Gedenktag 9. November Woidke wünscht sich Aufbruchstimmung von 1989 zurück
Brandenburg feiert den 35. Jahrestag des Mauerfalls. Der Ministerpräsident wünscht sich die Aufbruchstimmung zurück. Ein anderer Politiker erzählt, wie er den Mauerfall verschlafen hat.
Frankfurt (Oder) - Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls hat Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dazu aufgerufen, die Energie und Aufbruchstimmung von 1989 in Ostdeutschland für die Zukunft zu nutzen. „Ich wünsche mir manchmal so ein bisschen diese Zuversicht aber auch diese Wir-Schaffen-das-Mentalität dieser Tage zurück“, sagte Woidke am Samstag. Zugleich sprach er von einem „unglaublichen Glücksgefühl“, als er die Menschen vor genau 35 Jahren auf der Berliner Mauer feiern sah.
Die Landesregierung und der Landtag erinnerten bei einem Festakt in Frankfurt (Oder) gemeinsam mit den polnischen Nachbarn an den Mut vieler Menschen in der DDR. Zugleich wird am 9. November bei zahlreichen Veranstaltungen an die NS-Pogromnacht erinnert. Vor 86 Jahren plünderten und zerstörten die Nationalsozialisten die Synagogen in Deutschland.
Habeck verschläft Mauerfall
Von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) war am Jahrestag zu erfahren, dass er den Mauerfall im Nachtdienst als Zivildienstleistender verschlafen hatte. „Ich ging unwissend ins Bett. Und wachte am Morgen unwissend auf“, sagte Habeck in Neuhardenberg. Er habe erst beim Wäsche legen am nächsten Morgen den Fernseher angemacht.
Woidke: Energie Ostdeutschlands von damals nutzen
Regierungschef Woidke sagte: „Was am 9. November 1989 begann, bleibt ein Auftrag für die Zukunft. Einiges von der damaligen Aufbruchsstimmung und dem Gemeinschaftsgefühl brauchen wir auch heute. Belassen wir es also nicht bei Erinnerungen, sondern nutzen unsere Energie, um den erfolgreichen Weg Ostdeutschlands fortzusetzen.“
Altbundespräsident Gauck ruft zu mutigem Einsatz für Demokratie auf
Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck (84) hat die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, Freiheit und Demokratie mit Mut gegen autoritäre Kräfte zu verteidigen. „Wenn wir Verächtern der liberalen Demokratie unsere Angst schenken, dann gibt es keinen guten Weg in die Zukunft“, sagte Gauck beim Gedenken an den Mauerfall vor 35 Jahren an der Glienicker Brücke in Potsdam. Viele mutige Menschen in der DDR, die 1989 gegen das SED-Unrechtsregime auf die Straße gingen, hätten gezeigt, dass sich Ängste und das Gefühl der Ohnmacht überwinden ließen.
An der Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam wurde die Grenze erst einen Tag nach dem Fall der Berliner Mauer, am 10. November, geöffnet. Die Brücke war während des Kalten Kriegs auch wegen des Austauschs von Agenten bekanntgeworden.
Gedenken an Opfer der Pogromnacht im Potsdamer Synagogenzentrum
An die Schrecken der Pogromnacht vom 9. November 1938 erinnerte eine Gedenkveranstaltung am Samstag im Synagogenzentrum in Potsdam. Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) sagte dabei, die antisemitischen Übergriffe der vergangenen Tage, Wochen und Monate zeigten verstörend, „dass 1938 nicht so weit entfernt ist, wie wir glaubten“. Diejenigen, die an der Seite der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger stehen, müssten sicht- und hörbarer sein.