Energie Wilhelmshaven bisher wichtigstes deutsches LNG-Terminal
Als der Gasfluss aus Russland vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs gestoppt wurde, setzte Deutschland große Hoffnungen in Gaslieferungen per Schiff. Niedersachsen nimmt dabei eine zentrale Rolle ein.

Wilhelmshaven - Das Terminal zur Einfuhr von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Wilhelmshaven ist nicht nur das erste, das in Deutschland in Betrieb genommen wurde - sondern bislang auch das wichtigste im Hinblick auf die Gasimporte. Wie aus Daten der Bundesnetzagentur und des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht, wurde über den Standort in Niedersachsen im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr Gas importiert als über Brunsbüttel in Schleswig-Holstein und Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern.
Demnach hat Deutschland von Anfang Januar bis Ende Juni rund 33,8 Terawattstunden Gas über die LNG-Terminals eingespeist. Mit 21,8 Terawattstunden flossen fast zwei Drittel davon über Wilhelmshaven. Brunsbüttel kommt auf 5,2 Terawattstunden, Lubmin nach Angaben des privaten Betreibers Deutsche Regas auf knapp 7 Terawattstunden.
Insgesamt machen die milliardenschweren Terminals allerdings erst einen Bruchteil der deutschen Gasimporte aus. So importierte Deutschland im ersten Halbjahr 2023 rund 526 Terawattstunden Gas, fast die Hälfte davon aus Norwegen. Der Anteil der LNG-Terminals daran beträgt jedoch lediglich 6,4 Prozent. Die weitaus größte Menge LNG wurde dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge aus den USA importiert.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte der Deutschen Presse-Agentur, weitere LNG-Terminals würden „in jedem Fall“ noch gebraucht. „Deutschland wird noch viele Jahre auf Gas angewiesen sein“, sagte der SPD-Politiker. „Da wir kein Gas aus Russland mehr zur Verfügung haben, werden wir in hohem Maße Gas über Schiffe nach Deutschland bekommen müssen. LNG ist aber nicht das endgültige Ziel. Die Terminals sind auch die notwendige Infrastruktur für den künftigen Import von klimaneutralen Wasserstoff. Niedersachsen kann das zentrale Tor für Wasserstoff-Importe nach Deutschland werden.“
Die Bundesregierung hatte für dieses Jahr LNG-Importkapazitäten von 13,5 Milliarden Kubikmetern Gas in Aussicht gestellt. Das entspricht mehr als 130 Terawattstunden - und damit etwa dem Vierfachen dessen, was im ersten Halbjahr tatsächlich an LNG importiert wurde.
Die Kosten für den Aufbau der LNG-Infrastruktur sind immens. Der Bund hat dafür bis 2038 rund 9,8 Milliarden Euro bereitgestellt. Das Wirtschaftsministerium rechnet aber schon mit noch höheren Ausgaben.
Neben den drei bereits genutzten LNG-Terminals sind mehrere weitere geplant. In Niedersachsen sollen möglichst noch in diesem Jahr ein zweites Terminal in Wilhelmshaven sowie ein erstes in Stade den Betrieb aufnehmen.
Kritiker befürchten, dass damit Überkapazitäten für die fossile Energie geschaffen werden könnten, die größer sind als nötig wäre, um die früheren Gasimporte aus Russland zu ersetzen. Auch Umweltschützer sehen die LNG-Terminals mit Sorge, unter anderem wegen der Einleitung von Chemikalien ins Meer.