Wetter in Europa Wetter in Europa: Die Ostsee wird zum Eismeer

Rom/Paris/Madrid/Hamburg/dpa. - Die Eiseskälte hat am Freitag weite Teile Südeuropas erfasst. In Frankreich erfroren bisher elf Menschen, berichtete die Polizei. Die klirrende Kälte führte in Spanien zum bislang höchsten Stromverbrauch in der Geschichte des Landes. Und in Norditalien legte das eisige Wetter vor allem die Region Friaul lahm. Heftige Schneefälle führten auch in Österreich und Ungarn zu teilweise erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Ostsee wird immer mehr zum Eismeer, die Fischerei ist erheblich behindert. In Mecklenburg-Vorpommern gab es mit unterkühltem Regen ein seltenes Wetterphänomen. In Frankreich starb ein angetrunkener Mann nach Angaben der Polizei vom Freitag bereits vor einigen Tagen auf der Straße. Erst jetzt sei er gefunden worden. In der Nordbretagne wurde ein 65 Jahre alter Obdachloser Opfer der Kälte. Ein nackter Mann lag erfroren auf einem Parkplatz. Außerdem haben schwere Schneefälle in Südfrankreich mindestens 6000 Olivenbäume zerstört.
Der Stromkonsum in Spanien erreichte Donnerstagabend knapp 35 700 Megawatt, meldete der Rundfunk am Freitag. Dank neuer Elektrizitätswerke sei es aber im Gegensatz zu anderen strengen Wintern nicht zu Stromausfällen gekommen. Auch der Gasverbrauch erreichte eine Rekordmarke, hieß es. Im Norden waren am Freitag wegen heftiger Schneefälle fast 180 Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Auf der Ferieninsel Mallorca wird die Kältewelle am Wochenende erwartet.
Im italienischen Triest herrschten wie an den vergangenen Tagen chaotische Zustände. Zahlreiche Menschen wurden meist bei Stürzen auf den eisglatten Straßen verletzt. Viele Autobuslinien konnten nicht verkehren. Die Schulen würden bis Montag geschlossen bleiben, hieß es. Auch in Großstädten wie Mailand und Bologna fiel Schnee.
In Deutschland hielt der klirrende Frost am Freitag an. Die Ostsee wird langsam zum Eismeer. Zeitweise sei die Eisfläche um 40 Prozent größer als im Januar üblich, sagte der Leiter des Eisdienstes in Hamburg. In den vergangenen 16 Jahren war die Ostsee nur im März 1994 und im Februar 1996 stärker vereist.
Ein seltenes Wetterphänomen gab es in Mecklenburg-Vorpommern. Bei deutlichen Minusgraden fiel Sprühregen, der beim Auftreten auf den Boden sofort vereiste. Normalerweise entstehe das so genannte Blitzeis, wenn Regen aus den Wolken mit Plusgraden auf Kaltluft am Boden treffe, hieß es. Diesmal habe es sich um «unterkühlten Regen» gehandelt. Die Regentropfen hätten negative Temperaturen, seien aber nicht gefroren.
Zu Beginn der nächsten Woche hat im Großteil Deutschlands das Bibbern ein Ende. Der Westwind bringt für ganz Europa mildere Temperaturen. Das bisher bestimmende Hochdruckgebiet verlagert sich vom Nordmeer in Richtung der iberischen Halbinsel und macht damit den Weg frei für atlantische Tiefausläufer. Mit einsetzenden Niederschlägen und Tauwetter könnte sich jedoch die Hochwassersituation wieder zuspitzen, sagte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Freitag voraus.
