Umgang mit Wölfen Wolf streift durch Cottbus - Rentiere im Tierpark gerissen
In Cottbus wird ein Wolf gesichtet, der auch Beute macht. Im Tierpark werden Rentiere gerissen. Die Fachbehörde spricht von üblichem Verhalten und sieht keinen Grund zu großer Besorgnis.
Cottbus - Ein Wolf ist im Stadtgebiet von Cottbus unterwegs und hat unter anderem Rentiere im Tierpark gerissen. Das teilte die Stadt mit. Nach Ansicht von Fachleuten sind dem Wolf durch aufgestellte Zäune zum Schutz vor der Schweinepest etwa im Spree-Neiße-Kreis Wege versperrt, sodass ihn seine Streifzüge durch Teile des Stadtgebiets von Cottbus führen.
Brandenburg ist nach wie vor das Wolfsland Nummer eins: Die Zahl der Rudel - also Wolfsfamilien - stieg noch. Kontroverse Debatten gibt es seit langem über die Frage, ob die Zahl der Wölfe wegen Nutztier-Rissen durch Abschüsse deutlich reduziert werden soll. Bislang ist der Wolf streng geschützt, er darf nicht gejagt werden.
Große Besorgnis ist laut Landesamt für Umwelt in Cottbus nicht angebracht: Alle bisherigen Vorfälle und Sichtungen entsprächen noch üblichem Wolfs-typischem Verhalten, teilte die zuständige Behörde mit. Vergrämungsmaßnahmen seien derzeit nicht nötig.
Wolf soll Tiere in Park und auf Sportplatz gerissen haben
In den vergangenen Wochen wurden Rehe im Spreeauenpark und auf einem Sportplatz sowie zwei Rentiere im Tierpark gerissen, wie die Stadt schilderte. Noch stünden einige Untersuchungen aus, jedoch gelte es als sicher, dass ein Wolf dafür verantwortlich sei. Es gab auch Sichtungen in Cottbuser Stadtteilen. Der Tierpark will nun mögliche „Schlupflöcher“ in seinem Zaun beseitigen, damit der Wolf nicht mehr hindurch kann.
Der ehrenamtliche Wolfsbeauftragte des Landesamtes für Umwelt für die Region, André Pfeiffer, geht laut Mitteilung der Stadt aktuell von einem einzelnen, eher jungen Tier aus. Hinweise auf mehrere Wölfe gebe es bislang auch nicht. Pfeiffer hält die Situation nicht für gefährlich, wie die Stadt miteilte. „Wenn sich Wölfe nähern, ist meist ein Hund im Spiel. Und Futter ist der Magnet“, hieß es.
Der Sprecher des Landesumweltamtes teilte auf Anfrage mit: „Offensichtlich nutzen derzeit einige Wölfe auf ihren Streifzügen durch oder außerhalb ihrer Territorien wildreiche Jagdgründe sowohl westlich als auch östlich der Stadt Cottbus.“ Da ihnen die Umgehung der Stadt im Süden durch Autobahn und Afrikanische-Schweinepest-Zäune versperrt werde, nutzten sie nach bisherigem Kenntnisstand derzeit eine direkte Verbindung zwischen beiden Gebieten durch das Zentrum der Stadt. Dies geschehe überwiegend nachts, gelegentlich würden sie dabei beobachtet.
Behörde rät: Wolf durch Lärm vertreiben
Die Behörde riet, einen Wolf in einer Siedlung oder in der Nähe durch lautes Rufen und Lärmen zu vertreiben. Dabei müsse das Tier aber die Möglichkeit zur Flucht haben und dürfe nicht in die Enge getrieben werden. „Um den Wolf zu verscheuchen, sind alle Maßnahmen zulässig, die ihn nicht ernsthaft verletzen. Aus solchen Erfahrungen sollen Wölfe lernen, sich von Siedlungen und siedlungsnahen Bereichen fernzuhalten“, teilte das Landesamt für Umwelt mit. Hunde, die mitunter von Wölfen etwa als Eindringling in ihr Revier oder als Beute angesehen würden, seien weit mehr gefährdet als der Mensch.
Die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen Wolfsrudel stieg auf 209. Das Bundesamt für Naturschutz in Bonn veröffentliche die Zahlen für das Monitoring-Jahr 2023/24. Demnach hatte Brandenburg mit 58 die meisten Wolfsfamilien, gefolgt von Niedersachsen (48) und Sachsen (37). Im vorangegangenen Monitoring-Zeitraum 2022/23 hatte die bundesweite Zahl der Wolfsrudel noch 184 betragen. Im Wolfsjahr 2022/2023 (von Mai bis April des Folgejahres) lag die Zahl der nachgewiesenen Rudel in Brandenburg bei 52.