Krankenhäuser Wirtschaftliche Lage in Kliniken „extrem angespannt“

Halle - Über die Hälfte der Kliniken in Sachsen-Anhalt erwartet für 2022 einen negativen Jahresabschluss. Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage, die die Krankenhausgesellschaft am Montag veröffentlicht hat. Demnach bewerten fast drei Viertel der befragten Häuser ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als schlecht oder eher schlecht. „Das alles ist alarmierend“, sagte der Vorsitzende der Krankenhausgesellschaft, Wolfgang Schütte. „Die wirtschaftliche Lage ist extrem angespannt und wird sich weiter zuspitzen, wenn nicht gegengesteuert wird.“
An der Befragung haben den Angaben zufolge 24 Krankenhäuser mit insgesamt 10.177 Betten teilgenommen. Das entspreche 68 Prozent der Betten in Sachsen-Anhalt. Nur 20 Prozent der Kliniken erwarten laut Umfrage ein positives Ergebnis. 25 Prozent rechnen mit einem gerade noch ausgeglichenen Ergebnis, was vor allem den bereitgestellten Coronaausgleichszahlungen geschuldet ist. 55 Prozent der Kliniken rechnen mit einem negativen Ergebnis.
„Ohne diese hätten deutlich mehr Krankenhäuser ein negatives Ergebnis“, hieß es.
In diesem Jahr sei die Lage noch dramatischer. Nahezu alle Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt erwarteten eine deutliche Verschlechterung ihrer finanziellen Lage. Nach einer Berechnung lag die Kosten-Erlös-Lücke im vergangenen Jahr landesweit bei 194 Millionen Euro. Das Defizit werde sich 2023 auf rund 450 Millionen Euro verdoppeln, hieß es. Zudem kämen die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) versprochenen Entlastungen für die gestiegenen Energiekosten nicht bei den Krankenhäusern an.
Die Krankenhausgesellschaft plädiert für ein Vorschaltgesetz zur geplanten Krankenhausreform des Bundes noch vor dem Sommer. Die Hoffnung, dass die Reform die derzeitige Situation verbessern würde, sei naiv, hieß es. Soforthilfen müssten zudem die gestiegenen Energie- und Sachkostensteigerungen kompensieren und Tarifsteigerungen vollständig abgedeckt werden.
Am Dienstag will die Landesregierung in Magdeburg die Eckpunkte eines Gutachtens zur Zukunft der Krankenhauslandschaft vorstellen. Die Koalition aus CDU, SPD und FDP will den Zustand der Kliniken in Sachsen-Anhalt umfassend untersuchen lassen. Begutachtet werden sollen die Strukturen inklusive Notfallversorgung und Fachkräftebedarf bis zum Jahr 2035.
Einig war sich die Koalition in der Frage, dass alle Klinikstandorte zur medizinischen Versorgung erhalten werden sollen. Ob die Behandlung jedoch in jedem Fall mit einem Krankenhaus gesichert oder auch andere Formen wie Polikliniken oder Telemedizin ausgebaut werden, sollte das Gutachten klären.