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Zoo Bremerhaven Zoo Bremerhaven: Schwule Pinguine sorgen für weltweite Aufmerksamkeit

Von Wolfgang Heumer 11.02.2005, 15:12
Die Humboldtpinguine mit den Namen Vielpunkt (vorne) und Z putzen sich gemeinsam am Freitag (11.02.2005) im Zoo am Meer in Bremerhaven. Die beiden Pinguinmännchen gelten im Zoo als Paar. Ein geplanter Sex-Test mit sechs «schwulen» Pinguinen in Bremerhaven hat weltweite Aufmerksamkeit, aber auch wütende Proteste von Homosexuellen ausgelöst, nachdem der Zoo am Meer angekündigt hatte, man wolle die Festigkeit der homosexuellen Orientierung der Tiere mit den Reizen schwedischer Artgenossinnen auf die Probe stellen. (Foto: dpa)
Die Humboldtpinguine mit den Namen Vielpunkt (vorne) und Z putzen sich gemeinsam am Freitag (11.02.2005) im Zoo am Meer in Bremerhaven. Die beiden Pinguinmännchen gelten im Zoo als Paar. Ein geplanter Sex-Test mit sechs «schwulen» Pinguinen in Bremerhaven hat weltweite Aufmerksamkeit, aber auch wütende Proteste von Homosexuellen ausgelöst, nachdem der Zoo am Meer angekündigt hatte, man wolle die Festigkeit der homosexuellen Orientierung der Tiere mit den Reizen schwedischer Artgenossinnen auf die Probe stellen. (Foto: dpa) dpa

Bremerhaven/dpa. - Sechs Pinguin-Männchen, die als homosexuelle Paare balzend durchden Zoo watscheln und in Ermangelung selbst gelegter Eier Steinebebrüten: Das ist Stoff für Diskussionen und Fantasien rund um denGlobus. Besonders dann, wenn der Zoo verkündet, mit Hilfe einesSchweden-Importes «den Einfluss von weiblichen Pinguinen aufhomosexuelle Paarbindungen in der Tierwelt» untersuchen zu wollen.Die Absicht von Kück war, nur die regionalen Medien über ihre Plänezu informieren. Doch die Information raste in digitaler Windeseiledurch die gut vernetzte globale Medienwelt, und es brach eineungeahnte Welle des Interesses über die Zoodirektorin herein. «Hätteich das geahnt, hätten wir gar nichts verkündet», sagt Kück heute.

Dabei ist das Ansinnen des Bremerhavener Zoos biologisch durchausernsthaft und unerotisch. Humboldtpinguine sind in ihrer Heimat anden Küsten von Peru und Chile vom Aussterben bedroht. Dieeuropäischen Zoos haben sich daher zu einem Art-Erhaltungsprogrammzusammengeschlossen. «Der Zoo im schwedischen Kolmarden hat anderenEinrichtungen deshalb eine Reihe von Pinguinen angeboten», sagt Kück.Neben dem Zoo in Bremerhaven griff auch ein an dem Projektbeteiligter Tierpark in Holland zu.

Die Bremerhavener standen bislang vor einem speziellen Problem:Wegen des Männerüberschusses in ihrer zehnköpfigen Pinguin-Gruppe gabes nur einmal Nachwuchs. «Wir wissen nicht, ob die drei Männerpaaretatsächlich homosexuell sind oder sich nur aus Mangel an Weibchenzusammengetan haben», sagt die Direktorin. Klarheit soll jetzt derImport der vier «Schwedinnen» bringen. Vorsichtshalber ließ sich Kückauch zwei männliche Jungtiere liefern. Für alle Fälle. «Schließlichist die Arterhaltung das Ziel», bekräftigt Kück.

Bei den menschlichen Homosexuellen-Gruppen aus aller Welt, diesich inzwischen per Email beim Zoo und auch in Briefen beimBremerhavener Oberbürgermeister beschwerten, kam das Arterhaltungs-Manöver «wohl in den falschen Hals», so Kück. Energisch fordern dieGruppen auch für schwule Pinguine das Recht auf unbeeinflusstePaarbildung und drohen mit Protesten. «Dabei will hier niemand mitGewalt gleichgeschlechtige Paare trennen», versichert dieZoodirektorin. «Außerdem wüsste ich gar nicht, wie das funktionierensollte.»

Biologen wie der Amerikaner Bruce Bagemihl gehen davon aus, dasssich echte Homosexuelle unter Tieren nicht trennen lassen. DerartigePaarbildung kommen recht häufig vor: Bagemihl beobachtete sie bei 450Tierarten. Ob die Bremerhavener Pinguin-Männchen homosexuellfestgelegt sind oder sich auch für das andere Geschlechtinteressieren, wird sich aber erst im kommenden Jahr herausstellen.

«Die Pärchenbildung war für dieses Jahr schon abgeschlossen. Erstnach der Brutzeit im Frühjahr lösen sich die Zweierbeziehungen wiederauf», erläutert Kück. Dann werden sich die Pinguine zunächst in einergroßen Gruppe in ihrem Gehege versammeln. Und die Zoodirektorin istschon gespannt, welche Pärchen sich dann im nächsten Januar finden:«Wenn es wieder dieselben sind wie bisher, haben wir eben Pechgehabt.»