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Debatte um Wolfsbestand Wolfs-Übergriffe: Jagdverband sieht Gefahr für Haustiere

Zur Lieblingsbeute der Wölfe gehören Katzen eher nicht. Der Landesjagdverband in Brandenburg warnt Tierhalter auf dem Land aber, Katzen besser nicht ins Freie zu lassen.

Von Monika Wendel, dpa Aktualisiert: 01.11.2024, 15:16
Wenn das sonstige Angebot gering ist, könnten Wölfe Experten zufolge auch zunehmend Haustiere reißen. (Archivbild)
Wenn das sonstige Angebot gering ist, könnten Wölfe Experten zufolge auch zunehmend Haustiere reißen. (Archivbild) Christian Charisius/dpa

Potsdam/Michendorf - Im Kreis Teltow-Fläming soll ein Wolf einen Jagdhund getötet haben. In der Lausitz wurde nachgewiesen, dass eine Katze zur Beute wurde. Ein anderer Wolf, der verhaltensauffällig war, hat die Experten in Barnim auf den Plan gerufen. Das Tier soll sich bei Joachimsthal einem Mann und einem Hund bis auf wenige Meter genähert und nur wenig Fluchtreaktionen gezeigt haben. 

Das Landesamt für Umwelt sichtete ein Video davon und verstärkte die Beobachtung des Gebietes, um kurzfristig eingreifen zu können. Eine Art Kriseninterventionsdienst sei vor Ort im Einsatz gewesen, sagte ein Sprecher der Behörde. Ein solches auffälliges Verhalten eines Wolfs sei dort aber nicht mehr beobachtet worden. 

Wölfe lösen gerade in Brandenburg mit der bundesweit größten Zahl von Rudeln Dauerstreit aus. Der Landesjagdverband fordert eine deutliche Verringerung des Bestandes und will Wölfe zu bestimmten Zeiten auch jagen dürfen. Naturschutzverbände sehen das anders. 

Landesumweltamt: Direkte Begegnung von Wolf und Mensch selten

Auch aus der Uckermark ist zu hören, dass die Sorge wächst, ob der Wolf zunehmend die Scheu vor dem Menschen verliert. Das Landesumweltamt sieht dafür keine Anhaltspunkte. Wölfe wie andere Wildtiere kämen auf ihren ausgedehnten Wanderungen meist nachts auch in die direkte Nähe von Wohnsiedlungen. Aber: „Direkte Begegnungen von Wolf und Mensch auf relativ kurze Distanz sind weiterhin nur selten“, so die Behörde. 

Jagdverband sieht wachsende Gefahr für Freigänger-Katzen 

Der brandenburgische Landesjagdverband, der eine Zunahme von Wolfs-Übergriffen auf Schafe, Ziegen und andere Nutztiere beklagt, befürchtet nun auch eine wachsende Gefahr für freilaufende Katzen durch Wölfe. Zuletzt wurde bekannt, dass ein Wolf bei Forst in der Lausitz eine Katze gerissen und getötet hatte. 

Der Landesjagdverband in Michendorf teilte mit: „Freigänger-Katzen leben zunehmend gefährlich.“ Beobachtungen und genetische Untersuchungen belegten, dass Wölfe auch Katzen töteten und dazu auch in Ortslagen vordrängen. Der Jagdverband rät, Katzen besser zu Hause zu halten. 

Übergriffe auf Katzen laut Behörde aber eher selten 

Das Landesamt für Umwelt bestätigte, dass eine Katze in Döbern bei Forst (Spree-Neiße-Kreis) von einem Wolf getötet wurde. Wie oft solche Fälle vorkommen, konnte die Behörde nicht sagen. „Übergriffe auf Nicht-Nutztiere sind sehr selten“, sagte aber der Sprecher des Landesumweltamtes, Thomas Frey. Laut Statistik der Behörde gab es 1281 gerissene Schafe und Ziegen in 2023. In der Kategorie „Sonstige“ - darunter können etwa Hühner oder Katzen fallen - sind neun gerissene Tiere verzeichnet. 

Jagdverband sieht ernstere Gefahr für Haustiere

Der Landesjagdverband warnte dagegen, auch gewöhnliche Haustiere wie Hund und Katze würden stärker in den Fokus der Wölfe rücken. Denn Wildbestände gingen zurück und damit auch das Nahrungsangebot für Wölfe, sagte Verbands-Geschäftsführer Kai Hamann. Die „Lausitzer Rundschau“ hatte vor Tagen etwa berichtet, wie der betroffene Katzenhalter aus Döbern vor seinem Grundstück einen Wolf sah - mit dem Hauskater im Maul. Die Sorge in der Nachbarschaft sei groß. 

Analyse von Genmaterial nach Angriff auf Jagdhund noch nicht abgeschlossen

Ob ein Wolf einen Jagdhund im Kreis Teltow-Fläming getötet hat, steht laut Landesumweltamt bislang noch nicht fest. Ein Rissgutachter habe genetisches Material sichern können, das untersucht werde. Die Analyse sei noch nicht vollständig abgeschlossen. „Wenn ein Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen wird, erhält der betroffene Hundeführer einen finanziellen Ausgleich“, so das Umweltamt. 

Ungeklärt ist bisher auch, ob ein Wolf bei der Gemeinde Neißemünde im Oder-Spree-Kreis durch eine Schusswunde starb. Dazu muss das Tier erst auf den Seziertisch des Leibniz-Instituts für Zoo - und Wildtierforschung, das nahezu alle in Deutschland tot gefundenen Wölfe untersucht. Die Polizei ermittelt in dem Fall wegen des Verdachts der Wilderei.