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Wetter Wetter: Zwölf Menschen sterben beim Sturm zu Pfingsten

09.06.2003, 11:55
Ein Feuerwehrmann beseitigt am Sonntagabend (08.06.2003) in Frankfurt/Main mit Stiefeleinsatz Äste eines Baumes, die während eines Gewitters abgeknickt worden waren. Schwere Unwetter haben am Pfingstsonntag mindestens drei Menschen in Deutschland das Leben gekostet. (Foto: dpa)
Ein Feuerwehrmann beseitigt am Sonntagabend (08.06.2003) in Frankfurt/Main mit Stiefeleinsatz Äste eines Baumes, die während eines Gewitters abgeknickt worden waren. Schwere Unwetter haben am Pfingstsonntag mindestens drei Menschen in Deutschland das Leben gekostet. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Auf einer Show-Veranstaltung eines NATO-Hauptquartiers inMönchengladbach kam am Sonntagnachmittag ein fünf Jahre altes Mädchenums Leben. Das Mädchen saß im Sitz eines Fesselballons. Der mitHelium gefüllte Ballon wurde unter den Augen hilfloser Betreuer vomWind fortgerissen, trieb 50 Kilometer nordwärts, flog gegen eineStromleitung und schlug auf den Boden auf. Das Kind eines britischenSoldaten und einer Deutschen wurde tot etwa 200 Meter von derBallonhülle entfernt auf einer Wiese gefunden. Staatsanwaltschaft undPolizei nahmen die Ermittlungen auf. Der Sturm zerfetzte auf demNATO-Fest Zelte und verletzte sechs Menschen, davon einen schwer.Während des Unwetters waren 3000 Gäste auf dem Gelände.

In Willingen-Welleringhausen (Hessen) wurde ein 33 Jahre alterGleitschirmflieger von einer Böe erfasst und getötet. Mindestens vierMenschen wurden durch umstürzende Bäume und Gegenstände erschlagen:Im niedersächsischen Apen kam ein 42 Jahre alter Ordner einerFreiluftveranstaltung vor einer Discothek unter einer umgeknicktenEiche ums Leben. In Rheinland-Pfalz wurde bei einem Schlossfest naheBernkastel ein Musiker von einem Ast erschlagen. Im thüringischenMühlhausen starb ein Mann am Steuer seines Wagens durch einenherabstürzenden Ast. Ein 65-Jähriger wurde auf Sylt von seinemumgewehten Wohnmobil erschlagen.

Mindestens sechs Menschen kamen bei Gewitterregen auf Straßen umsLeben. Bei Baddeckenstedt in Niedersachsen starben vier Personen,nachdem ein Autofahrer auf die Gegenfahrbahn geraten war. InThüringen bei Seebach kam die Mitfahrerin eines wegen Aquaplaningsgestürzten Motorradfahrers ums Leben. Vermutlich wegen einesPlatzregens kam in der Nähe von Agethorst (Schleswig-Holstein) ein 22Jahre alter Mann mit seinem Wagen von der Straße ab und starb.

Die Massenveranstaltung «Karneval der Kulturen» in Berlin mithunderttausenden Besuchern wurde abrupt durch ein umgewehtes Gerüstbeendet. Sanitäter brachten zwei Frauen und einen Mann mitlebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus. Eine Plane hatte wieein Windsegel gewirkt. Im Spreewald in Brandenburg versenkte einumstürzender Baum einen mit zwölf Menschen besetzten Kahn. FünfInsassen wurden verletzt. Im brandenburgischen Kreis Teltow-Flämingwurde ein Mann von seinem Dach geweht. Er hatte das Dach regendichtmachen wollen. Auf der Elbe wurde ein Ehepaar vor Brokdorf von ihrergekenterten Yacht gerettet. Im niedersächsischen Hohenhameln stürzteein Kran auf eine Zuckerfabrik - Bilanz: 500 000 Euro Schaden.

Der Wind erreichte Spitzengeschwindigkeiten bis zu 133Stundenkilometern auf der Nordseeinsel Amrum, teilte der WetterdienstMeteomedia mit. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD)fielen örtlich bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter.

Der Verkehr kam vielerorts von der einen auf die andere Minute zumErliegen. Umgestürzte Bäume und Blitze legten unter anderem denZugverkehr auf der Strecke Dortmund-Hannover lahm. In Duisburg wurdendie Stadtautobahn und andere Straßen überflutet. Auch im RaumHannover mussten Straßen wegen der Wassermassen gesperrt werden. «DieNotrufe kommen im Sekundentakt», sagte ein Sprecher der Polizei inHalle. Insgesamt kamen Sachsen und Sachsen-Anhalt glimpflich davon.In Hamburg rückte die Feuerwehr zu mindestens 50 Einsätzen aus.

Nach der gewitterbedingten Abkühlung am Pfingstmontag startet dieneue Woche sonnig. Am Dienstagabend kann es nach Angaben desDeutschen Wetterdienstes (Offenbach) im Westen Gewitter geben. DieHöchstwerte pendeln zwischen 23 Grad in Schleswig-Holstein und 33 amOberrhein.