gabor war zu diesem Zeitpunkt seit längerem bettlägerig. Nach einem Sturz aus dem Bett setzten ihr die Ärzte 2010 eine neue Hüfte ein. Wegen einer Infektion wurde ihr später das rechte Bein teilweise amputiert.
Am Sonntag ist sie, 50 Tage vor ihrem 100. Geburtstag, zu Hause an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Sie sei friedlich eingeschlafen, sagte von Anhalt. „Sie hatte keine Schmerzen, alles ging ganz schnell. Alles war in Ordnung und plötzlich wurden ihre Hände kalt.“ Er habe dann einen Krankenwagen gerufen. „Aber sie war nicht mehr zu retten. Nun sei er „ganz alleine in dem großen Haus.“
Die Geschichte von Zsa Zsa und Frédéric sei, als würde „Boulevard der Dämmerung“ neu und mit noch größerer Härte erzählt, stand im Magazin Vanity Fair einmal geschrieben. In Billy Wilders Film ist eine alternde Stummfilmdiva ganz in der Vorstellung gefangen, dass sie da draußen noch ein Star sei; ein Butler, der früher ihr Regisseur war, bestärkt sie in diesem Wahn. Auch Frédéric von Anhalt soll seine Frau, die so gern eine Prinzessin werden wollte, zu Hause isoliert und allen Besuch von ihr ferngehalten haben – so die Spekulationen in den USA.
Leider ist es nicht mehr so in unserer medial überversorgten Zeit, dass eine Dame einfach so verschwinden kann wie einst Greta Garbo. Die Demontage verkauft sich besser als der schöne Mythos.