Erneuerbare Energien Windkraft-Ausbau in Niedersachsen legt wieder zu
Nirgendwo in Deutschland stehen so viele Windkraftanlagen wie in Niedersachsen. Zuletzt stockte der Ausbau der grünen Energie aber auch hier. Neue Zahlen deuten jetzt auf eine Trendwende hin.

Hannover - Der Ausbau der Windkraft hat in Niedersachsen nach Jahren der Flaute zuletzt neuen Schwung bekommen. Nach einer vorläufigen Auswertung der Fachagentur Windenergie an Land, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag, wurden im ersten Quartal landesweit 22 neue Anlagen in Betrieb genommen. Das sind mehr als doppelt so viele wie zur selben Zeit vor einem Jahr, als nur 9 Windräder hinzukamen. Die neu installierte Leistung entsprach rund 113 Megawatt (Vorjahr: 45 Megawatt) und damit gut einem Fünftel des bundesweiten Windkraft-Zubaus von rund 546 Megawatt. Nur Schleswig-Holstein hat mit 29 Anlagen und 129 Megawatt in diesem Jahr noch mehr zum Ausbau beigetragen.
Auch bei den von Januar bis März erteilten Genehmigungen für geplante Windenergieanlagen verzeichnete Niedersachsen laut Fachagentur ein Plus: von 46 Anlagen mit knapp 244 Megawatt im ersten Quartal 2022 auf nun 57 Anlagen mit 332 Megawatt. In dieser Kategorie werden die Werte nur von Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein übertroffen.
Jedoch ist das von Energieminister Christian Meyer (Grüne) ausgegebene Ziel von einem neuen Windrad pro Tag noch in weiter Ferne. Die rot-grüne Landesregierung will die im Land installierte Leistung aus Windkraft bis 2035 von etwa 12 auf 30 Gigawatt anheben. Rechnerisch müsste dafür Meyer zufolge rund zwölf Jahre lang eine neue Windkraftanlage pro Tag in Betrieb genommen werden. Verbindliche Flächenziele für die Landkreise sollen helfen, das zu erreichen.
Der Branchenverband BWE kritisierte mit Blick auf ganz Deutschland vor allem einen „De-facto-Ausfall“ des Windkraft-Zubaus im Süden. Dieser sei „ein Offenbarungseid für alle Verantwortlichen in diesen Bundesländern“, sagte BWE-Präsident Hermann Albers. In Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Thüringen lagen die Genehmigungen unter dem Niveau des Vorjahrs. Allerdings hätten laut BWE angesichts guter Voraussetzungen auch Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen noch mehr Möglichkeiten.